Geldern Erst betrogen, jetzt zittern vor Gericht

Geldern · Andre und Eileen, die bei einem Autokauf um 15.000 Euro geprellt wurden, kommen aus dem Pech nicht heraus. Sie haben keinen Cent zurückbekommen, haben kein Auto, und jetzt könnten Tausende Euro Gerichtskosten sie ruinieren.

 Das "gekaufte" Auto steht seit Monaten nutzlos vorm Haus. Davor zeigt der Betrogene Andre das leere Heft für die Fahrzeugpapiere. Die liegen bei der Bank, die sich als Eigentümerin des Wagens versteht.

Das "gekaufte" Auto steht seit Monaten nutzlos vorm Haus. Davor zeigt der Betrogene Andre das leere Heft für die Fahrzeugpapiere. Die liegen bei der Bank, die sich als Eigentümerin des Wagens versteht.

Foto: Seyb

Erstmal klingt alles nicht schlecht: Der Mann, der Andre (27) aus Sonsbeck und Eileen (26) aus Kapellen beim Autokauf übel betrogen hat, ist wahrscheinlich gefasst. Der mutmaßliche Täter sitzt in Untersuchungshaft. "Die Staatsanwaltschaft sagte, das ist eine ganze Bande, die dahinter steckt", erzählt Andre. Das Auto, um das sie betrogen wurden, steht vor der Haustür. Und es gibt noch moralische Unterstützung: "Ein weiterer Geschädigter hat sich bei uns gemeldet, der auch darauf reingefallen ist", erzählt Andre weiter: "Die gleiche Masche wie bei uns."

Nur haben Andre und Eileen von all dem leider überhaupt nichts. Von ihren 15.000 Euro haben sie keinen Cent zurückbekommen. Der "gekaufte" Wagen ist bei ihnen nur abgestellt, sie dürfen ihn nicht nutzen. Und jetzt sollen die jungen Eltern auch noch mehrere tausend Euro Gerichtskosten zahlen - Geld, das sie einfach nicht haben.

Wie berichtet, haben Andre und Eileen Anfang des Jahres von einem Privatmann einen VW Golf 7 gekauft. Bei der Ummeldung stellte sich heraus: Der angebliche Eigentümer hatte ihnen einen Leihwagen "verkauft", die Autopapiere und der Ausweis des Täters waren gefälscht.

Seitdem befassen sich Gerichte damit. Erst wurde das sichergestellte Fahrzeug per Gerichtsbeschluss an Andre und Eileen übergeben. "Die Autovermietung hat dagegen gar nichts mehr gemacht", erinnert sich Andre. Aber das Unternehmen hatte den Wagen auch noch gar nicht bezahlt. Als Eigentümerin versteht sich vielmehr die VW-Bank, bei der ein Kredit dafür lief.

Das Paar und ihr Anwalt klagten. Ihre Auffassung: Andre hat das Auto in gutem Glauben erworben. Die Bank müsse sich mit ihren Ansprüchen an die Autovermietung halten, die Vermietung wiederum an den mutmaßlichen Täter. Die Bank hingegen sagt, Andre und Eileen hätten "grob fahrlässig" gehandelt, hätten die Papiere als Fälschung erkennen müssen. Das habe ja nicht mal die Zulassungsstelle auf Anhieb getan, protestiert Andre.

Jetzt gab es einen Gütetermin beim Amtsgericht Düsseldorf. Ernüchterndes Ergebnis: Ihr Anwalt hat Andre und Eileen signalisiert, dass er an einen Sieg vor Gericht nicht mehr glaubt. Und: Vermutlich werde nicht mal Prozesskostenhilfe bewilligt. Mit der hatten Andre und Eileen aber nach allen Vorgesprächen fest gerechnet: "Sonst hätten wir ihn niemals beauftragt, Klage einzureichen", sagt Andre. 5000 bis 6000 Euro stehen nun auf dem Spiel.

Dass er am Ende nach all dem Unglück auch noch darauf sitzen bleiben soll, kann er kaum glauben. Was die Misere perfekt macht: Er ist aufs Auto angewiesen, um zur Arbeit zu kommen. Für einen weiteren Autokauf bekam er bei der Bank keinen Kredit: "Dafür verdiene ich nicht genug." Nachdem sein Fall bekannt wurde, hatte das Gelderner Autohaus Passura ihm einen Gebrauchtwagen geschenkt. Ein Riesenglück - dem ein Zahnriemenriss nach gut drei Wochen ein Ende setzte. Seitdem gibt Andre zwischen 700 und 900 Euro im Monat für Mietwagen aus.

"Die Mietwagenkosten können wir so grade mit Hängen und Würgen noch stemmen", sagt Eileen. Aber wie sie mit Gerichtskosten umgehen sollen, weiß sie nicht. Und während dessen steht das Traumauto ungenutzt in Sichtweite. Andre: "Das verrottet jetzt da."

(RP)
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