Was Macht Eigentlich...? Eine Aktion Der Rheinischen Post Und Der Stadtwerke Geldern "Es macht Spaß, gebraucht zu werden"

Geldern · Nach dem Abschied vom Café Biesenbach zog es Michael und Irmgard Röger zunächst nach Bayern. Mittlerweile sind sie nach Bünde bei Bielefeld umgezogen - der Enkelkinder wegen. Nach Geldern kommen sie immer wieder gern zurück.

 Auf dem Familienfoto (von links) Irmgard Röger, Michael Röger, Enkel Leon (5 Jahre), Tochter Dorothee (in Berlin lebend), Sohn Christoph, Enkelin Marie (3 Jahre) und Schwiegertochter Maike.

Auf dem Familienfoto (von links) Irmgard Röger, Michael Röger, Enkel Leon (5 Jahre), Tochter Dorothee (in Berlin lebend), Sohn Christoph, Enkelin Marie (3 Jahre) und Schwiegertochter Maike.

Foto: Röger

Geldern Einmal im Jahr gibt es eine Art "Klassentreffen". Das frühere Team vom Café Biesenbach trifft sich zur gemütlichen Runde. Dann sind die ehemaligen Chefs immer dabei. Michael Röger freut sich, dass der Kontakt zu den Mitarbeitern noch so gut ist. "Das ist für mich auch eine späte Anerkennung, dass wir doch vieles richtig gemacht haben", sagt der Konditormeister im Gespräch mit unserer Redaktion.

Geldern kehrten Michael und Irmgard Röger den Rücken, nachdem sie 2008 das Café Biesenbach (heute das Mühlencafé von Hoenen) aufgaben. Das war schon immer ihr Plan: Nach Bayern zurückzugehen. In Pfaffenhoffen richteten sie sich ein, hatten viel Zeit für Ausflüge und Reisen. Und Rögers Fachwissen war gefragt. An der dortigen Volkshochschule gab er Kurse und Seminare - bis zu 50 Stück im Jahr. Wie man leckere Torten und Pralinen macht, verriet er dem gespannten Publikum.

Doch dann kam nach acht Jahren der Ruf der Familie. "Kommt doch zu uns", sagten Sohn Christoph (Berufschullehrer in Bielefeld) und Schwiegertochter Maike. Und so fiel die Entscheidung, nach Bünde bei Bielefeld zu ziehen und sich dort vor allem um die beiden Enkelkinder, fünf und drei Jahre alt, zu kümmern. Ostwestfalen statt Bayern. "Wir bereuen diese Entscheidung nicht", zieht Röger nach einem Jahr Bilanz. "Wir springen oft als Helfer bei Engpässen ein und es macht richtig Spaß, gebraucht zu werden."

In Geldern hat Michael Röger große Fußstapfen hinterlassen. Denn er hat sich nie allein auf das eigene Geschäft konzentriert, sondern sprühte nur so vor Ideen für die ganze Stadt. Nur ein paar Beispiele: Mit dem "Hochzeitsring", verbunden mit den ersten Hochzeitsmessen in der Halle am Seepark, brachte er die Inhaber verschiedener Branchen zusammen. Die "Culin Art" war ein herausragendes Festival der Gastronomie. Gelderns Köche zeigten bei besonderen Abenden ihr Können, Künstler stellten passend dazu aus. Besonders die Auftaktabende waren gesellschaftliche Treffpunkte. Mit "Antistatik", dem Kinetikfestival, brachte Röger den Geldernern diese besondere Form der Kunst, die er sehr mag, näher. Für sein Engagement wurde er 2007 mit dem Preis "Dä Geldersche Wend" ausgezeichnet.

Dass Röger einmal im niederrheinischen Städtchen Geldern landet, war bei seinem bewegten Lebenslauf nicht unbedingt absehbar. Es hätte wohl niemand gewundert, wenn es stattdessen München, Berlin oder New York geworden wäre. 1948 im schwäbischen Dillingen an der Donau geboren, lernte er sein Handwerk in Siegburg. In München, wo er auch seine Frau kennenlernte, widmete der Konditor sich im Hotelbereich besonders der Patisserie. Es folgte die Zeit auf Kreuzfahrtschiffen wie der "Hanseatic" und der "Hamburg", dann ging es für zwei Jahre nach Südafrika. Er war Fachlehrer in Iserlohn an der Meisterschule und arbeitete dann zuletzt wieder in München im renommierten "Vier Jahreszeiten". Bis er erfuhr, dass in Geldern Heinz Biesenbach sein Café abgeben wollte. Michael und Irmgard Röger wagten den Schritt in die Selbstständigkeit. "21 Jahre in Geldern, das war die längste Zeit an einem Stück an einem Ort in unserem Leben", so Michael Röger. Und während man in Geldern noch manche Spezialität wie Gelderner Dracheneier oder die Käse Royal oder die Champagnertrüffel vermisst, können die Enkelkinder Leon und Marie sich darauf verlassen, verdammt leckere Desserts serviert zu bekommen.

(RP)
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