Geldern Ex-Finanzamt kommt jetzt auf den Markt

Geldern · Der Bau am Gelderner Mühlenturm geht in den Verkauf. Die Stadt selbst will nicht mitbieten. Das Konzept für Hotel und Hausärzte-Zentrum steht weiterhin. Angeblich gibt es jetzt auch Ideen für ein Wohnheim für Saisonarbeiter.

 Das ehemalige Finanzamt am Mühlenturm. Erst stand es leer, dann lebten Flüchtlinge darin, jetzt geht es dem Verkauf entgegen.

Das ehemalige Finanzamt am Mühlenturm. Erst stand es leer, dann lebten Flüchtlinge darin, jetzt geht es dem Verkauf entgegen.

Foto: Seybert

Ein Gerücht geht um in Geldern. Das ehemalige Finanzamt am Mühlenturm, zuletzt durch das Land NRW als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt, könnte zum Wohnheim für Saisonarbeiter ausgebaut werden, so lauten die Mutmaßungen. Ein oder mehrere Unternehmen hätten an einer solchen Nutzung Interesse bekundet.

Ob da etwas dran ist, dürfte sich in Kürze zeigen. "Das Objekt soll im Juni auf den Markt kommen", sagt Bürgermeister Sven Kaiser. Es werde zunächst ein Gutachten über Zustand und Wert der Immobilie erstellt, "dann gibt es ein ganz normales Bieterverfahren".

Die Stadt wird sich dabei zunächst nicht einbringen. "Wir sind erstmal aus dem Verfahren raus", erklärt der Bürgermeister. Der Bau ist im Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen. Zuständig für das Verfahren ist somit der nordrhein-westfälische "Bau- und Liegenschaftsbetrieb" (BLB). Am Bieterverfahren könnte sich theoretisch jeder beteiligen und die Immobilie kaufen. Allerdings, so betont Kaiser, könnten Stadtverwaltung und Politik mit dem Mittel des Planungsrechts darauf achten, dass an dem Standort nichts entsteht, was politisch nicht gewollt ist. Außerdem steht immer noch eine Notbremse zur Verfügung: "Natürlich könnte die Verwaltung noch ins Bieterverfahren einsteigen", so Kaiser. Nur: Das würde natürlich teuer.

Kaiser glaubt aber nicht, dass das einstige Finanzamt auf großes Investoren-Interesse stoßen wird. Außer der Unternehmerfamilie Janssen, bekannt durch das See-Park-Hotel, die ein Hotel darin eröffnen möchte, habe zumindest bei der Stadt Geldern niemand vorgesprochen, so Kaiser. "Natürlich fände ich persönlich ein Hotel an der Stelle gut", sagt er: Schließlich würden die Gäste Geld in der Stadt lassen.

Mit den Hotel-Plänen steht nach wie vor die Entstehung eines Hausärzte-Zentrums im Raum. Der Allgemeinmediziner Dr. Arne Kleinstäuber steht für die Umsetzung bereit. Nach wie vor würden er und die Investoren der Familie Janssen ihr Vorhaben gemeinsam wie angedacht umsetzen, versichert er: "Interesse besteht weiterhin." Und er ist überzeugt, dass er auch noch genügend andere Ärzte als Mitstreiter dafür findet. "Der Verwaltungsaufwand erdrückt langsam aber sicher jede Praxis", begründet er.

Von der Familie Janssen war auf RP-Anfrage niemand für ein Gespräch zu erreichen. Die zuletzt bekannten Pläne sprechen von einem Hotel im mittleren Preissegment, das Übernachtung mit Frühstück bieten würde. Ein richtiges Restaurant soll es nicht geben.

Im Hausärzte-Zentrum würden sich - so das Konzept von Arne Kleinstäuber - Haus- und Kinderärzte zusammentun und zudem Ärzte im Angestelltenverhältnis beschäftigen. So ließen sich Vertretungen, Teilzeitarbeit, Urlaube und flexible Arbeitszeiten unkompliziert regeln, ebenso komfortablere Öffnungszeiten für Patienten, stellt er in Aussicht. Das Modell sei auch attraktiv für junge Ärzte, die jene ersetzen könnten, die in kommenden Jahren in Rente gehen. Kritiker fürchten, dass gerade durch diese Attraktivität die Dörfer bei der Versorgung mit Hausärzten schlechter wegkommen würden. Junge Mediziner würden sich, so meinen sie, in dem Zentrum vielleicht ansiedeln. Für frei werdende Praxen in den entlegenen Ortsteilen würde sich dann aber niemand mehr finden.

(szf)
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