Geldern Expertenrunde zum Terror des IS

Geldern · Schüler des Berufskollegs Liebfrauenschule verfolgten gestern die alljährliche Podiumsdiskussion. Thema war der Krisenherd im Irak und in Syrien. Jeder Einzelne kann handeln. Nährboden für Terror muss ausgetrocknet werden.

 Lockere Einstiegsrunde: Roderic Zaak (Mitte) stellt in der Rolle als Lehrer Fragen, wie jeder persönlich mit der Thematik im Alltag umgehen würde. Uli Gack vom ZDF (l.) und Özlem Demirel (r.), Linken-Politikerin, stehen Rede und Antwort.

Lockere Einstiegsrunde: Roderic Zaak (Mitte) stellt in der Rolle als Lehrer Fragen, wie jeder persönlich mit der Thematik im Alltag umgehen würde. Uli Gack vom ZDF (l.) und Özlem Demirel (r.), Linken-Politikerin, stehen Rede und Antwort.

Foto: Gerhard Seybert

Das Thema hat es in sich und beherrscht seit vielen Monaten die Schlagzeilen - der IS-Terror in Irak und Syrien. Die dort durch die Lande ziehenden Kämpfer haben nicht zuletzt durch ihre Brutalität und Skrupellosigkeit auch in den westlichen Staaten für Besorgnis gesorgt.

Ein Thema, das die Schüler des Gelderner Berufskollegs Liebfrauenschule gestern unter der Fragestellung "Brandherd Irak/Syrien - kann uns das kalt lassen?" in ihrer jährlichen Podiumsdiskussionsreihe "Schüler diskutieren mit Experten" aufgriffen. Zu Gast waren namhafte Fachleute: Uli Gack (ZDF-Korrespondent, zuletzt im Nahen Osten), Özlem Demirel (Landessprecherin der Partei Die Linke in NRW), Burkhard Freier (Leiter des NRW-Verfassungsschutzes), Joachim Hippler (Politikwissenschaftler an der Uni Duisburg-Essen) und Norbert Fabian (Mitglied der Kommission Friedenspolitik bei Pax Christi).

Um in das komplexe Thema einzusteigen, lockerte Roderic Zaak die Runde etwas auf. In der Rolle eines Lehrers stellte er den Gästen kurze Fragen, wie sie persönlich mit dem Thema umgehen. Anschließend charakterisierten die Gäste den IS (Islamischer Staat), um den Schülern einen Eindruck von dessen Bedeutung und Stärke zu vermitteln. Während Hippler die Stärke des IS auf "die schwachen Regierungen vor Ort" zurückführte, ging Demirel weiter: "Die Organisation ist wie ein Frankenstein-Monster. Sie besteht aus vielen einzelnen Teilen", sagte sie. Zudem habe man die Situation auf internationalem Parkett falsch eingeschätzt. Die USA wurden von den beiden Schüler-Moderatorinnen als Paradebeispiel angeführt.

Über die Rolle der USA im Konflikt war sich die Runde in großen Teilen einig. "Den Nährraum für Terrorismus findet man überall dort, wo westliche Staaten Regierungen unterstützen, die viele Menschen unterdrückt", sagte Freier. Demirel bezeichnete die Krisenherde in Nahost "als Produkt westlicher Einmischung. Andererseits haben viele westliche Staaten auch zu lange zugesehen, ohne zu handeln."

Uli Gack, der zuletzt häufig aus den Kriegsregionen berichtet hat, stufte die Langlebigkeit des IS aber als eher gering ein. "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er wieder zusammenfällt. Die Stärke des IS ist überbewertet. Militärisch ist er hoffnungslos unterlegen." Die Runde fügte hinzu, dass es aber selbst dann durchaus sein könne, dass andere Terror-Gruppen in Erscheinung treten. So sei es schließlich auch gewesen, als der IS die Al-Kaida als gefährlichste Terrororganisation abgelöst habe.

Auch in Deutschland ist der Konflikt angekommen. Einige Sympathisanten sind nach Syrien ausgereist, um dort zu kämpfen. "Deshalb ist es wichtig, die Menschen schon vorher immun für solche Bewegungen zu machen", forderte Freier.

Fabian appelierte an die Medienlandschaft, sensibler mit dem Thema umzugehen. Aber auch jeder einzelne könne einen Beitrag leisten, indem man Flüchtlinge aus dem Irak und Syrien willkommen heiße und ihnen Hilfestellung im Alltag anbiete.

(cad)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort