Issum Farbenfrohe Kunst begeistert Besucher

Issum · Im Weißen Häuschen werden Werke von Petra Sandmeier gezeigt. Normalerweise arbeitet die Rheinbergerin in den Caritas-Werkstätten. In ihrer Freizeit malt sie leidenschaftlich gern. Ein Besucher aus Berlin war besonders angetan.

 Petra Sandmeier mit einigen ihrer Bilder, die sie im Weißen Häuschen in Issum zeigt.

Petra Sandmeier mit einigen ihrer Bilder, die sie im Weißen Häuschen in Issum zeigt.

Foto: Gottfried Evers

Interessiert streift der Besucher durch die kleinen Räume des Weißen Häuschens in Issum. Von der Ausstellung hat er in der Zeitung gelesen. "Das kann bestimmt interessant sein", habe er gedacht, sagt Wilhelm Brands und betritt den nächsten Raum. An den leicht windschiefen Wänden hängen Bilder von Petra Sandmeier. Ein Lieblingsbild hat der Besucher auch schon ausgemacht. Eigentlich kommt Besucher Brands aus Berlin, am Niederrhein macht er hin und wieder Urlaub, und wenn es ungewöhnliche Kunst zu sehen gibt, dann ist er dabei. "Das ist wunderbar, weil es nicht streng horizontal gehalten ist, sondern Bewegung drin ist", sagt er über die bunten Streifen, die sich über die Leinwand seines Lieblingsbildes ziehen.

Die Issumer Künstlerin Ilse Klein gesellt sich dazu und bestätigt seinen Eindruck. "Es ist das intuitive Malen, was den Reiz ausmacht und was die Bilder so lebendig werden lässt", sagt sie und möchte von der Erschafferin dieser Bilder ganz genau wissen, wie sie das macht. Eigentlich arbeitet Petra Sandmeier in der Montageabteilung der Behindertenwerkstatt. Sie hat ein Chromosom mehr als die meisten Menschen, das heißt dann Trisomie 21 oder Down-Syndrom. Weil sie arbeiten geht, kommt sie nur nach Feierabend oder am Wochenende zum Malen. Dann breitet sie die bunten Tuben in ihrem Zimmer aus und legt los.

Angst vor einer weißen Leinwand kennt die 54-Jährige nicht. Das ist auch gut so. Ilse Klein erzählt von ihren Erwachsenen-Kursen und wie schwer es manchem fällt, einfach loszulegen. "Das Freie, aus dem Bauch heraus, das muss erhalten bleiben", lautet ihr Credo. Und genau das findet und sieht sie in den Werken der Rheinbergerin. "Ehrliche Kunst", nennt sie das, ohne Schnick-Schnack. Vor allem wirken die Bilder alle sehr freundlich.

Als das Sonnenlicht durch die Fenster des Weißen Häuschens fallen, entfalten die Farben ihre Leuchtkraft. Ein Bild erinnert an bunte Donuts. Die Kreise in Türkis, Dunkelrot und Apfelgrün verbreiten beim Anblick direkt gute Laune. "Einfach die Farben wirken lassen, das finde ich total klasse", sagt Ilse Klein begeistert.

Die Künstlerin gönnt sich erst einmal eine Tasse Kaffee. Neben ihr steht Tatjana Michels, die Betreuerin von Petra Sandmeier, und legt den Arm um ihren Schützling. "Ich bin stolz auf dich", sagt sie und erzählt vom Werdegang der Rheinbergerin. Wachsmalstifte und Buntstifte waren der Anfang. Dann hat sie Petra Sandmeier ermutigt, es mit Acryl auf Leinwand zu versuchen, und damit ins Schwarze getroffen. Petra Sandmeier ist ihr auch Vorbild. "Sie macht das mit so viel Ruhe", beschreibt sie deren Malen. Und vor allem gehe es nicht darum, was andere denken, sondern ums Malen an sich. Für Mechtild Cuypers vom Weißen Häuschen war das ein Anstoß für weitere Aktionen. "Ich war selbst überrascht, wie schön die Bilder in den kleinen Räumen wirken", sagt die Issumerin. Und sie verfolge mit der Aktion auch einen sozialen Aspekt: Anderen Menschen die Möglichkeiten bieten zu zeigen, was in ihnen steckt.

(RP)
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