Kerken Fehlalarme in Via Stenden nerven

Kerken · Anwohner und Mitglieder der Feuerwehren registrieren die häufigen Einsätze mit großem Unmut. Auch die Motivation der Hilfskräfte wird auf eine harte Probe gestellt. Seit Mitte Juli gibt es dort eine neue Brandmeldeanlage.

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Es ist ein zweischneidiges Schwert. Brennt es in der Zentralen Unterbringungs-Einheit (ZUE) Via Stenden, in der sich derzeit etwa 600 Flüchtlinge befinden, wirklich, und die Rettungskräfte kommen in zu geringer Zahl, kommt es zur Katastrophe. Handelt es sich wieder einmal um einen Fehlalarm und die Feuerwehren aus den Kerkener Ortschaften beziehungsweise aus dem benachbarten St. Hubert rücken in voller personeller Stärke mal wieder vergebens in Richtung Flüchtlingsunterkunft aus, sinkt verständlicherweise die Motivation der Helfer, beim nächsten Fall erneut schnell zu reagieren.

Dieser Konflikt herrscht derzeit in der Via Stenden, dem ehemaligen Tagungshotel der Landes-SPD und seit knapp einem Jahr eine wichtige Durchgangsstation für Flüchtlinge in Nordrhein-Westfalen. Das Problem der Fehlalarme ist bei den Verantwortlichen bekannt, und sie arbeiten intensiv an einer Lösung.

Kerken: Fehlalarme in Via Stenden nerven
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Kerkens Bürgermeister Dirk Möcking und sein stellvertretender Feuerwehrchef Peter Krings schilderten einige Hintergründe und beschrieben erste Maßnahmen. Es gebe in der Via Stenden erst seit Mitte Juli eine voll funktionsfähige Brandmeldeanlage. Dazu gehören sowohl die Alarmknöpfe in den Glaskästen auf den Gängen als auch die Rauchmeldeanlagen in den einzelnen Zimmern. "Seit Inbetriebnahme der Meldeanlage hat es genau 19 Fehlalarme dort gegeben", berichtet der Bürgermeister.

"Da uns bekannt ist, dass permanentes Ausrücken der Wehrmänner bei Fehlalarmen nicht unbedingt motivationsfördernd ist, sind wir seit längerer Zeit bemüht, dem entgegenzuwirken", erklärt Möcking. Deshalb gebe es auch intensive Gespräche mit Verantwortlichen in der Kreisverwaltung.

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Krings hingegen listet auf: 17 der insgesamt 19 Fehlalarme sind durch Zerstörung der Glaskästen auf den Gängen und Drücken des Alarmknopfes entstanden, nur zwei durch die Rauchmeldeanlagen in den Zimmern.

Der stellvertretende Kerkener Feuerwehrchef berichtet auch von ersten Maßnahmen, um seinen Männern unnötiges Ausrücken zu ersparen. Seit einiger Zeit bleiben dem Sicherheitsdienst vor Ort 60 Sekunden Zeit, um zu bestätigen, dass sie den Alarm registriert haben. Wenn sie das tun, gibt es weitere 120 Sekunden Zeit für die Sicherheitsleute, um zu ermitteln, ob es sich um einen Fehlalarm oder einen echten Brand handelt. "Kommt innerhalb der drei Minuten der Hinweis eines Fehlalarms, bleiben unsere Leute zu Hause. Ansonsten rücken wir mit allen verfügbaren Kräften aus", erklärt Krings. Ausnahme: Er und Gemeindebrandmeister Oliver Käfer vergewissern sich auf jeden Fall in der Via Stenden darüber, was passiert ist.

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In diesem Zusammenhang macht Peter Krings dem Sicherheitsdienst in der Via Stenden ein großes Kompliment. Beim Ausrücken nach Fehlalarmen, so Krings, "waren bei unserem Eintreffen bereits alle Bewohner vorschriftsmäßig evakuiert und hatten das Gebäude verlassen. Vielleicht kann dies bei Fehlalarmen auch erzieherische Wirkung unter den Flüchtlingen haben", hofft der Feuerwehrchef. Denn bei Wind und Wetter nur wegen der Zerstörung eines Alarmkastens die warme Behausung schnell verlassen zu müssen, um dann in der Kälte auszuharren, sei für viele Bewohner sicherlich nicht erstrebenswert.

(RP)
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