Geldern Findelkind Marie vermisst seine Mama

Geldern · Vor wenigen Tagen ist im Gelderner Krankenhaus ein kleines Mädchen zur Welt gekommen. Nach der Geburt ist die Mutter des Kindes spurlos verschwunden. Nun sucht das Jugendamt nach den Eltern.

 Erst wenige Tage alt ist Marie – sie steht unter Obhut des Jugendamtes. Anna-Christina Klöhn ist vom allgemeinen sozialen Dienst.

Erst wenige Tage alt ist Marie – sie steht unter Obhut des Jugendamtes. Anna-Christina Klöhn ist vom allgemeinen sozialen Dienst.

Foto: Stadt Geldern

So klein und zerbrechlich wirkt die kaum zwei Wochen alte Marie. Mit ihrem winzigen Köpfchen kuschelt sie sich an den Pullover von Anna-Christina Klöhn, öffnet ihren Mund zu einem müden Gähnen.

Ein gesundes, kleines Mädchen ist Marie, geboren an einem "magischen" Datum, dem 12. Dezember. Ein Tag, der für viele Hochzeitspaare ein Glückstag war, aber auch ein Tag, der für die kleine Marie und wohl auch für ihre Mutter zu einem Schicksalstag wurde. Denn schon bald nach der Geburt verschwand Maries Mutter aus dem Krankenhaus und ließ ihr Neugeborenes zurück.

Schon vor der Entbindung war das Personal im Krankenhaus aufmerksam geworden. Mehrere Faktoren sorgten dafür, dass das Jugendamt eingeschaltet wurde — über die Versicherungskarte wurde schließlich eine Adresse in Krefeld ermittelt. Doch die dort lebende Frau war ahnungslos, die Karte war ihr vor einiger Zeit gestohlen worden. Doch als die junge Mutter zur Rede gestellt werden sollte, war sie schon weg.

Immerhin: Bevor sie das Kind verließ, hatte sie noch den Vornamen "Marie" ausgesucht. Einen Nachnamen hat das Kind derzeit allerdings nicht, denn der Name, den die Mutter angegeben hatte, war falsch.

Inzwischen hat das Gelderner Jugendamt die Obhut des Kindes übernommen und dafür gesorgt, dass es an einem sicheren Platz untergebracht wurde. Walburga Bons, Leiterin der Abteilung Pädagogische Dienste, hofft aber, dass die Mutter sich noch meldet. "Sie hat", betont Bons, "keinerlei strafrechtliche Konsequenzen zu befürchten, weil sie ihr Kind verlassen hat". Sie braucht also keine Angst zu haben, deswegen ins Gefängnis zu müssen oder eine andere Strafe zu erhalten. "Aber für das Kind ist es wichtig, dass es seine Wurzeln kennt, wenn es aufwächst", sagt sie.

Deshalb bietet das Jugendamt der Mutter auch "jegliche Unterstützung" an, die nur denkbar sei. "Wir wollen mit der Mutter eine gemeinsame Lösung für die Probleme, die es ja offensichtlich gibt, finden." Sollte die Mutter nicht nur aus einer Kurzschlusshandlung aus der Situation geflohen sein, sondern ihr Kind tatsächlich nicht wollen, dann müsse das Amt das auch akzeptieren. "Aber auch dann ist es für uns wichtig, das zu wissen." Allein schon, weil dann die Adoption vorbereitet werden kann.

Denn das betont Walburga Bons ausdrücklich, ist derzeit noch nicht im Gespräch. "Für das Kind ist gesorgt, es ist nicht zur Adoption freigegeben", sagt sie. Und appelliert eindringlich, keine entsprechenden Anfragen an das Jugendamt oder das Krankenhaus, wo Marie das Licht der Welt erblickt hat, zu stellen.

Auch wenn sie noch so klein ist, hat Marie schon eine eigene Mailadresse — darüber kann sich die Mutter melden. Sie erreicht ihr Kind unter marie@geldern.de, oder unter Telefon 0163 3981200, täglich von 11 bis 13 Uhr. Der wohl jüngste Erdenbürger mit einer Gelderner Mailadresse hofft nun auf ein kleines Weihnachtswunder: dass sich seine Mama bei ihm meldet.

(RP/jco)
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