Geldern Firmunterricht jetzt auch online

Geldern · Heiner Dresen und Christian Olding von der Gelderner Kirchengemeinde St. Maria Magdalena gehen neue Wege, um Jugendliche für die Firmung vorzubereiten. Videos ersetzen jetzt wahlweise den Unterricht im Pfarrheim.

 Vor der Kamera sprechen - für Heiner Dresen kein Problem. Er war schon Musicaldarsteller, Schauspieler und Entertainment-Chef auf Kreuzfahrtschiffen.

Vor der Kamera sprechen - für Heiner Dresen kein Problem. Er war schon Musicaldarsteller, Schauspieler und Entertainment-Chef auf Kreuzfahrtschiffen.

Foto: Seyb

Ein Bildschirm trennt Redner und Zuhörer. "Die Tatsache, dass ich Gott nicht sehen kann, ist kein Beweis dafür, dass es Gott nicht gibt", sagt Kaplan Christian Olding an die Zuschauer gewandt. Denn immerhin würde auch niemand an der Existenz von Liebe, Frieden oder Gerechtigkeit zweifeln.

Über den Bildschirm flimmert kein seichter Film, sondern die Firmvorbereitung für die Jugendlichen von St. Maria Magdalena Geldern. Die hatten in diesem Jahr erstmals die Wahl: Samstagvormittage im Pfarrheim oder Online-Beschulung mit der freiwilligen Möglichkeit einen Gesprächsabend zu besuchen. Letztendlich hätten sich 25 Prozent für die Online-Variante entschieden, sagt Heiner Dresen. Gemeinsam mit Christian Olding hat der Geistliche die Online-Version konzipiert.

Die Idee kam im vergangenen Jahr auf, bei der Firmnachbereitung, als die Pokémon-Jagd so angesagt war. "Ob man da nicht auch etwas machen könnte, eine Firm-App, um das Interesse zu wecken", lautete die Überlegung. Allerdings sei eine solche Konzeption sehr zeitraubend.

"Wir fangen jetzt erstmal an", sagt Heiner Dresen. "Ich bin der Begleiter, ich übernehme den ganzen E-Mail-Verkehr, die Telefonate. Christian ist ein junger Mann, der hat von seiner Sprache und seinen Medien ganz andere Möglichkeiten als ich", sagt Dresen. Eines ist sicher: "Wir wissen, das Firmalter ist sehr schwierig", sagt der Pastor. "Die 14-, 15-Jährigen stecken in der Pubertät, sie müssen sich selbst finden, von den Eltern loslösen und dann kommt auch noch die Kirche. Viele würden das erst einmal wegschieben", sagt Dresen. "Aber dann kommen die Eltern und Großeltern ins Spiel, die mit verschiedenen Argumenten überzeugen wollen." Und die Firmlinge schlagen mit manchem Vorurteil im Unterricht auf. "Wir haben immer vier, fünf Mädchen dabei, die meinen, sie könnten nur kirchlich heiraten, wenn sie gefirmt sind. Und wenn sie erfahren, dass sie die Firmung nicht brauchen, stehen sie auf und gehen", sagt Dresen. Dabei geht es bei der Firmung gerade nicht um einen Zwang, um Privilegien zu sammeln. "Der Sinn der Firmung ist es, dass der Firmbewerber sich für den Glauben und die katholische Kirche entscheidet. Die Frage ist, kann er das mit 15 Jahren?", überlegt Dresen. "Wenn ich mir G8 anschaue, wie viele Jugendliche sind fähig, mit 18 Jahren schon sagen zu können, wie ihr Lebensweg ausschauen wird?", stellt er als Frage in den Raum. "Meine persönliche Meinung ist, die sind zu jung. Man sollte ihnen mehr Zeit lassen."

Ehrlicherweise gebe es aber auch sehr motivierte Firmbewerber, die wissen, dass sie zum christlichen Glauben gehören wollen. Ob sie nun am Samstagnachmittag oder online mit der Option vor- und zurückspulen zu können, vom Glauben hören, ist ihnen überlassen. Im ersten Online-Kursus geht es um Gott. Heiner Dresen greift darin zur Bibel, nachdem Christian Olding ankündigt: "Wir kommen um diesen Wälzer nicht herum", denn darin sind die Erfahrungen der Menschen aufgeschrieben, die sie mit Gott gemacht haben. Dresen liest die Berufung des Mose vor, der mal eben ein ganzes unterdrücktes Volk aus Ägypten führen soll. "Freiheit", laute der Auftrag Gottes, erklärt Olding. Ein Schnipsel aus dem Film Shrek wird eingespielt. Eine der Hauptfiguren, der Esel, soll über eine klapprige Brücke, die über einem blubbernden Lavasee hängt. "Auf den Weg machen", schlägt Olding seinerseits die Brücke zwischen dem Helden aus dem Animationsfilm und Mose. "Gott gibt die Kraft, den Mut, die Aufgabe zu meistern."

Auch das Thema Leid wird in dem 20-Minuten-Online-Kursus behandelt. Heiner Dresen liest dazu aus dem Buch von Elie Wiesel vor, der seine Kindheitserfahrungen in Auschwitz schildert. Es ist keine leichte Kost. "Leid können wir nicht immer verstehen. Oft ist es von den Menschen mitgemacht", wird Olding dazu erklären. Und: "Gott können wir immer fragen." Die Videobotschaft endet damit.

Aber: Weiterdenken ist durchaus erlaubt.

(RP)
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