Gelderland Flüchtlinge: Das sagt die Bibel

Gelderland · Vier Geistliche aus dem Gelderland werfen einen Blick auf die Grundlagen des Christentums. Durch die Heilige Schrift zieht sich das Thema "Auf der Flucht sein" wie ein roter Faden. Auch Jesus Christus war ein Flüchtling.

 Rolf Lohmann predigte noch am Sonntag über Flüchtlinge.

Rolf Lohmann predigte noch am Sonntag über Flüchtlinge.

Foto: Kreß

Pastor Rolf Lohmann hatte am Sonntag in Kevelaer noch eine Predigt zum Thema Flüchtlinge gehalten. "Ich erlebe ganz stark, das Thema berührt die Menschen", sagt der Geistliche. Einen Teil bewegt es zum Guten. Für das Flüchtlingsprojekt Piroge in Kevelaer sind innerhalb kürzester Zeit 6000 Euro zusammengekommen. "Natürlich gibt es auch die Vorkommnisse der vergangenen Tage, gerade die braunen und rechten Parolen", sagt Lohmann mit Blick auf das aktuelle Geschehen in Deutschland. "Das ist gegen den Geist des Evangeliums." Er erinnert an Maria und Josef, die selber auf der Flucht waren. Erst fand Maria keine Bleibe, als sie hochschwanger war. Kurz nach der Geburt des Gottessohnes Jesus Christus musste sie fliehen, nach Ägypten. "Jesus hat das selber erlebt", sagt der Geistliche. "Er hat immer deutlich gemacht, dass er für die da ist, die auf der Schattenseite stehen. Unser Auftrag als Christen ist klar, für wen wir einzustehen haben." Traurig findet er das, wenn andere Kräfte da sind. "Wir haben wohl die Sorgen ernst zu nehmen: Wie schaffen wir das? Was können wir weiter tun? Es ist nicht alles einfach zu regeln", sagt Lohmann.

"Christsein heißt auch, die eigenen Grenzen und Ängste zu überwinden", sagt Yvonne Brück, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde in Issum. "Jesus Christus ist immer zu den Fremden gegangen, die niemanden hatten, die eigentlich raus waren aus der Gesellschaft", sagt die Pfarrerin. Dass das Vorbild und Auftrag an alle Christen ist, wird deutlich im Text vom Weltgericht, über das Jesus in Matthäus 25 spricht. "Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich aufgenommen", sagt Jesus dort. Weltgericht bedeutet, "dass wir alle mal vor den Richterstuhl Gottes treten und unser Tun und Handeln unter die Lupe genommen wird", erklärt die Pfarrerin. "Wir schieben das immer auf den Tag X, aber Jesus hat es nicht auf den Tag X geschoben. Er meint das Hier und Jetzt." Schaut man sich die Bibel an, dann ist sie voll von Flüchtlingsgeschichten. "Abraham muss fliehen, weil es eine Hungersnot gibt. Das ist eine klassische Wirtschaftsflüchtlingsgeschichte. Mose ist ein politischer Flüchtling. Jesus flieht, die Weihnachtsgeschichte ist gerade zu Ende, mit der heiligen Familie nach Ägypten, ein politischer Flüchtling. Paulus ebenso und die ersten Christen, die um Leib und Leben gefürchtet haben", zählt Yvonne Brück auf.

 Sabine Heimann wagt einen Blick in die Neuzeit.

Sabine Heimann wagt einen Blick in die Neuzeit.

Foto: Seybert

Sabine Heimann, evangelische Pfarrerin in Geldern, wagt einen Blick in die Neuzeit der Kirche. "Die meisten älteren Menschen unserer Gemeinde sind damals über eine Fluchtsituation im Zweiten Weltkrieg nach Geldern gekommen", sagt Heimann. Es gebe sehr viele ältere Menschen, die durch die aktuelle Flüchtlingssituation auch an ihre eigene Geschichte erinnert werden und deswegen sehr offen reagieren. Sie mahnt: "Die Qualität unserer Gesellschaft zeigt sich daran, wie wir mit den Schwächsten umgehen, mit denen, die keine Lobby haben." Jesus Christus sage in der Bibel sehr deutlich, wie mit den Schwachen umzugehen ist. "In jedem Fremden, der uns begegnet, begegnet uns Christus. Näher kommen wir nicht dran an Christus."

Pastor Klaus Martin Niesmann von St. Cyriakus Weeze hält ebenfalls Matthäus Kapitel 25 ab Vers 34 für die entscheidende Stelle. "Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben ; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mir Kleider gegeben; ich war krank, und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis, und ihr seid gekommen", zitiert er, was beim Weltgericht den Gerechten, die das ewige Leben erhalten, zu Gute kommt. "Sein Herz bei den Armen haben", fasst es Niesmann zusammen. Die Aufforderungen der Bibel gipfeln für ihn in dem schlichten Lied: "Alle in einem Boot". "Die unterwegs gewesen sind und untergegangen sind, die dürfen wir nicht vergessen", sagt Niesmann zum Schluss. Es liegt an uns, etwas zu ändern.

(RP)
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