Geldern Flüchtlinge in das alte Finanzamt?

Geldern · Die Stadtverwaltung prüft, wo weitere Asylsuchende unterkommen könnten. Auch das vierstöckige Gebäude am Südwall ist im Gespräch. Ein Hausärztezentrum und ein Hotel könnten dann vorerst nicht darin entstehen.

Diese Menschen helfen Flüchtlingen
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Das alte Finanzamt hätte nach vorläufiger Einschätzung einige Vorteile für die Unterbringung von Flüchtlingen zu bieten. Es liegt zentral. Es gibt zahlreiche Räume in verschiedenen Größen, eine Kantine, Außenanlagen, Aufzug und sanitäre Einrichtungen. "Von außen betrachtet keine schlechten Rahmenbedingungen", urteilt Bürgermeister Ulrich Janssen. "Und finanziell für die Stadt auch nicht - wir müssten keine Miete zahlen." Denn die Immobilie gehört dem Land und würde, wenn die Stadt es wünscht, zur Verfügung gestellt.

Ob der Bau tatsächlich geeignet ist oder nicht, muss aber noch geprüft werden. Bislang habe nicht mal eine Besichtigung stattgefunden, geschweige denn eine Kalkulation über Umbaukosten, betont Janssen. Insgesamt habe man in Geldern derzeit zwölf verschiedene Standorte für eine Prüfung im Auge.

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Der Allgemeinmediziner Dr. Arne Kleinstäuber möchte im alten Finanzamt bekanntlich ein Hausärztezentrum gründen, außerdem gibt es Überlegungen für ein Hotel in den oberen Etagen.

Der Arzt fürchtet, dass eine Flüchtlingsunterbringung für beides das Aus bedeuten könnte. Darüber hinaus ist er - ganz allgemein - in Sorge, dass sein Vorhaben zum Spielball im Wahlkampf wird. Sein Eindruck: Weil sich der Bürgermeisterkandidat Jörg Grahl (SPD, Grüne, Linke, Piraten) für das Zentrum starkmacht, könnten sich dessen politische Gegner querstellen. "Ich erwarte von einem zukünftigen Bürgermeister, dass er parteiunabhängig ein solches Thema für alle Bürger aktiv unterstützt und nicht versucht, aus Prinzip etwas so Wichtiges als nicht parteifreundlich abzutun", so Kleinstäuber.

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Bürgermeister Ulrich Janssen ist davon überzeugt, dass eine Flüchtlingsunterbringung das Projekt "Hausärztezentrum" aber gar nicht behindern würde. Erstens würde das alte Finanzamt ja vielleicht nicht mal lange blockiert - man wolle immer nur kurzfristige Verträge abschließen. Zweitens gäbe es in Geldern noch genügend andere Standorte für ein Ärztezentrum.

Seitens der Politik gibt es bislang nur ein vages Stimmungsbild zur Sache; beraten wurde darüber noch nicht. Man solle die Unterbringung von Asylsuchenden "in Erwägung ziehen", meint der CDU-Fraktionschef Karl-Heinz Lorenz: "Dann müssten Interessen anderer vorübergehend hintenanstehen." Die CDU sieht das Ärztezentrum ohnehin kritisch. Alexander Alberts (FDP) nannte die Überlegungen "nachvollziehbar", das Haus könne vielen Menschen Zuflucht bieten. Wobei Einigkeit darin besteht, dass es nicht "vollgezogen" werden soll. Vielmehr könnte man eine oder zwei Etagen herrichten.

SPD-Fraktionschef Hejo Eicker will aber sichergestellt wissen, "dass es in Geldern wirklich keine Alternativen gibt". Auf keinen Fall dürfe das Thema "Flüchtlinge" politisch benutzt werden, um Ärztezentrum und Hotel bloß zu verhindern.

Markus Peukes (Lipi-Fraktion) sagte, er finde Kleinstäubers Konzept gut. "Aber das heißt ja nicht unbedingt, dass es ins alte Finanzamt muss." Und Bernd Bianchi (Grüne) ist sehr dafür, dass Flüchtlinge mitten in der Stadt unterkommen, sieht aber durchaus ein Problem fürs Ärztezentrum: "Da würden sich zwei Interessen beißen."

(szf)
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