Geldern Flüchtlings-Siedlung auf Disco-Gelände?

Geldern · Eine Planungsgruppe, die sich "Flüchtlingshilfe Niederrhein" nennt, hat ein Konzept für die zentralisierte Unterbringung entwickelt. Vorschlag für Geldern: Das Areal der E-Dry wäre für bis zu 3000 Leute geeignet. Die Politik hält davon wenig.

 Das Gelände der Discothek E-Dry. Jede Menge freie Fläche, auf der auf die Schnelle kleine Häuschen oder längerfristig feste Gebäude errichtet werden könnten, um hilfesuchende Menschen unterzubringen, meint die Gruppe "Flüchtlingshilfe Niederrhein". Sie will sich noch zur GmbH formieren.

Das Gelände der Discothek E-Dry. Jede Menge freie Fläche, auf der auf die Schnelle kleine Häuschen oder längerfristig feste Gebäude errichtet werden könnten, um hilfesuchende Menschen unterzubringen, meint die Gruppe "Flüchtlingshilfe Niederrhein". Sie will sich noch zur GmbH formieren.

Foto: venn

Platzkapazitäten für bis zu 3000 Menschen gäbe es nach den Vorstellungen der Gruppe "Flüchtlingshilfe Niederrhein" auf dem großen Gelände der Discothek E-Dry an der Venloer Straße. Untergebracht werden könnten die Leute entweder in massiven Gebäuden oder, wenn es schnell gehen soll, in kleinen Ferienhäuschen in einfachster Bauweise. Im bestehenden E-Dry-Gebäude wäre Raum für Büros oder Lagerflächen.

 So stellen die Planer sich eine Siedlung vor, in der Flüchtlinge unterkommen könnten: feste Häuser, weg von Containern und Zelten.

So stellen die Planer sich eine Siedlung vor, in der Flüchtlinge unterkommen könnten: feste Häuser, weg von Containern und Zelten.

Foto: Holtfester

Der Gelderner Architekt Erwin Wilmes, Mitglied der Planer, stellte dem Stadtrat die Ideen im November in nicht öffentlicher Sitzung vor. Die Politiker lehnten sie ab - bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung. "Die Verwaltung ist dagegen und die Politik auch", fasst Bürgermeister Sven Kaiser die Lage zusammen. Er persönlich halte den Ansatz, "Personenzahlen im vierstelligen Bereich" irgendwo zu sammeln, für problematisch. In Geldern sei man doch darum bemüht, die Schutzsuchenden möglichst dezentral unterzubringen.

Die Stadt hat der Bezirksregierung ihre Ablehnung mitgeteilt. Die Behörde signalisierte ihr Einverständnis mit der Stadt und bestätigte auf Anfrage der Rheinischen Post: "Nach den derzeitigen Planungen verfolgt die Bezirksregierung Düsseldorf das Projekt nach wie vor nicht."

"Die Entscheidung liegt immer bei der Politik", reagiert Jan Holtfester, Sprecher der "Flüchtlingshilfe Niederrhein", auf die Ablehnung. Wenn der Gelderner Stadtrat sich gegen das Vorhaben sperre, werde es nicht umgesetzt. Aber vielleicht wäre der Stadt ja eine kleinere Einrichtung für 1000 Leute lieber, schlägt er vor: "Von der Größenordnung her sind wir komplett flexibel." Als erstes könnte man so die Menschen aus der Sporthalle und dem alten Finanzamt herausholen.

Zudem sei Geldern nur einer von mehreren möglichen Standorten. Die Initiative sei "mitten in Verhandlungen" mit einigen Städten: "Wenn wir ein ,Go' bekommen würden, wir könnten sofort anfangen."

Sowohl Holtfester als auch Architekt Wilmes machen klar, dass es ihnen darum gehe, die Situation der Geflüchteten zu verbessern. "Wir möchten die Leute menschenwürdig unterbringen", so Holtfester: Man wolle weg von den Containern und Zelten. Und Erwin Wilmes fühlt sich an seine Kindheit im Krieg erinnert: "Ich bin selber Flüchtling gewesen. Ich weiß, wie das ist." Zum ausgearbeiteten Konzept gehörten Integrationsangebote, Spielflächen für Kinder, kulturelle Eigenheiten würden berücksichtig, es gebe Pläne für Sicherheit und Sauberkeit. Man habe Kontakt zu entsprechenden Firmen.

Die "Flüchtlingshilfe Niederrhein" will jetzt den Aufbau von Einrichtungen vorantreiben und später den Betrieb übernehmen. Sie sei noch ein loser Zusammenschluss von, so Holtfester, Privat- und Geschäftsleuten "in leitenden Positionen". Wer genau dazugehört, wird nicht verraten. Der Plan sei aber, eine GmbH zu gründen und bundesweit tätig zu werden.

Der Geschäftsführer der E-Dry, Gerd van den Bongard, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

(szf)
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