Geldern Fünf Stimmen beerdigen Waldfriedhof

Geldern · Aus für Naturwaldruhestätte in Geldern. Das hat der Rat mehrheitlich entschieden. CDU und FDP setzen sich durch. SPD hatte Bürgermeister zuvor "abgewatscht".

Geldern: Fünf Stimmen beerdigen Waldfriedhof
Foto: van Offern, Markus (mvo)

Die SPD schwang sich in der jüngsten Ratssitzung zum letzten Versuch auf, die Naturwaldruhestätte der Initiatoren "Beyer & Bürvenich" im Wald von Schloss Haag zu retten. Vor allem rechtliche, finanzielle, organisatorische Gründe hätten CDU und FDP bei ihrer Ablehnung bisher in den Fokus gerückt, sagte Fraktionschef Hejo Eicker. Aspekte der Friedhofskultur seien zu kurz gekommen. "Wir halten das wirtschaftliche Risiko für minimal", auch für gebührentechnisch interessant, vor allem aber "für die Menschen, die hier leben, für bereichernd", sagte Eicker. Und beantragte eine geheime Abstimmung - wohl in der Hoffnung, dass der eine oder andere CDU- und FDP-Vertreter in Wahrheit genau so dächte.

Eine Idee, die CDU-Fraktionschef Karl-Heinz Lorenz mit deutlich giftiger Note von sich wies. Abweichler, machte er klar, würde man in seiner Fraktion in der Sache hoffentlich nicht erleben. Das finanzielle Risiko sei nicht tragbar, schon gar nicht "für die paar Leute, die so bestatten wollen", sagte er. Und das vielfältige Angebot auf Gelderns Friedhöfen, "das muss ausreichen".

Das Abstimmungsergebnis bestätigte die Fronten: 22 Stimmen gegen die Naturwaldruhestätte entsprechen der Mehrheit von CDU und FDP. Dagegen standen 17 Stimmen, es gab eine Enthaltung.

Heftig hatte der Streit um die Beerdigungen unter Bäumen in freier Natur zwei Tage zuvor im Bau- und Planungsausschuss getobt. Allerdings nur zwischen der SPD und dem Bürgermeister, den vor allem Jörg Grahl, aber auch Hejo Eicker ordentlich in die Mangel nahmen. Die CDU stärkte ihrem Bürgermeister jedenfalls nicht den Rücken und ließ fast stumm die Attacke auf Sven Kaiser niedersausen.

"Herr Kaiser, Sie haben vor der Wahl versprochen, offen zu sein und die Stadt modernisieren zu wollen. Jetzt aber wird ein zukunftsträchtiges Projekt mit einem Handstreich vom Tisch gewischt", so Jörg Grahl. Die Stadt wolle das Projekt einfach nicht. Und um es zu verhindern, sei jedes Mittel Recht, so der Sozialdemokrat weiter. Ein Vorgehen, das den Genossen an Vorgänger Ulrich Janssen erinnere. Außerdem kritisierte der früh gescheiterte Ex-Bürgermeisterkandidat, dass die Verwaltung dem innovativen Konzept eines Mittelständlers keine Chance gebe, sondern darüber nachdenke, ein ähnliches Modell in Eigenregie aufzuziehen. In eigenen Wäldern. Hejo Eicker ergänzte: "Dabei hat die Stadt doch gar keine eigenen Wälder."

Auch Grünen-Ratsherr Bernd Bianchi macht seinem Unmut Luft: "Das Projekt soll einfach - zack ! - abgelehnt werden. Herr Bürgermeister, ich bin enttäuscht von Ihnen als Verwaltungsleiter." Kaiser konterte, dass man sich für die Zukunft derzeit doch nichts vergebe und bei Bedarf noch einmal neu nachdenken könnte. Ein Bedarf, den SPD und Grüne aufgrund der steigenden Urnenbestattungen sehr viel eher befriedigen wollen.

Gestern, am Tag nach dem Aus für die Naturwaldruhestätte, betonte Fred Backus für die Christdemokraten, dass sich die CDU mit dem Für und Wider rund um die Planungen "reichlich befasst" habe. Aber man sei sich nun mal sicher: "Das wirtschaftliche Risiko für die Stadt ist nicht zu kalkulieren", so Backus. "Die Zahlen waren nicht haltbar."

(RP)
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