Geldern Ganz neue Perspektiven von Gelderns Knast

Geldern · Am Sonntag wird die JVA Geldern für Jedermann im Wasserturm am Bahnhof erlebbar. Auf 94 Bildern haben drei Hobbyfotografen die Welt in und um den Knast festgehalten und stellen diese bis Ende April aus.

 Die Fotografen Michael Metzner, Heinz Spütz und Burkhard Schwers (v.l.) und Peter Wenzel (2.v.r.) vom Verein "KUHnstTurm Niederrhein".

Die Fotografen Michael Metzner, Heinz Spütz und Burkhard Schwers (v.l.) und Peter Wenzel (2.v.r.) vom Verein "KUHnstTurm Niederrhein".

Foto: gerhard seybert

Der Gelderner Knast ist von einer meterhohen Mauer umgeben. Wie es dahinter aussieht, ist den meisten Menschen fremd. Die drei Hobbyfotografen Heinz Spütz, Michael Metzner und Burkhard Schwers haben im vergangenen Jahr mehrere Rundgänge durch die JVA Geldern gemacht, und in einigen hundert Bildern festgehalten, was den Alltag der Gefangenen ausmacht. Ein Kalender mit zwölf Abbildungen ist bereits erschienen und fand guten Anklang. Ab Sonntag stellen die drei von 11 bis 17 Uhr insgesamt 94 Bilder im Wasserturm am Gelderner Bahnhof aus.

Die Vorbereitungen laufen derzeit auf Hochtouren. Jeder Fotokünstler hat eine eigene Etage, auf der er sich frei ausbreiten kann. "Eine thematische Ordnung gibt es nicht", erklärt Schwers, Leiter der JVA. Um aber nicht ganz im Chaos zu versinken, hat jeder sein eigenes System entwickelt. Spütz erklärt: "Ein wenig abgestimmt haben wir uns schon, damit wir nicht doppelte Motive aufhängen. Ich habe meine Bilder zuvor mit farblichen Markierungen beklebt, damit ich nichts quer durch den Garten aufhänge." Die Palette an Motiven ist reichhaltig. Außenansichten zeigen den Gefängnishof, die Mauer oder Grünflächen. Bilder von innen zeichnen den Alltag der Gefangenen nach. Unter anderem hat Spütz auch zwei Gefangene porträtiert. Eine spannende Angelegenheit, wie der Gelderner erzählt. "Ein Gefangener war sehr offen. Ihm konnte man gleich anmerken, dass er sich gefreut hat, mal mit jemandem ,von draußen' zu sprechen. Als ich die Zelle betreten hab', hat mich aber schon eine gewisse Beklemmung begleitet, weil ich nicht wusste, was auf mich zukommt."

Herausgekommen ist eine Nahaufnahme, die durch raffinierte Schattierungen besonders eindrucksvoll zur Geltung kommt. Bei einem weiteren Zellenbesuch hielt Spütz einen Moment fest, in dem ein Gefangener ein Foto seiner Familie betrachtet. Eines machen die Fotoaussteller aber von Anfang an deutlich. "Wir zeigen nur wenige Gefangene, um daraus keine Show zu machen. Hauptsächlich geht es uns darum, die Umwelt der Gefangenen zu zeigen", erklärt Michael Metzner, ehemaliger JVA-Leiter.

Interessant sind die Ergebnisse der Bildertouren auf jeden Fall. "Einige bestimmte Motive haben wir alle drei fotografiert, allerdings aus unterschiedlichen Perspektiven und Herangehensweisen. Somit bekommen die Dinge eine völlig unterschiedliche Ausstrahlung", sagt Schwers. Ideengeber für die Ausstellung war Peter Busch, Vorsitzender des Vereins "KUHnstTurm Niederrhein". Er beriet die drei Hobbyfotografen und ist von den Ergebnissen begeistert: "Es ist die erste Ausstellung für die drei. Gerade für solche experimentelle Geschichten ist der Wasserturm immer offen", sagt Busch, der am Sonntag zur Eröffnung auch den Dortmunder Künstler Peter Strege als Gastredner erwartet. Der Eintritt ist frei.

Auch am 19. und 26. April ist die Ausstellung von 11 bis 17 Uhr besuchbar, unter der Woche nur nach Vereinbarung. Interessierte, beispielsweise Schulgruppen, können sich bei Peter Busch unter Telefon 02831 88188 vorher anmelden.

(cad)
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