Straelen Ganztag: Kritik am Trägerwechsel

Straelen · Wegen der Änderung in Straelen zum 1. August gibt es besorgte Stellungnahmen von außerhalb. Der Dekanatsvorstand fordert "menschenwürdig entlohnte Arbeit". Die CDU-Fraktionsvorsitzende weist Vorwürfe zurück.

Der Trägerwechsel beim Offenen Ganztag (OGS) hat nicht nur zu Unruhe unter den Eltern geführt. Wie berichtet, wird an der Katharinenschule die Betreuung der Kinder im Offenen Ganztag ab 1. August von der Arbeiterwohlfahrt (Awo) übernommen, die den Caritasverband Geldern-Kevelaer ablöst. Die Entscheidung darüber traf der Stadtrat am 28. März in nicht-öffentlicher Sitzung. Die Veränderung wird jetzt auch mit Stellungnahmen von außerhalb begleitet.

Eine kommt vom Dekanatsvorstand, der gewählten Vertretung der hauptamtlichen Seelsorger im Dekanat Geldern, das aus knapp 60.000 Katholiken besteht, davon etwa 12.000 in Straelen, Herongen, Auwel-Holt und Broekhuysen. In einem Offenen Brief an Bürgermeister Hans-Josef Linßen gibt das Gremium seiner "Sorge um eine menschenwürdig entlohnte Arbeit bezüglich des OGS" Ausdruck. Die Pastoralkonferenz Geldern, der alle Seelsorger des Dekanates Geldern angehören, habe die Straelener Ratsentscheidung in ihrer Sitzung am 22. Mai kritisch und mit Bedauern thematisiert, heißt es in dem Schreiben. Um vor allem Personalkosten zu sparen, solle es zu einem Trägerwechsel kommen. Die Seelsorger des Dekanates empfinden es als unzumutbar und frech, den bisherigen Mitarbeitern - im Wesentlichen Frauen - das Angebot zu unterbreiten, künftig unter anderer Trägerschaft für weniger Gehalt die gleiche Arbeit zu leisten. Hier solle gespart werden auf Kosten von Beschäftigten, die über Jahre qualifizierte und gute Arbeit geleistet haben. Auch die Kinder verlören möglicherweise vertraute Bezugspersonen, Bindungen gingen verloren. Der Ratsbeschluss, so die Bitte am Ende des Schreibens, solle noch einmal überdacht werden.

Straelens CDU-Fraktionsvorsitzende Annemarie Fleuth weist Kritik an dem Vorgehen zurück. Diese hatte ihr gegenüber Walter Seefluth aus Geldern, der frühere Kreisverbandsvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), als Privatperson in einem Offenen Brief geäußert. Fleuth hatte sich zuvor im Ausschuss für Bürgerdienste an die OGS-Betreuerinnen gewandt. Daraus habe Seefluth fälschlicherweise den Schluss gezogen, sie schäme sich für die Verfahrensweise, so Fleuth. "Sie unterstellen, der Rat der Stadt Straelen, das verantwortliche Fachdezernat der Stadt Straelen und die Schulleitung der Katharinenschule hätten hier fehlerhaft gearbeitet. Dies ist nicht der Fall", teilt Fleuth mit.

Der Vertrag mit dem Caritasverband Geldern-Kevelaer über die "Offene Ganztagsschule" und den "Verlässlichen Halbtag" laufe zum 31. Juli aus. Vor diesem Hintergrund und dem Hintergrund der sehr angespannten Straelener Haushaltslage sei es unumgänglich gewesen, die Finanzierung und Durchführung des Betreuungsangebotes auf den Prüfstand zu stellen. Für 2017 waren auf Basis der bisherigen Verträge Aufwendungen von 580.000 Euro eingeplant. Damit liege allein der Straelener Eigenanteil je Schüler beim Offenen Ganztag um mehr als 125 Prozent über dem gesetzlich vorgeschriebenen Eigenanteil. Bei der Überprüfung der Ausgabenseite sei festgestellt worden, dass Einsparpotenzial vorhanden ist. Der Rat habe zugunsten des wirtschaftlich günstigeren, aber qualitativ gleichwertigen Angebotes des Awo-Kreisverbands Kleve entschieden. "Eine andere Möglichkeit hatten wir aus rechtlichen Gründen nicht."

(RP)
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