Geldern Gefährliche Dächer - Sporthallen gesperrt

Geldern · Die Sporthallen am Westwall in der Gelderner Stadtmitte und in Pont sind geschlossen. Grund: Die Deckenkonstruktionen sind nicht sicher. Weitere Hallen sind vorsorglich gesperrt, 15 Stück werden insgesamt geprüft.

 Weil Deckenteile herabstürzen könnten, ist die Turnhalle in Pont gesperrt.

Weil Deckenteile herabstürzen könnten, ist die Turnhalle in Pont gesperrt.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Sachverständige der Dekra begutachten in dieser und der kommenden Woche die Dachkonstruktionen von 15 städtischen Sporthallen in Geldern. Das sind alle ab einer Breite von zwölf Metern. Am Montag starteten die Begehungen in den Hallen am Westwall und in Pont. Das erschreckende Ergebnis traf die Stadtverwaltung völlig unerwartet: Beide Hallen sind nicht sicher. Darin darf vorerst niemand mehr Sport treiben. Jetzt zittern Stadtverwaltung, Schulen und Sportler beim Gedanken daran, dass weitere Hallen betroffen sein könnten.

Die Prüfungen laufen im Auftrag der Stadt und auf Veranlassung des Landes, nachdem im Sommer Deckenteile einer Bochumer Sporthalle herabgestürzt waren.

 Auch die Sporthalle am Westwall wurde dichtgemacht.

Auch die Sporthalle am Westwall wurde dichtgemacht.

Foto: Gehard Seybert

Das Problem, das sich nun sowohl am Westwall als auch in Pont gezeigt hat, ist jeweils das gleiche: Die Elemente, aus denen die Hallendecke besteht, sind durch Klammern befestigt, die mit Druckluft eingeschossen wurden. "Damals hat man noch nicht geschraubt. War halt billiger", erklärt Markus Sommer vom Gelderner Amt für die städtischen Liegenschaften. Das wäre auch in Ordnung, wenn die Metallstifte in schrägen Winkeln durch das Material getrieben worden wären. Aber das ist nicht der Fall - die Klammern stecken gerade im Holz. "Das droht sich durch die Zeit oder durch mechanische Einwirkung - Ball fliegt gegen die Decke - zu lösen", erläutert Sommer. Und betroffen ist nicht nur die äußere Verkleidung: "Es war in beiden Hallen so, dass auch die Unterkonstruktion nicht fachgerecht gemacht worden ist."

In diesem Wissen sperrte die Stadt noch Montagabend vorsorglich sieben weitere Hallen, die nach einer ersten Inaugenscheinnahme ebenfalls verdächtig schienen.

Betroffen sind in Geldern die Hallen an der Geschwister-Scholl- und der Albert-Schweitzer-Schule sowie die Einfachturnhalle an der Sekundarschule. In Hartefeld geht es um die Halle der St.-Antonius-Schule, in Kapellen um die an der Marienschule, in Veert um die an der Martini-Schule, in Walbeck um die an der Lucia-Schule. Immer zwei am Tag werden nun von Dekra-Experten abgeklappert. Für die ersten beiden - an der Martini- und der Lucia-Schule - gab es gestern schon Entwarnung, sie sind wieder nutzbar.

Auf die Stadt werden hohe Kosten zukommen. Wie hoch, das kann sich noch keiner ausmalen. Aber in den Hallen am Westwall und in Pont wird es nicht genügen, überall Schrauben einzuziehen, stellt Markus Sommer klar. Man wolle allenfalls das Tragwerk "so weit wie möglich erhalten".

Bis zum Ende der kommenden Woche sehen sich die Dekra-Prüfer alle 15 Gelderner Hallen an. "Richtig Bescheid wissen wir erst, wenn die nächste Woche rum ist", blickt Bürgermeister Sven Kaiser voraus. "Dann können wir sehen, was da auf uns zukommt, und eine Priorisierung machen." Das heißt: Überlegen, wann welcher Bau saniert wird. Schulen und Sportvereine, die nicht mehr in "ihre" Hallen dürfen, stehen vor gewaltigen Problemen. Im Augenblick ist allen ein Rätsel, wohin sie ausweichen sollen.

Besonders ärgerlich: Die gefährliche Deckenbauweise hätte gar nicht vorkommen dürfen. Die Halle am Westwall ist aus dem Jahr 1971, die in Pont von 1964. Die heute noch gültige Bauvorschrift von 1952 wurde damals ignoriert. Regressansprüche können nicht mehr geltend gemacht werden, so Bürgermeister Kaiser: "Das ist zu lange her. Das werden wir aus unserem Haushalt bezahlen müssen."

(szf)
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