Geldern Geldern 48 Stunden ohne Weihnachtsbaum

Geldern · Kurios: Am Montag wurde die Tanne auf dem Markt abgebaut. Heute kommt aber schon ein Ersatz-Exemplar, nachdem der Fall gestern in den Medien hohe Wellen schlug. Stadt springt jetzt für Werbering ein.

 Beim Abbau der Eisbahn am Montagmorgen stand die Tanne in ihrem Betonring am gewohnten Platz. Kurz darauf war sie verschwunden.

Beim Abbau der Eisbahn am Montagmorgen stand die Tanne in ihrem Betonring am gewohnten Platz. Kurz darauf war sie verschwunden.

Foto: latzel

Die Herzogstadt ist die derzeit vielleicht einzige Kommune in NRW, die ohne großen Weihnachtsbaum auf einem zentralen Platz auskommen muss. Zumindest noch. Denn heute Morgen ab 10 Uhr soll sich auf dem Gelderner Markt alles wieder zum Guten wenden. Dann wird eine elf bis zwölf Meter hohe Tanne aufgestellt, geschmückt und mit Beleuchtung versehen. Denn der kleinere Weihnachtsbaum, der die "Heiß auf Eis"-Veranstaltung zierte, war zwischendurch "abhanden" gekommen.

Was war passiert? Wegen der Position für die Eisbahn konnte der Weihnachtsbaum nicht wie gewohnt in seiner dafür vorgesehenen Bodenhülse verankert werden. Stattdessen wählten die Veranstalter eine kleinere Version der Tanne, die dann in einen Betonring gesetzt wurde, der den Schaustellern gehört und den diese wieder mitnahmen. Für die normale XXL-Version wäre diese Halterung zu schwach gewesen. Daher also ein kleinerer Baum. Was folgte, war Beleuchtung und Kugelschmuck.

Als dann am Montag der Abbau von Bahn und Buden anstand, lag der Baum auf einmal schmucklos auf dem Boden. Später landete er dann auf dem Bauhof, wo er auch jetzt noch vor sich hingammeln dürfte. Gleichzeitig machte sich in den sozialen Netzwerken Unmut darüber breit, warum die Tanne denn knapp zwei Wochen vor Weihnachten bereits abgebaut würde. Bei Facebook wurden spätabends vehement Stellungnahmen gefordert - sowohl von Bürgermeister Sven Kaiser, weil die Stadt als Organisator der Veranstaltung auftritt, als auch vom Werbering, der für den Baum zuständig ist.

Darauf angesprochen, erklärte Werbering-Geschäftsführer Gerd Lange: "Dieser kleinere Baum passt nicht in die große Bodenhülse. Er würde darin teilweise verschwinden und sähe sehr mickrig aus. Und das Geld für einen weiteren Baum inklusive dessen Aufbau haben wir nicht."

Nach dieser exklusiven Aussage bei rp-online gab es von einigen Usern erneut heftige Kritik. Frei nach dem Motto: "Warum soll man denn in Geldern einkaufen, wenn die Händler den Kunden noch nicht mal einen Baum spendieren." Was folgte, war am Dienstag ein regelrechter Medienauflauf in Geldern. RTL, Sat 1, dpa, WDR 2: Alle wollten wissen, warum in Geldern der Baum so früh abgebaut wird und anderswo nicht. Die Auflösung hatte Gerd Lange allerdings längst gegeben. Und von einer unglücklichen Absprache zwischen Stadt und Werbering sprach er auch.

Um sich nicht landesweit lächerlich zu machen, handelte die Stadt gestern schnell. Über den Bauernmarkt "Lindchen" wird eine neue, elf bis zwölf Meter große Tanne besorgt. Die Kosten von knapp 600 Euro übernimmt die Stadt. Heute Vormittag wird das Ersatz-Exemplar mit Beleuchtung versehen und sogar mit den Kugeln der Schausteller geschmückt, die das kleinere Modell bei der "Heiß auf Eis"-Veranstaltung geziert hatten. Dann haben die Gelderner wieder ihren gewohnten Anblick - ob nach Weihnachtsmarkt wie früher oder Winter-Event wie zuletzt. Immer war der Baum bis Anfang des neuen Jahres stehengeblieben.

Als "unglücklich gelaufen" bezeichnete Sven Kaiser die Aktion gestern. Es habe wohl etwas an den Absprachen gefehlt. Dann zitierte Gelderns Bürgermeister augenzwinkernd die RP von gestern: "Da ist wohl noch Luft nach oben."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort