Geldern Bürgermeister Janssen kandidiert aus Amt heraus

Geldern · Bürgermeister Janssen will offenbar wieder kandidieren. Konkurrent Jörg Grahl verplant eine Brach-Immobilie nach der nächsten, Hanneke Hellmann rollt im Bus zu Bürgern. Nur die CDU spielt (noch) nicht mit.

 Bürgermeister Ulrich Janssen im Stadtrat. Anscheinend möchte er Verwaltungschef bleiben, auch ohne Rückhalt der CDU. Die sucht nach Ersatz.

Bürgermeister Ulrich Janssen im Stadtrat. Anscheinend möchte er Verwaltungschef bleiben, auch ohne Rückhalt der CDU. Die sucht nach Ersatz.

Foto: seyb

Ein Weilchen hatte Bürgermeister Ulrich Janssen nachgedacht, nachdem die CDU ihn als Kandidaten fallenließ. Jetzt hat er sich anscheinend entschieden: Er wird sich im September wieder zur Wahl stellen, wie Janssen auf seiner eigenen Seite im sozialen Netzwerk Facebook bekanntgab. Es wird eine Kandidatur "aus dem Amt", ohne die Rückendeckung der CDU.

Kein Wunder, dass heute spekuliert wurde: hier nun meine Presseerklärung:PRESSEMITTEILUNG Sperrfrist: Samstag,...

Die Bekanntgabe hatte in den sozialen Netzwerken für Diskussionen gesorgt. So war in der Pressemitteilung Janssens auf Facebook eine Sperrfrist bis zum 6. Juni angegeben. Einige Leser hatten sich gewundert, warum die Mitteilung dann aber öffentlich einzusehen war. Wie sich am Freitagmorgen herausstellte, hatte es sich bei dem Facebook-Post jedoch um eine ältere Version einer Pressemitteilung gehandelt. Eine aktuelle Version beinhaltet diese Sperrfrist nicht.

Die CDU ist nach wie vor auf der Suche nach einem eigenen Kandidaten. Es lägen einige Bewerbungen vor, und man stehe mit den betreffenden Personen in "sehr ernsthaften, tiefgehenden und konkreten Gesprächen", sagte Gelderns Parteichef Stefan Wolters. Er sei daher "ganz guter Dinge".

Bekanntlich will die CDU sich Ende Juni für ihren Kandidaten entscheiden. Bis dahin läuft die Zeit gegen sie.

Dass Janssen antritt, ist nämlich schon deshalb kaum eine Überraschung, weil der Bürgermeister sich seit einiger Zeit wahlkämpferisch ambitioniert zeigt. Unübersehbar gutgelaunt ließ er sich bei seinen öffentlichen Terminen blicken. Bei der Einweihung der "Sekundarschule Niederrhein" ließ er die Bürger und Politiker wissen, dass er den politischen Entscheidungen selbstverständlich nicht vorgreifen könne. Aber wer "die Verantwortung für unsere Region nicht aufgibt", so Janssen, der werde erkennen, dass "nur ein Neubau" für den Schulstandort nachhaltig sei.

Ein Statement, das man in Teilen der CDU etwas verschnupft zur Kenntnis nahm. Erstens favorisiere man ohnehin einen Neubau, heißt es dort. Und zweitens kommen Belehrungen von ausgerechnet Ulrich Janssen wohl gerade einfach nicht gut an.

Auch Janssens Konkurrenz schläft nicht. Am umtriebigsten ist Jörg Grahl, der gemeinsame Kandidat von SPD, Grünen, Piraten und Die Linke. Mehrere Diskussionsabende hat er schon gestaltet. Dabei tauschte er sich mit durchaus prominenten Podiumsgästen über Sterbehilfe, freies W-Lan für die Stadt und Maßnahmen gegen den drohenden Ärztemangel im Gelderland aus.

Ganz nebenbei will er die schutzsuchende Gelderner DLRG ins alte Möbellager Am Holländer See einquartieren. Und dann stellt er noch ein Hotel und ein Hausärzte-Zentrum im alten Finanzamtsbau in Aussicht. Das ist zwar, wohlgemerkt, eine eigenständige Initiative der möglichen Betreiber. Aber deren Pläne verkünden zu können, dürfte Grahl dennoch Freude bereitet haben.

Die parteilose Kandidatin Hanneke Hellmann ist werbewirksam mit einem roten Doppeldecker-Bus unterwegs - jetzt am Freitag, 5. Juni, übrigens in Walbeck. In der Zeit von 8 bis 11 Uhr steht sie dort auf dem Wochenmarkt, um sich den Bürgern vorzustellen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Die CDU blickt kühl auf diese Bemühungen, speziell auf die des Kandidaten Jörg Grahl. "Viel Wahlkampf, aber bis dato wenig Substanzielles", winkt Stefan Wolters ab. Die Reaktionen von Bürgern, von denen er erfahre, seien für die Christdemokraten aber auch sehr ermutigend, betont der Parteichef: "Man möchte unbedingt eine Alternative zu dem, was bis jetzt geboten wurde."

(RP)
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