Geldern Gesamtschul-Erfolg ist Segen und Fluch

Geldern · Die Anmeldezahlen für die Gesamtschule in Geldern haben alle Erwartungen weit übertroffen. Das Dumme dabei: Für eine so große Schule hatte man nicht geplant. Zweites Problem: Die beiden Gymnasien müssten Schüler "verschieben".

Der Erfolg der noch nicht mal gegründeten Gesamtschule sprengt alle Erwartungen - und die vorgesehene Größe der neuen Schule sprengt er ebenfalls. Nach bisheriger Planung soll die Gesamtschule nämlich "vierzügig" sein, das heißt: Es sollten jetzt vier Parallelklassen an den Start gehen. Nun gab es aber 147 Anmeldungen. Bei dieser Größenordnung wären mindestens fünf, wenn nicht sogar sechs Klassen nötig.

Entweder also müsste nun die Gesamtschule Kinder abweisen. Schließlich gibt es nicht wenige Anmeldungen auch von Kindern, die aus anderen Kommunen einpendeln. Oder die Zügigkeit wird erhöht. Um das umzusetzen, müsste ein neuer politischer Beschluss her. Und nicht zuletzt bräuchte man auch ein Konzept dafür, wie und wo die Klassen untergebracht werden sollen. Was nun geschieht, ist noch unklar - Schulen, Politik und Stadtverwaltung müssen beraten.

Das zweite große Problemfeld der Schul-Anmeldungen betrifft die Gymnasien. Beide sollen - so ist die Beschlusslage in Geldern - jeweils "dreizügig" sein, also drei fünfte Klassen bilden. Beim Lise-Meitner-Gymnasium haben sich dafür aber deutlich zu viele Kinder angemeldet. Am Friedrich-Spee-Gymnasium hingegen gibt es zu wenige Anmeldungen.

Nach gegenwärtigem Stand der Dinge müsste es also darauf hinauslaufen, dass Kinder vom Meitner-Gymnasium abgelehnt werden und man darauf hofft, dass sie stattdessen zum benachbarten Spee-Gymnasium gehen.

Den Rektor des Lise-Meitner-Gymnasiums, Achim Diehr, macht diese Aussicht erwartungsgemäß ganz und gar nicht glücklich. "Es wird schon um eine Zahl von plus-minus 20 Schülern gehen", schätzt er. "Das ist für Eltern jetzt ein Drama. Die Schulwahl ist immer eine sehr emotionale Geschichte. Auch, wenn man sich klarmacht, dass beide Schulen eine gute pädagogische Arbeit leisten."

Natürlich könnten Familien sich freiwillig dafür entscheiden, zum anderen Gymnasium zu wechseln. Vielleicht, indem Freundeskreise von Kindern sich gemeinsam durchringen. Allerdings nähren die Erfahrungen aus vergangenen Jahren keine großen Hoffnungen, dass das klappt. Dass es bei einem der Gymnasien "Überhänge" gab, beim anderen noch freie Plätze, kam schließlich immer mal wieder vor, und freiwillige Überläufer waren selten. Schulleiter Diehr ist skeptisch: "Wir werden wohl in ein Losverfahren kommen, fürchte ich."

Für Wilfried Schönherr, Rektor der Realschule An der Fleuth, ist die Unklarheit über die Größe der Gesamtschule von vitaler Bedeutung. Denn bekanntlich sollen beide Einrichtungen sich das Gebäude An der Fleuth teilen, während die Realschule zugleich nach und nach zum Westwall umzieht.

Im Fleuth-Bau ist aber nicht unbegrenzt Platz: "Wenn jetzt noch mehr Klassen da hin ziehen, wird es ganz schwierig", meint Schönherr. Der Westwall-Bau ist für ihn allerdings auch keine Lösung: "Ich kann da jetzt nicht mit noch mehr Klassen rübergehen", macht Schönherr klar. "Ich kann doch die Schule am Westwall nicht vollpacken, wenn da noch saniert werden soll."

Es müsse also schnellstens ein Raumkonzept her, drängt er: "Da muss jetzt ganz schnell gearbeitet werden, und die Sachen müssen festgezurrt werden."

(RP)
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