Geldern Geschichten von Stevie Wonder

Geldern · Einen mehr als unterhaltsamen Einblick in die Musikhistorie gab Manager Keith Harris. Beim Festival plauderte er aus seiner Zeit mit der Soullegende.

Bestens gelaunt präsentierte sich Keith Harris im Halderner Jugendheim.

Bestens gelaunt präsentierte sich Keith Harris im Halderner Jugendheim.

Foto: Thomas Binn

Keith Harris mag Social Media überhaupt nicht nicht. Lehnt Facebook und Twitter ab. Wer seinen Namen in einer Internetsuchmaschine eingibt, der landet erst einmal bei einem Bauchredner gleichen Namens. Weniger unterhaltsam als der Bauchredner ist der andere Keith Harris aber nicht. Im Gegenteil: Bei seinem Besuch im legendären "Raum 3" im Halderner Jugendheim brechen die Gäste immer wieder in Gelächter aus. Die Runde mit dem Manager von Stevie Wonder wird zum unterhaltsamen Einblick in die Musikgeschichte.

Etwa wenn Harris erzählt, wie er mit Ende 20 nach Amerika gekommen war, um hier mit Stevie Wonder zu arbeiten. Der war da schon ein Mega-Star, Harris dagegen unerfahren und ganz aufgeregt, als der Musiker vorschlug, doch eine Fahrt zum Haus seiner Mutter zu machen. "Wie sieht das denn aus?", hatte Harris den Musiker hilflos gefragt. Der antwortete trocken. "Woher soll ich das wissen? Ich bin blind."

Auf der Fahrt habe plötzlich die Benzinlampe des Autos rot geleuchtet. "Halt an und tank", war der simple Rat von Stevie Wonder. "Ich habe mir gedacht: Der sieht ja auch nicht, in welcher Gegend wir hier gelandet sind", erzählt Harris grinsend, der tankte, bezahlte und auf dem Weg zurück zum Auto plötzlich einen Schwarzen sah, der ebenfalls zu dem Fahrzeug lief. "Ich habe gerufen: He, was willst du? Der sagte nur: Ich will Hallo zu Stevie sagen." Er sei ganz nervös geworden, schnell zum Auto gelaufen und habe Stevie gewarnt: "Da will jemand Hallo sagen." Stevie habe wieder ganz trocken geantwortet: "Dann lass ihn kommen." Der Schwarze habe daraufhin die Autotür geöffnet und gerufen: "Hello Stevie." Der habe geantwortet "Hello Herbie." Bei dem vermeintlichen Fan handelte es sich nämlich um Jazzrock-Legende Herbie Hancock.

Stevie Wonder ist für Harris eindeutig der Musiker, mit dem er am liebsten zusammengearbeitet hat. Er sei einfach unglaublich. Gerade erst habe er innerhalb von nur einem Monat ein neues Instrument gelernt. Für Harris ist Stevie Wonder ein Beispiel dafür, was einen guten Musiker von einem exzellenten unterscheidet. Gute gebe es viele, exzellente nur ganz wenige. Ed Sheeran etwa ist für ihn höchstens ein guter Musiker. Der bringe nichts Neues, recycle nur. "Meiner Ansicht nach ist das nicht kreativ", sagt Harris.

Ob er denn hier in Haldern einen exzellenten Musiker gesehen hat? Harris überlegt lange. Dann antwortet er ausweichend. Benjamin Clementine sei ein Musiker, der das Zeug dazu habe. "In zwei Jahren ist er vielleicht okay", sagt er und grinst wieder. Er sagt das nicht abwertend. Er ist einfach überzeugt: Die Musiker hier sind noch auf dem Weg, sind nicht fertig. So ein Festival sei immer eine wichtige Möglichkeit, dazuzulernen, sich zu entwickeln.

(zel)
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