Geldern Großer Schreck: Kahlschlag auf Erdwall

Geldern · Anwohner sind entsetzt über Baumfällungen und rigorosen Rückschnitt von Sträuchern entlang der Stettiner Straße. Stadt Geldern sagt: Der radikale Schritt war nötig. Das Grün wurde nicht nur lästig, sondern ernsthaft gefährlich.

 Johannes Dercks und Gartenbautechnikerin Annette Schönebeck erläutern die Arbeiten am Erdwall an der Stettiner Straße. Die auf Kniehöhe gekappten, "auf Stock gesetzten" Büsche werden wieder groß und grün, verspricht Dercks.

Johannes Dercks und Gartenbautechnikerin Annette Schönebeck erläutern die Arbeiten am Erdwall an der Stettiner Straße. Die auf Kniehöhe gekappten, "auf Stock gesetzten" Büsche werden wieder groß und grün, verspricht Dercks.

Foto: Stadt

Ein Bagger wälzt sich am Erdwall an der Stettiner Straße entlang. Mit Getöse frisst er Grün und Sträucher auf einer Länge von 430 Metern, kappt die hoch gewachsenen Bäume. Hinter ihm liegt die Vegetation buchstäblich am Boden. Dieser Anblick und der Kahlschlag, der zurückblieb, hat Anwohner im ganzen Bereich Ende November ziemlich geschockt.

Bei der Stadt gingen Anrufe und ein Beschwerdebrief mit Dutzenden Unterschriften ein: Die Natur sei langfristig zerstört. Eine Nachbarin, die die Aktion mitansah, schickte der Stadtspitze Bilder vom Bagger auf dem Wall und äußerte sich im begleitenden Schreiben "einfach nur entsetzt über den Umfang der Schnittmaßnahmen".

Aber die seien wirklich nötig gewesen, versichert Johannes Dercks, Leiter der Abteilung für Grünflächenverwaltung bei der Stadt. Der Wall ist eine grüne Barriere zwischen der Stettiner Straße und den Gärten der Häuser im angrenzenden Wohngebiet am Neufelder Weg.

Da gebe es "seit Jahren sehr viele Beschwerden wegen Überwuchs von Gärten, Beschattung, schräg stehenden Bäumen, Laub in den Gärten", so Johannes Dercks. Und die größeren Bäume seien zur ernsthaften Gefahr geworden: Einzelne seien schon in Stürmen auf die Straße gekippt. Der Wall wurde vor 25 Jahren lediglich locker aufgeschüttet. Die Wurzeln von Bäumen finden darin keinen guten Halt, anders als in Waldboden.

Zudem wucherten die Büsche auf die Grundstücke der Anwohner zu. Ein Weg zwischen Wall und Gärten muss aber immer begehbar sein. "Ich musste jedes Jahr Unternehmen anheuern, die die Gasse freischneiden", sagt Annette Schönebeck, die zuständige Gartenbautechnikerin von der Stadt. Die Aktion jetzt war der erste radikale Rückschnitt in der Geschichte des Walls. Aber Johannes Dercks verspricht: Er wird wieder richtig grün. Die Sträucher, die rigoros abgesäbelt wurden - "auf Stock gesetzt" heißt das fachsprachlich - werden wieder ausschlagen und besser denn je gedeihen, stellt er in Aussicht. Schlehen, Schneeball, Holunder: "Die bekommen jetzt richtig Licht." Im Sommer werde man es wieder mit Büschen zu tun haben.

Aber "waldartig" soll das Bild tatsächlich nicht mehr werden, sagt Annette Schönebeck: "Wir werden keine Bäume mehr hochkommen lassen." Stellen, die jetzt wirklich "kahl" sind - meist, weil sich unter Bäumen kein Unterholz entwickeln konnte - könne man gegebenenfalls mit Sträuchern auffüllen. Aber nur mit heimischen Gewächsen, die gut für die Vogelwelt seien.

Ferner sollen die Arbeiten am Erdhügel in den kommenden Jahren auf zwei weiteren Abschnitten fortgesetzt werden: 2016 von der Vernumer Straße in Richtung Grüner Weg, das letzte Teilstück reicht von der B 58 bis zur Thodor-Heuß-Straße. Auch dann wird wieder schweres Gerät zum Einsatz kommen, kündigt Dercks an: Der Bagger rollt an. "Das ist heute einfach Stand der Technik", sagt er. "Man arbeitet nicht mehr mit den Motorsägen."

(RP)
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