Geldern Harte "Mucke" aus dem Untergrund

Geldern · Die Gelderner Band Never Grown Up ist international unterwegs. Im März spielen sie in Belgien, am Samstag im Seven. Ihre Musik nennen sie Melodic Hardcore Punk. Die selbst geschriebenen Texte stammen mitten aus dem Leben.

 Never Grown Up aus Geldern(v.l.): .Clemens Hennesen, Marlin Mulle Schmitz, Felix Kastell, Simon Erni Werner und Georg Verhülsdonk.

Never Grown Up aus Geldern(v.l.): .Clemens Hennesen, Marlin Mulle Schmitz, Felix Kastell, Simon Erni Werner und Georg Verhülsdonk.

Foto: Theresa Tietz

Bevor die Musik anfängt sagt Schlagzeuger Marlin Mulle Schmitz: "Das ist eigentlich immer sehr romantisch, wenn wir dieses Stück spielen. Auch wenn da einer schreit."

Das Schreien übernimmt Simon "Erni" Werner. Er ist der Sänger der Gelderner Band Never Grown Up. Ihre Musik bezeichnen die fünf Bandmitglieder als Melodic Hardcore Punk. "Die meisten interpretieren das mit dem Schreien falsch", gibt Bassist Felix Kastell zu. "Dabei geht es einfach darum, Gefühle rauszulassen."

Die Texte schreiben die Jungs selber. "Das sind alles Sachen, die uns passieren. Das ist real, nichts Fiktives", sagt Sänger Erni. "Ich möchte nicht über Sachen singen, von denen ich keinen Plan habe."

Covern kam nie in Frage. Angefangen hat alles Mitte 2012. "Ernie und ich hatten eine Metal-Band. Wir sind zu Clemens Hennesen in den Keller gegangen und haben da gejammt, einfach drauflosgespielt. Das hat gepasst", sagt Mulle. Neben Clemens unterstützt auch Georg Verhülsdonk als Gitarrist die Band. Weniger spontan, sondern gut durchdacht ist der Bandname Never Grown Up.

"Die ganze Musik basiert auf der Einstellung, dass wir uns noch rausnehmen können, nicht erwachsen zu sein", erklärt der 23-jährige Erni. "Das Kind im Herzen behalten", nennt Schlagzeuger Mulle, 19 Jahre, das. Dabei stehen alle im Leben, haben eine Ausbildung oder absolvieren ein Studium. "Der Alltag ist durchgeplant", bestätigt Bassist Felix Kastell. "Aber mit unserer Musik können wir Abstand vom Alltag nehmen." Erni nennt es "unser eigenes Ding, das wir selbst aus dem Boden gestampft haben."

Mit ihrer Einstellung sind sie nicht alleine. Am Samstag haben die Jungs gleich zwei Auftritte zu bewältigen. Erst sind sie im Duisburger Jugendzentrum St. Peter, am Abend im Gelderner Club Seven. Auf Festivals wie Rock am Dick in Sonsbeck und Komm na Huus in Herongen waren sie in der Vergangenheit schon. Im März geht es für sie nach Belgien. "Da machen wir eine ganz normale Show", sagt Mulle.

Angesprochen wurden sie von Leuten aus Dänemark, ob sie nicht mal in Belgien spielen wollen. "In der Szene kennt man sich", sagt Mulle ganz selbstverständlich und lacht.

Die Szene, das ist die Hardcore-Szene, die Jungs sprechen auch vom Untergrund. Das ist die Szene, die parallel zum Mainstream, also dem , was alle hören, existiert. "Unsere Texte sind anders, als die, die im Radio laufen", sagt Erni. "Das ist nicht so wie ,Call me maybe', einmal gehört und schon kennt man das Lied. Auch wenn der Song cool ist", sagt der Sänger und grinst. Auf ihren Konzerten gibt es genug Leute, denen sie nur das Mikrofon hinhalten brauchen und die mitsingen.

Dabei sind die geschrienen Texte von Frontmann Erni gar nicht so leicht zu entschlüsseln. Aber das soll auch so sein. "Wer mitsingen will, muss sich mit der Thematik wirklich beschäftigen." In den Texten geht es zum Beispiel um Leute, die die Jungs von der Schulzeit kennen und die sich eher zum Nachteil verändert haben.

"Plötzlich ist die erste Frage: Was machst du beruflich? Da ist nichts Tiefes mehr", schildert Erni seine Erfahrungen. "Solche Dinge wie der Beruf spielen bei Freundschaft doch keine Rolle." Die Jungs leben das vor. Sie haben nicht nur unterschiedliche Berufswege eingeschlagen — Erni ist Auszubildender als Heilerziehungspfleger, Felix auf dem Weg zum Medientechnologen —, sondern sie haben auch privat einen unterschiedlichen Musikgeschmack. "Ich höre privat gar nicht Hardcore", gibt zum Beispiel Mulle, der Drummer, zu. Zusammen weggehen und Musik machen klappt trotzdem. "Bei uns ist nicht wichtig, welchen Status unsere Zuhörer im Leben haben", fasst es Mulle zusammen.

"Es kommt nicht darauf an, welche coolen Klamotten du hast. Wer am meisten Spaß hat, der hat gewonnen."

(bimo)
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