Geldern Haydns "Schöpfung" - brillanter Hörgenuss

Geldern · Gelungene Aufführung des berühmten Oratoriums in Gelderns Pfarrkirche St. Maria Magdalena mit 90-köpfigem Chor, drei Solisten und Orchester. Applaus des Publikums will kein Ende nehmen.

 Voll besetzt waren die Bänke der Gelderner Pfarrkirche während des geistlichen Konzerts.

Voll besetzt waren die Bänke der Gelderner Pfarrkirche während des geistlichen Konzerts.

Foto: gottfried Evers

Für viele Menschen des 21. Jahrhunderts wirkt Joseph Haydns Lobpreis häufig idealisiert und mitunter klischeehaft. Das Publikum in der voll besetzten Gelderner Pfarrkirche Maria Magdalena lauschte jedoch an diesem lauen Sonntagabend gebannt, mit welcher Leichtigkeit und Beweglichkeit, mit welch ausdrucksvoller, lebendig und spielerisch wechselnder, präzise ausgeführten Artikulation, Chor, Solisten und Instrumentalisten unter der Leitung von Dieter Lorenz die unterschiedlichsten Bilder der "Schöpfung" vor Augen führten.

Der mehr als 90 Sänger umfassende Chor an St. Maria Magdalena sang textverständlich, strahlte transparent, mit fließender, großer melodischer Kraft, rhythmischer Genauigkeit und manchmal aufleuchtenden, wunderbar schlanken Sopran- und Tenorstimmen. Das Gesangssolisten-Trio überraschte in den Rezitativen und Arien.

Joachim Höchbauer als Raphael und Adam überzeugte an diesem Abend mit einem klaren, in Höhen und Tiefen gleichermaßen klangvollen Bass mit stabilem Volumen. Sowohl das tiefe D für das kriechende Gewürm als auch das abschließende Duett von Adam und Eva bezauberte und gelang bemerkenswert.

Sopranistin Ruth Weber als Eva und verkündender Erzengel Gabriel betörte mit schlanker, glänzender Höhe und glitzernden Koloraturen. Sie wusste musikalische Bilder wie girrende Tauben, Duft oder Balsam differenziert, geradezu sinnlich in Gesang zu verwandeln. Eine wahre Freude waren ihre schnellen, lockeren Triller und beseelten Koloraturen in "Auf starkem Fittiche" sowie die leichten, strömenden Tonansätze.

Mark Heines farbenreicher, klangvoller Tenor stellte den Erzengel Uriel dar. Liedhaft und kraftvoll, ohne solistisches Pathos erklang die Arie "Mit Würd' und Hoheit angethan". Alle drei bewiesen mit hoher Textverständlichkeit sowohl in Rezitativen als auch Arien, im mehrstimmigen Miteinander eine ungetrübte, ausbalancierte Harmonie.

Lorenz musizierte mit den Duisburger Philharmonikern und ihrer Konzertmeisterin Anke Becker sowie Valerie Pöllen am Cembalo mit großer Disziplin, Sensibilität und Hingabe. Der leichte, transparent und beweglich wirkende Orchesterklang mit wunderbar melodischer Strahlkraft bestach durch schlüssige Spannungsbögen, dynamische Lautstärken- und Tempogestaltung sowie ausgefeilte Strukturen und eine große Passion zum Werk. Das Stück erklang anmutig und ohne die schwere Langatmigkeit anderer Oratorien. Immer wieder fügte sich der Chor mit mächtigen Klangblöcken aber auch feinen Hintergrundschattierungen mustergültig in das musikalische Gesamtbild.

Das Gelderner Publikum genoss das Konzert in vollem Maße, was der nicht enden wollende Applaus bestätigte.

(usp)
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