Geldern Heim für Flüchtlinge an der Spee-Straße

Geldern · In das Gebäude an der Friedrich-Spee-Straße 8a mitten in Geldern ziehen Asylbewerber ein. Nötige Umbauten dürften bis Mitte Dezember erledigt sein. Die bestehenden Unterkünfte in der Stadt sind voll bis in den letzten Winkel.

 Die Immobilie an der Friedrich-Spee-Straße 8a mitten in Geldern. Bis vor kurzem wurde sie von Künstlern genutzt, früher durch das Finanzamt. Jetzt soll sie entwurzelten Menschen Zuflucht bieten.

Die Immobilie an der Friedrich-Spee-Straße 8a mitten in Geldern. Bis vor kurzem wurde sie von Künstlern genutzt, früher durch das Finanzamt. Jetzt soll sie entwurzelten Menschen Zuflucht bieten.

Foto: Seybert

Die angepeilte Lösung nennt Gelderns Dezernent Joachim Ingenillem einen "Glücksfall für die Menschenwürde". Im Gebäude an der Friedrich-Spee-Straße 8a sollen ab etwa Mitte Dezember Flüchtlinge untergebracht werden. Auf den beiden Etagen mit jeweils 400 Quadratmetern könnten insgesamt 60 bis 80 Menschen unterkommen - nicht auf einen Schlag, sondern sukzessive, nach und nach.

 Joachim Ingennillem und Agnes Paassen-Hoenzelaers von der Stadt zeigen auf dem Plan, wie die Räume auf den Etagen angeordnet sind.

Joachim Ingennillem und Agnes Paassen-Hoenzelaers von der Stadt zeigen auf dem Plan, wie die Räume auf den Etagen angeordnet sind.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Das zuletzt von Künstlern, früher vom Finanzamt genutzte Haus biete sehr gute Voraussetzungen, führt Ingenillem aus. Gemeinschaftsküchen und -duschen auf den Etagen müssen noch eingebaut werden, und natürlich fehlt noch Mobiliar. Aber für etwa 20 000 Euro könne in ein paar Wochen alles fertig werden - vergleichsweise wäre das ein Schnäppchen. Außerdem liegt das Gebäude mitten in der Stadt: "Für die Verwaltung bedeutet das kurze Wege", für die Bewohner ebenso -etwa zum Einkaufen oder zum Arzt.

Der Zustrom von Menschen, die vor Krieg und Schrecken in ihren Heimatländern nach Deutschland fliehen, reißt nicht ab, er wird stärker. Die bestehenden Unterkünfte in Geldern sind voll und überfüllt. "Wir haben in einer Woche 23 neue Zuweisungen bekommen", führt Ingenillem aus: "Jetzt ist das Ende erreicht."

Sogar die ehemaligen Hausmeisterwohnungen des Rathauses sind inzwischen mit etwa 20 Asylbewerbern besetzt. Rund 100 Menschen leben in der Unterkunft an der Walbecker Straße, noch einmal etwa 20 im alten Hartefelder Rathaus. Ungefähr 40 Betroffene, die schon länger in der Stadt sind, konnten in über die Stadt verteilten Wohnungen unterkommen. Die meisten Neuankömmlinge stammen derzeit aus Syrien und Afghanistan.

Auf der Suche nach weiteren Räumlichkeiten habe man alle möglichen Immobilien überprüft, erklärt die Stadt. Man habe auch städtische Flächen geprüft, die für Containerlösungen infrage kommen könnten. "Wir haben sogar Schloss Walbeck im Visier gehabt", so Ingenillem. Immer wieder kämen auch Hinweise aus der Bevölkerung auf Objekte, "aber das sind meist leerstehende Fabrikhallen oder einzelne, kleine Wohnungen mit großem Renovierungsbedarf." Fazit: Alles "denkbar ungeeignet".

Die leerstehenden Wohnungen neben der JVA in Pont hingegen könne man, obwohl eigentlich ideal, leider nicht nutzen. Das Land NRW, dem sie gehören, stellt sich quer.

Die Anwohner rund um das ehemalige Finanzamtsgebäude sind gestern schriftlich informiert worden. Ein Info-Abend ist am kommenden Dienstag, 25. November, um 18 Uhr vor Ort im Haus 8a.

Die Verantwortlichen der Stadt hoffen, dass die Nachbarn die Pläne akzeptieren und die Ankommenden willkommen heißen. "Das ist auch eine Chance für die Gelderner", sagt Markus Grönheim, Abteilungsleiter im Sozialamt. Jeder sei eingeladen, sich zu kümmern, Kontakte zu den Flüchtlingen zu knüpfen und Hilfe anzubieten. "Es ist nicht nur Aufgabe der Verwaltung, sich um Flüchtlinge zu kümmern", appelliert Grönheim. "Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe."

Die Flüchtlingsunterkunft an der Walbecker Straße unterdessen wird als Einrichtung für die zentrale, erste Unterbringung von Hilfesuchenden erweitert und ausgebaut. "Die Planung läuft und wird umgesetzt. Das dauert aber noch etwa zwei Jahre", kündigt Ingenillem an.

(szf)
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