Issum Heitere Advents- und Weihnachtsmusik in Issum

Issum · Als kurz vor Beginn der Veranstaltung auch noch die Harfenistin das Schneechaos bezwungen hatte, herrschte erleichterte und heitere Stimmung, die die gesamte Advents- und Weihnachtsmusik der Issumer Kantorei durchzog. Die treue Hörerschar füllte trotz aller Hindernisse die evangelische Kirche und brachte sich - wie um sich zu befreien - volltönend in die Gemeindegesänge ein ("Macht hoch die Tür", "Tochter Zion", "Hört der Engel helle Lieder").

 Rolf Pester brachte auch immer wieder die Gemeinde zum Singen.

Rolf Pester brachte auch immer wieder die Gemeinde zum Singen.

Foto: binn

Die Bachkantate Nr. 61 nach dem Lutherlied "Nun komm, der Heiden Heiland" wird gerahmt von virtuosen und packenden Chorsätzen, in denen der strahlende Sopran Glanzlichter setzte. Mit Ernst und innerer Fröhlichkeit bereiten die folgenden Arien und Rezitative auf das Kommen des Heilands vor. Anke Haun (Sopran), Elke Lingemann (Alt), Thomas Weiß (Tenor) und Hans Scholing (Bass) gestalteten die Botschaft durch absolute Textverständlichkeit und angemessene musikalische Interpretation zur Predigt.

Mit der "Fantaisie" für Harfe solo hat Camille Saint-Saëns (1835-1921) gewissermaßen einen Katalog der Spiel- und Klangmöglichkeiten der Konzertharfe geschaffen. Karin Montero-Küpper zeigte sich allen virtuosen Anforderungen gewachsen und versetzte die andächtige Hörerschar in den Zustand eines schwebenden Wohlgefühls. Das galt auch für das bekannte "Angel's Coral" von John Rutter in der Form für zwei Frauenstimmen und Harfe. Ein besonderes Kleinod stellte die Kantate "Das neugeborne Kindelein" von Dietrich Buxtehude dar. Der naiv barocke Text von 1597 wurde adäquat lebendig-freudig umgesetzt, wobei sich insbesondere der Chorbass routiniert und wohlklingend präsentierte. Das Orchester (Konzertmeisterin Ludmilla Chramkova) wirkte als gliederndes und schmückendes Element sicher, selbstbewusst, aber nicht dominierend.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das "Oratorio Noël" op. 12 von Camille Saint-Saëns. In eher zurückhaltenden, aber dennoch intensiv berührenden Tönen wurde die Weihnachtsgeschichte erzählt, ergänzt durch alttestamentliche Texte. Vom rezitativischen Sologesang mit Orgel sich steigernd bis zum Quintett (2. Sopran: Birgit Bernitt) mit Chor, Orchester und Harfe - es war ein aufgrund der aufwändigen Besetzung selten gehörter Ohrenschmaus.

Mit einer kurzen Ansprache und Bitte um den Segen verdeutlichte Pfarrerin Yvonne Brück den gottesdienstlichen Charakter der Musik. Rolf Pester leitete auch die 120. Veranstaltung der Kantorei mit großer Umsicht und führte ansteckend gut gelaunt durch das Programm.

Mit langem Applaus vom Publikum und einem von Chor und Orchester farbig ausgeschmückten "O, du fröhliche" endete eine Musik, die zwei Stunden Raum schuf für das Wesentliche in der Vorweihnachtszeit.

(RP)
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