Geldern Hilfe für den Nordirak war Zitterpartie

Geldern · Aus Geldern wurden 1800 Kilo warme Kleidung per Lkw in Flüchtlingslager gebracht. Die Initiative "Wärme schenken" in Kooperation mit der Friedensbrücke machte das möglich. Behördenprobleme verhinderten zunächst die Verteilung.

 Hinter Zäunen eingepfercht sind die Menschen (l.). Die Hilfe vom Niederrhein kam gut an, signalisiert das Mädchen (r.).

Hinter Zäunen eingepfercht sind die Menschen (l.). Die Hilfe vom Niederrhein kam gut an, signalisiert das Mädchen (r.).

Foto: Organisation Wärme schenken

Menschen, die am Zaun stehen, davor viele gepackte Plastiktüten. Deren Inhalt soll das Leben der Menschen auf der anderen Seite des Zauns ein wenig leichter machen. "Wärme schenken", so heißt die Aktion, unter der die Hilfe aus Geldern in den Nordirak rollte. In den Tüten sind Schals und Pullover, zum Teil selbst gestrickt, jede Menge Kinderkleidung, dicke Jacken.

Manfred Feldmann atmet auf. Er ist Mitorganisator der Aktion, die in Kooperation mit der Friedensbrücke Geldern durchgeführt wurde. "Drei Wochen Zittern", beschreibt er den Zustand zwischen Bangen und Hoffen, in dem er und die anderen Helfer sich befunden haben. Der Lkw kam zunächst ohne Probleme bis nach Kirkuk im Nordirak, wo sich das Flüchtlingslager befindet. Auch im Nordirak ist Winter. Deswegen kam der Aufruf, warme Kleidung dorthin zu schicken. Der Mittelsmann, ein Bekannter der Mitorganisatorin Hazha, der in Deutschland studiert und die Fracht in den Nordirak begleitete, kam nicht mehr weiter. Er wurde nicht bis in das Flüchtlingscamp vorgelassen.

Geldern: Hilfe für den Nordirak war Zitterpartie
Foto: Wärme schenken

"Man läuft immer gegen Wände", beschreibt es Feldmann. "Drei Wochen einfach nur herumsitzen und nicht wirklich was machen können", das sei nervenzermürbend gewesen. Nichts machen, außer mit der Botschaft zu kommunizieren. Der Kontakt zum deutschen Konsulat in Erbil wurde aufgenommen. Weiter ging es über die deutsche Botschaft in Bagdad. "Eigentlich läuft die Verteilung im Irak nur mit registrierten Gruppen", erklärt Feldmann. Das sind solche mit Büro und Angestellten. Hat "Wärme schenken" aber nicht. "Oder man gibt alles an die staatlichen Organisationen im Nordirak ab und lässt die machen. Hat dann aber keine Kontrolle mehr", nennt Feldmann die Alternative, die für ihn und seine Gruppe nicht wirklich eine war. Letztendlich hat es nach drei Wochen Warten und Schreiben mit den Botschaften doch geklappt. "Es floss kein Bestechungsgeld", betont Feldmann. In einem Schreiben wird aber von einer "üblichen Verzögerungstaktik" gesprochen, und es gab auch den Moment, als der studentische Mittler sich bedroht fühlte. Eine Reisewarnung gibt es von der deutschen Botschaft für den Nordirak ohnehin.

Der Student ist wohlbehalten wieder zurück. Die Waren werden weiter von Bekannten, Studenten und Arbeitnehmern in zwei Flüchtlingslagern verteilt. Feldmann betont, wie professionell das vonstatten geht. Anhand von den Lebensmittelkarten haben die Helfer ermittelt, wie viele Familienmitglieder in einem Zelt wohnen, wie viel Männer, Frauen und Kinder. Dank der Daten wurde für jedes Zelt bedarfsgerecht eine Tüte mit warmer Kleidung gepackt.

"Sie haben einen klaren Plan, wie man das macht, sind mit sehr viel Herzblut dabei und auch zupackend", lobt er. Fotos und Videos dokumentieren die Verteilung der wärmenden Sachen. Vor Ort sind von Spendengeldern außerdem 800 Decken gekauft worden.

"Verteilt wurde in zwei Lagern. In einem leben 270 Familien mit 600 Kindern", berichtet Feldmann. Die Arbeit der Aktion "Wärme schenken" soll auf jeden Fall weitergehen. Allerdings wird keine warme Kleidung gesammelt. Auch im Nordirak wird es demnächst Frühling. Angedacht ist, Hygieneartikel und Schulmaterial zu schicken. "Und auch die Hilfsprojekte der Friedensbrücke in Sri Lanka und Rumänien gehen weiter", sagt Feldmann.

(RP)
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