Gelderland Hilfe nach Unwettern verzögert sich

Gelderland · Etliche Anträge auf Entschädigungen liegen nach dem zerstörerischen Regen und Hagel unbearbeitet beim Kreis Kleve. Im Kreis Wesel geht's schneller. Und: Nur in fünf Kommunen gibt es überhaupt Geld - Geldern etwa geht leer aus.

 Ein Bild, das durch die Region ging: Die Regenwalze breitet sich von Kevelaer her im Kreis Kleve aus.

Ein Bild, das durch die Region ging: Die Regenwalze breitet sich von Kevelaer her im Kreis Kleve aus.

Foto: Feuerwehr Kevelaer

Vollgelaufene Keller, überschwemmte Felder, vernichtete Gemüse-Ernten: Die ganze Region wurde von den Unwettern vor einigen Wochen heftig getroffen. Und nun wird die Bearbeitung der Anträge auf Entschädigungen zur Geduldsprobe.

Zum Beispiel für Landwirt Bernd Verhoeven aus Kervenheim. Er und andere Bauern im Ort hätten noch keine Zahlung gesehen, klagt er und fügt hinzu: "Unsere Nachbarn, die im Kreisgebiet Wesel wohnen, haben dagegen bereits Geld bekommen." Es gehe ihm weniger ums Geld als ums Prinzip: Er habe den Eindruck, dass der Kreis Kleve nicht so viel für die Opfer des Unwetters tue wie der Nachbarkreis.

Am Freitag ist wie berichtet die Frist für Anträge auf Soforthilfe abgelaufen. Zum Stichtag lagen dem Kreis Kleve nach Angaben von Sprecherin Ruth Keuken mehr als 300 Anträge vor (54 private Haushalte, 251 landwirtschaftliche Betriebe, ein Kleingewerbetreibender). Das Antragsvolumen liege bei mehr als 1,1 Millionen Euro. Bislang hätten 35 Privatleute eine Entschädigung bekommen - von den Landwirten waren es lediglich 14 von 251.

Es seien noch etliche Anträge unbearbeitet, weil der Kreis diese Aufgabe zusätzlich zum normalen Betrieb zu erledigen habe, erklärte Elke Sanders vom Kreis Kleve. Auch verzögere sich alles, weil das Land eine Erklärung der Landwirte verlange, dass ihre EU-Beihilfe (DE-Minimis) in den vergangenen zwei Jahren 15.000 Euro nicht überstiegen habe. Das entsprechende Formular müssten die Bauern unterschreiben. Dass das notwendig sei, habe das Land dem Kreis aber erst am 8. Juli mitgeteilt.

Immerhin müssen die Betroffenen zwar warten, aber sie können zumindest überhaupt auf Entschädigungen hoffen. Andere haben dieses Glück nicht - die Betroffenen in Geldern zum Beispiel. Denn bekanntlich hat das Land festgelegt, dass im ganzen Kreis Kleve nur die Geschädigten in den Kommunen Kevelaer, Rees, Straelen, Uedem und Wachtendonk Soforthilfen bekommen. "Zugrunde gelegt wurden die Kriterien Niederschlagsmenge, Einsatzhäufigkeit und Überflutung aus Flussläufen", heißt es im Erlass des Innenministeriums.

"Ich weiß nicht, was die sich dabei gedacht haben", sagt der für den Südkreis zuständige Kreislandwirt Heinz Lax. "Die Landesregierung hätte besser gar nichts gemacht, als so viel Unmut unter den Betroffenen auszulösen." Im Bereich der Fleuth in Kapellen zum Beispiel habe es "Riesenschäden" gegeben: Felder waren geflutet, Kühe konnten nicht auf die Weide, Gras- und Maisernten ertranken - und die Landwirte sollen leer ausgehen. "Wir haben mit dem Bauernverband versucht, die Landesregierung dazu zu bewegen, das noch mal zu überdenken", so Lax. Das blieb aber erfolglos. Nun versuche man, andere Quellen wie Stiftungen anzuzapfen, um den am schlimmsten betroffenen Betrieben zu helfen.

Auch für Gelderns Bürgermeister Sven Kaiser ist die Vorgehensweise der Landesregierung völlig unverständlich. Eine Hilfsmaßnahme "sollte sich nach den tatsächlichen Schäden richten", meint er - und nicht auf einzelne Kommunen beschränkt sein. Dass viele Betriebe jetzt nicht einmal die Chance auf Hilfe hätten, sei "nicht in Ordnung".

(RP)
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