Geldern Historischer Verein zeigt Kalender-Kostbarkeiten

Geldern · "Mein liebstes gutes Frauchen", beginnt der in Geldern stationierte Gefreite Heinrich Mitze am 16. März 1943 einen Brief an seine Familie. Die handschriftlichen Zeilen kann man sich jetzt an die Wand hängen, ohne dafür ein Archiv besuchen zu müssen. Denn das Schreiben aus den Wirren des Zweiten Weltkriegs ist als Faksimile festgehalten in den "Kalender-Kostbarkeiten". So nennt der Historische Verein für Geldern und Umgegend den "immerwährenden Kalender", den er in einer Auflage von 2000 Exemplaren herausgegeben hat.

 Die Februar-Seite aus dem immerwährenden Kalender.

Die Februar-Seite aus dem immerwährenden Kalender.

Foto: See

In den Niederlanden ist diese Art von Druckwerk als "verjaardagskalender" schon lange üblich. In den nicht an ein bestimmtes Jahr gebundenen Monatstabellen lassen sich Geburtstage, Namenstage und andere wiederkehrende Termine eintragen. Der Historische Verein hat die Blätter mit Dokumenten verziert, die Zeitzeugen Gelderns und seiner Umgebung sind. So ist darauf die Bombardierung Gelderns während des spanischen Erbfolgekriegs festgehalten. "Darunter sind aber auch einfache Dinge aus dem Leben der Menschen", erklärt Vorsitzender Gerd Halmanns. So ist etwas über die Installation der Straßenbeleuchtung in Veert anno 1919 zu lesen, der Alt-Herren-Reitclub Geldern berichtet über seinen Ausritt in Spanien, ein alter Bierkrug erinnert an die Dienstzeit des Vernumers Hugo Deselaers in einer Kompanie in Berlin von 1907 bis 1909.

Kreisarchivarin Dr. Beate Sturm, zugleich Bibliothekarin des Historischen Vereins, hat die Archivalien für den Kalender ausgewählt. "Vieles kommt von Privatleuten zu uns ins Archiv", sagt sie. Was zu Hause vielleicht banal erscheine, könne im Archiv für die Forschung interessant sein. Der Kalender soll laut Halmanns auch dazu dienen, das Bewusstsein für die Bedeutung auch privater Nachlässe zu schärfen. "Nichts wegwerfen, sondern ans Archiv geben", appelliert er. Das Sammeln und Bewahren sei neben dem Vermitteln von Geschichte die Aufgabe des Historischen Vereins.

Der Kalender kostet fünf Euro. Er ist im Kreisarchiv Kleve in Geldern, Boeckelter Weg 2, im Haus Lawaczeck in Nieukerk, Krefelder Straße 35, sowie im Buchhandel erhältlich.

(kla)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort