Geldern Hitzige Debatte über Cannabiskonsum

Geldern · Schüler der Liebfrauenschule holten sich Experten zum Thema "Ja oder Nein zur Legalisierung". Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) machte ordentlich Stimmung. Am Ende entschieden sich die Schüler für die Freigabe.

 Unter der Regie der Moderatorinnen Aleksandra Stojanovic und Leonie Reiner (links) fand eine muntere und kontroverse Diskussion zur Legalisierung von Cannabis statt. Mit auf dem Podium Gesundheitsministerin Barbara Steffens.

Unter der Regie der Moderatorinnen Aleksandra Stojanovic und Leonie Reiner (links) fand eine muntere und kontroverse Diskussion zur Legalisierung von Cannabis statt. Mit auf dem Podium Gesundheitsministerin Barbara Steffens.

Foto: van Offern

Der Einstieg ist lustig. Drei Mädels entern die Bühne und rappen: "Hüte deine Tüte, denn Highsein heißt Freisein". Hinter ihnen wird das Foto von Bob Marley eingeblendet mit dem Zitat "Cannabis und Musik gehören einfach zusammen."

Weniger lustig finden das Helmut Hammerschlag, leitender Oberstaatsanwalt aus Aachen und Dr. Dorothee Deuker, leitende Ärztin der Salus-Klinik für Suchterkrankung in Castrop-Rauxel. Sie sind zwei der vier Diskussionsteilnehmer, zu der Schüler des Berufskollegs der Liebfrauenschule eingeladen haben. Ihnen gegenüber sitzen deutliche Befürworter der Legalisierung von Cannabis, nämlich NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) und Lars Scheimann, auch bekannt als Dr. Hanf. Er bezeichnet sich selbst als Deutschlands ersten Cannabis-Patienten und hatte lange dafür gekämpft, die Droge auf Rezept zu bekommen. Seit 20 Jahren nimmt er Cannabis, um sein Tourette-Syndrom und ADHS in den Griff zu bekommen. "Seitdem bin ich beschwerde- und tickfrei. Cannabis ist mein Gott", nennt er seinen persönlichen Nutzen und rührt noch ordentlich die Werbetrommel für nützliche Hanfprodukte, die er vertreibt.

"Wir können doch den Planeten nicht weiter kaputt machen. Geben wir Hanf eine Chance", fordert er. "Für alle Bauern wäre es die Perspektive, um Böden wieder ph-neutral zu bekommen." Bei dieser Aussage zuckt Dr. Dorothee Deuker zusammen. Hanf möge ja eine vielversprechende Pflanze sein, aber auch eine, die reich an Tetra-Hydrocannabinol (THC) sei und damit habe sie ein Problem. THC ist das rauschwirkende Bestandteil der Hanfpflanze. Dass es sich bei der Nutzpflanze um eine andere Sorte handele, lässt Oberstaatsanwalt Helmut Hammerschlag nicht gelten. "Wenn sie Hanf freigeben, dann wird es passieren: es wird Hanf auftreten mit hohem THC-Gehalt." Dafür müsse man nur nach Holland blicken. Richtig los legt er in der Diskussion mit Gesundheitsministerin Barbara Steffens. "Absolut lächerlich" findet er ihre Forderung, Cannabis zu legalisieren und gleichzeitig zu denken, dass Jugendschutz gewährleistet sei. "Das funktioniert auch bei Alkohol nicht." Stichwort: Komasaufen bei unter 18-Jährigen. Auch wenn die Abgabe von Alkohol an diese Altersgruppe verboten ist, kommt es dazu, dass Jugendliche an diese Droge kommen. Auch den Vergleich, wenn schon der viel schlimmere Alkohol erlaubt sei, könne doch Cannabis legalisiert werden, lässt er nicht gelten. "Soll denn zu Alkohol noch Cannabis kommen, so dass die Jugendlichen noch verrückter werden?" Den Ausdruck "verrückt" verbietet Lars Scheimann, der Cannabis nun einmal aus medizinischen Gründen nehme. Aber Dr. Dorothee Deuker macht deutlich, dass er nun einmal eine Ausnahmeerscheinung sei. Sie erzählt von denen, die sie in der Klinik trifft. "Leute, die ihre Pubertät verkifft haben."

Auch Steffens berichtet über den Sohn einer Freundin, "der sein Leben ziemlich vor die Wand gefahren hat". Als Gesundheitsministerin sei sie aber für die Legalisierung, "aus Gesundheitsschutz", um den illegalen Drogenmarkt und den Handel mit gestreckten Substanzen einzudämmen. "Das heißt aber nicht, dass ich Kiffen für Jugendliche gut finde", betont sie. Stattdessen setzt sie auf Persönlichkeitsstärkung und Prävention, damit aus Drogenkonsum keine Sucht wird. Auch Scheimann macht klar, "Cannabis ist nicht gut für die Jugendlichen."

Nach der Diskussion stimmen fast alle zuhörenden Schüler dennoch pro Legalisierung ab.

(RP)
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