Geldern Horlemann: Auszubildende sind Mangelware

Geldern · Er fährt jeden Morgen von Weeze nach Uedem mit dem Rad und nachmittags zurück. Schon das wäre für viele Jugendliche eine Zumutung. Dann setzt sich Jannis nicht gemütlich auf eine Schulbank, sondern arbeitet. Oft muss er sich dabei körperlich anstrengen oder sich schmutzig machen, in jedem Fall konzentriert sein. Und all das tut er mit Begeisterung. "Mir macht die Arbeit tierischen Spaß", sagt der 17-Jährige, der im ersten Lehrjahr zum Energie- und Gebäudetechniker bei Horlemann ist. Mit dem jungen Weezer hat das Uedemer Unternehmen einen guten Fang gemacht, ist Ausbildungsleiter Werner Heuvens überzeugt. Nicht immer passen Bewerber und Lehrstelle so gut zueinander wie bei Jannis Karasek. Horlemann leidet wie die meisten anderen Unternehmen unter erheblichem Bewerbermangel.

 Bei der Arbeit: Jannis Karasek, Auszubildender bei Horlemann.

Bei der Arbeit: Jannis Karasek, Auszubildender bei Horlemann.

Foto: Evers

"In meinen ersten Jahren als Ausbilder hatten wir 40 junge Leute, die sich auf vier Lehrstellen hin meldeten. Heute bieten wir sechs Ausbildungsstellen an und müssen froh sein, wenn sich zwölf Bewerber melden." So war es in der Auswahlphase fürs gerade begonnene Ausbildungsjahr, und immerhin neun der Interessenten waren ganz in Ordnung, befand Heuvens. Sechs verdienen sich jetzt ihre ersten Sporen. Und haben gute Chancen, später übernommen zu werden, wenn die Leistung stimmt.

Horlemann, mit Elektrobau und Rohrleitungsbau bekannt geworden und inzwischen auch mit Mobile Energy und IT befasst, stellt 500 Arbeitsplätze. Ausgebildet werden Betriebstechniker, Gebäude- und Energietechniker (die früheren Elektriker), Tiefbau-Facharbeiter und Fachinformatiker - auch zu Industriekaufleuten. "Ich halte für das Hauptproblem, dass die jungen Leute alle glauben, sie hätten eine bessere Berufsperspektive, wenn sie erst ein Fachabitur am Berufskolleg machen. Für viele ist das aber Zeitverschwendung; nicht selten stellen wir Schul- oder Studienabbrecher ein." Auch das an sich attraktive duale Studium, bei dem junge Leute parallel im Betrieb arbeiten und studieren, sei nicht für jeden etwas.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort