RP-Serie Netzwerk Gesundheit (4) Im Trauma-Zentrum sitzt jeder Handgriff

Geldern · Wenn der Rettungsdienst einen schwer verletzten Patienten ankündigt, wird eine Aktionskette im Gelderner Krankenhaus ausgelöst.

 Im Schockraum des Gelderner Krankenhauses: Schwester Michaela Brouwers und die Ärzte Michael Rogalski und Dr. Rupertus Schnabel (r.).

Im Schockraum des Gelderner Krankenhauses: Schwester Michaela Brouwers und die Ärzte Michael Rogalski und Dr. Rupertus Schnabel (r.).

Foto: Seybert

Ein tragischer Flugzeug-Absturz im Jahr 1976 gilt als Initialzündung für den heute international einheitlichen Ablauf in der Erstversorgung von Schwerverletzten. Das Prinzip des "Advanced Trauma Life Support" (ATLS) legt dabei eine gemeinsame Sprachregelung und Behandlungs-Leitlinie für die Erstversorgung in den Kliniken fest, um den Patienten bestmöglich zu helfen.

Am Unfallort entscheidet der Notarzt anhand der Schwere des Traumas - damit ist hier eine Verletzung durch Unfall oder Gewalteinwirkung gemeint -, ob der Patient zur Behandlung in das nächste überregionale, regionale oder lokale Traumazentrum gebracht wird.

Ein lokales Trauma-Zentrum befindet sich im Gelderner Krankenhaus. Michael Rogalski, Oberarzt der Unfallchirurgie, ist ATLS-Spezialist; eine nicht alltägliche Weiterbildung, die der Unfallchirurg absolviert hat. "Wenn der Rettungsdienst des Kreises uns meldet, dass ein Patient eingeliefert wird, löst das eine Aktionskette innerhalb des Krankenhauses aus. Sofort findet sich ein Spezialteam aus Anästhesisten, Pflegenden und Chirurgen im Schockraum ein. Bei Bedarf kommen auch Ärzte aus anderen Fachabteilungen hinzu. Alle versorgen den Verletzten im Schockraum der Zentralen Patientenaufnahme gleichzeitig", so der Unfallchirurg.

Das Wichtige sei, dass die Erstversorgung sich exakt an das vorgegebene Schema hält, denn jeder Handgriff müsse sogar unter Zeitdruck sitzen. Das sei das Besondere am Prinzip ATLS, dass nicht mit jedem Einsatz aufs Neue eine Festlegung der Abläufe erfolgen muss.

Im Schockraum wird zunächst nach lebensnotwendigen Funktionen wie Atmung, Herz- und Kreislaufstabilität geschaut. "Die Leitlinie gibt vor, dass sich jeweils nach zehn Minuten alle Aktiven kurz über den Stand austauschen. Danach wird je nach Schwere des Traumas das weitere Vorgehen bestimmt", erklärt der Chefarzt der Unfallchirurgie, Dr. Rupertus Schnabel. Das könne zunächst der kurze Weg in die Radiologie sein, beispielsweise zum Spinal-CT, um den Patienten hier "vom Scheitel bis zur Sohle" zu durchleuchten. Schon nach zwei Minuten erscheine das Körperbild auf dem PC. Falls erforderlich, geht es anschließend weiter in einen der drei Operationssäle. Dem OP-Team wird schon mit der Meldung eines Schwerverletzten durch den Rettungsdienst vorsorglich angekündigt, dass ein Operationssaal benötigt werden könnte.

Seit 2010 ist das St.-Clemens-Hospital als lokales Traumazentrum durch die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) anerkannt. Im vergangenen Jahr erfolgte die Re-Zertifizierung. Auch diesmal bestätigte die DGU den Geldernern einen hohen Qualitätsstandard in der Versorgung Schwerverletzter.

(mk)
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