Geldern Immer Ärger mit verschleppten Schäden

Geldern · Schimmel im Lise-Meitner-Gymnasium, nicht zu öffnende Fenster an der Fleuth-Realschule, mannigfaltige Schäden in Turnhallen: An der Gebäude-Instandhaltung in Geldern hapert's. Aber das soll sich jetzt ändern, sagt der Bürgermeister.

Geldern: Immer Ärger mit verschleppten Schäden
Foto: Seybert Gerhard

Der Schimmel-Fund am Lise-Meitner-Gymnasium ist das jüngste Beispiel in einer Reihe nicht beachteter Probleme an öffentlichen Gebäuden. Und tatsächlich hat die Stadt Geldern auch schon das ganze Jahr über davon gewusst. Die Schulleitung hatte sie am 25. Januar per Mail über üblen Geruch im Musikraum informiert, bereits da mit der Sorge, man könne es mit Schimmel zu tun haben, und um Prüfung gebeten.

Drei Tage später verwies die Stadt in einer Antwort auf die hohen Kosten einer Raumluftmessung und bat, auf gutes Lüften zu achten. Danach blieb die Angelegenheit offenbar erstmal irgendwo auf dem Verwaltungsweg liegen. Die erste Feuchtigkeitsmessung an den Wänden erfolgte jedenfalls Mitte März. Und erst jetzt, nachdem der Befall saniert ist, soll die Luft auf Schimmelsporen überprüft werden. Nicht zuletzt hatte die Stadt auf Anfrage erklärt, erst "etwa Ende des ersten Quartals" von der Sache erfahren zu haben. Gestern bestätigte sie aber: Doch, es war im Januar.

Von langwierigen Verwaltungswegen kann auch die Fleuth-Realschule ein Lied singen. Seit 2010 das alte Belüftungssystem aus Brandschutzgründen stillgelegt wurde, herrschte mieses Klima in den Klassen. Endlich wurden in diesem Jahr Fenster eingebaut, die sich öffnen lassen - jedenfalls, sofern man eher hochgewachsen ist. Die Fenstergriffe sitzen nämlich zu weit oben.

Ein weiteres Beispiel: die Turnhallen. Dass reihenweise Hallendächer von vornherein falsch konstruiert wurden, ist die eine Sache. Doch im Zuge der Prüfungen und Reparaturen fielen weitere Probleme auf, die bei besserer Immobilienpflege früher ins Auge gefallen oder gar nicht erst aufgetreten wären. Da geht es um unentdeckte Feuchtigkeitsschäden, um durch Alter oder Umbauten entstandene Mängel an tragenden Elementen, um Flachdächer und Dachrinnen, auf und in denen sich durch altes Laub Wasser staute.

Aus dem politischen Raum ist daran herbe Kritik laut geworden. Beispielsweise seitens der SPD. "Das hat was mit Arbeitsorganisation in der Verwaltung zu tun, vielleicht auch mit Personalqualität", so der SPD-Fraktionschef Hejo Eicker. Da würden "aus kleinen Baumängeln große Probleme", und so etwas wie die zu hoch montierten Fenstergriffe "darf nicht mehr passieren".

Bürgermeister Sven Kaiser selbst hat bereits Probleme eingeräumt: Man müsse sich "besser aufstellen" in Sachen Gebäudemanagement. "In der Vergangenheit ist leider oftmals erst dann reagiert worden, wenn wir eine Meldung vom Hausmeister bekamen: ,Da müsst ihr mal gucken'", sagt Kaiser jetzt. "Es ist oft schon ein Renovierungsstau da."

Es soll nun Abhilfe geschaffen werden. Eine externe Beratungsfirma habe eine Organisationsuntersuchung bei der Abteilung für Hochbau angestellt, die für die Unterhaltung der städtischen Immobilien zuständig ist. "Es ist herausgekommen, dass wir personell schon ein bisschen knapp besetzt sind", fasst Kaiser zusammen: In der Abteilung arbeiten drei Personen.

Zudem fehlte offenbar der Überblick und Zugriff auf Gebäude-Daten. "Wir haben jetzt eine Software, in der der gesamte Gebäudebestand erfasst wird", so Kaiser weiter. Das soll jederzeit Klarheit bieten über Planungsunterlagen, den jeweils aktuellen Zustand einzelner Gebäude, Wartungsintervalle, Schwachpunkte von Immobilien. Auch diese Daten sollen durch ein externes Büro zusammengestellt werden. Das Ziel: "Wir wollen einen Plan aufstellen, was wann wo gemacht wird", kündigt Kaiser an.

Außerdem leitet die ehemalige Kämmerin Agnes Paassen-Honzelaers nun eine "Projektgruppe Gebäudemanagement", die in der Gelderner Verwaltung das gesamte Arbeitsfeld - von Instandhaltung über Energiewirtschaft bis zur Reinigung - neu in Form bringen soll. Der Etat für Unterhaltungsaufgaben soll für 2017 im städtischen Haushalt aufgestockt werden.

(RP)
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