Geldern In 50 Jahren 500 Tassen gesammelt

Geldern · Sie hat definitiv alle Tassen im Schrank: Die Rede ist von Kathi von der Weydt, erste Drachentochter der Stadt und eine der bekanntesten Geldernerinnen. Ein Besuch im "Sammelsurium" der sympathisch-resoluten Seniorin.

Geldern: In 50 Jahren 500 Tassen gesammelt
Foto: Seybert Gerhard

Dass sie immer schon für Porzellan geschwärmt hat, nimmt man ihr sofort ab. Wer die Haustür von Kathi von der Weydt passiert hat, glaubt es kaum: Regaleweise türmen sich hier kleine Gedecke, die meistens aus Teller, Unterteller und Tasse bestehen. Alle Farben. Alle Stile. Alle Formen. Keine kompletten Services. Sondern fast alles Einzelstücke. "Vieles habe ich auf diversen Märkten für einen Euro erstanden", sagt die 80-Jährige, die, wenn sie erst mal ins Reden kommt, nur schwer zu stoppen ist. Dann sprudeln die Worte nur so aus ihr heraus. Dann zeigt sich, dass die ganze Vitalität nach einer Krankheit zu großen Teilen zurück ist.

Geldern: In 50 Jahren 500 Tassen gesammelt
Foto: Seybert Gerhard

Wo Kathi, wie halb Geldern und Umgebung sie nur nennt, ihren Lieblingsplatz hat, wird schnell klar: An einem Bürotisch in ihrem schmucken Häuschen hat sie den besten Blick auf einen eingedeckten ovalen Esstisch, den sie auf einem Trödelmarkt in der Glockengasse erstanden hat. Dahinter türmt sich dann eine wahre Batterie aus Porzellan, was im ersten Moment für den Besucher überhaupt nicht zu fassen ist. "Wie der Tisch stammen auch viele Stücke von Trödel- oder Flohmärkten", sagt Gelderns erste Drachentochter, die 1986 gekürt wurde. Schon damals war sie ehrenamtlich enorm aktiv gewesen. Was für ihr ganzes Leben gilt. Ein Leben, dass sie seit 27 Jahren ohne ihren geliebten Mann Heinz meistert. Ein Bild an der Wand, umringt von diversen Tassen und Bechern, zeugt von der Erinnerung an ihn.

Geldern: In 50 Jahren 500 Tassen gesammelt
Foto: Seybert Gerhard

"Ich sammele jetzt seit 50 Jahren Tassen. Etwa 500 Stück müssten es insgesamt schon sein", schätzt Kathi - ohne allerdings den genauen Überblick zu haben. Sie hat ihre Schätzchen, von denen die meisten eher einen ideellen Wert haben als einen finanziellen, weder katalogisiert noch nachgezählt. Es sind mehr die Erinnerungen, die an jedem einzelnen Stück hängen, die es ihr angetan haben. "Die hier ist aus Bad Wildungen. Und die hier aus Mallorca", kommt Kathi in Fahrt. Es sind die vielen Reisen mit der Awo, die sie geleitet und begleitet hat, die sie an so viele Ziele geführt haben. Selbst bis Moskau ging es vor vielen Jahren. Ein Trip, der sie auch heute noch begeistert zurückblicken lässt. "Natürlich habe ich dort auch Tassen gekauft", sagt sie schmunzelnd. Auch sie stehen irgendwo in den vielen Regalen - im Wohnzimmer und in den Fluren.

Geldern: In 50 Jahren 500 Tassen gesammelt
Foto: Seybert Gerhard

Als beim Autor dieser Zeilen ein Anflug von Hausmann durchkommt, winkt Kathi aber schnell ab: "Die Tassen kannst du alle in die Spülmaschine stellen, da passiert nichts. Du darfst halt nur keinen Reiniger, sondern nur Klarspüler verwenden." Aha. Kaum auszudenken, welche Spül-Orgie sich sonst dann und wann im Hause von der Weydt abspielen würde. In der "Villa Kathi", wie auf der Auffahrt zu lesen ist. Dort, wo auch die alte Holzbude der Awo steht, aus der heraus sie immer ihre Waffeln für den guten Zweck verkauft hat.

Apropos Awo: So ganz hat die ehemalige SPD-Ratsfrau es noch immer nicht verkraftet, dass ihre geliebte Tagesstätte, wo sie und andere Helfer so manchem Hungrigem mit selbst geschmierten Brötchen geholfen haben, dicht gemacht worden ist. "Die Awo ist nicht mehr wie früher", sagt sie leise. Und verrät dann nur noch, dass sie als nächstes ein Buch über die 40 Jahre in der Sozialgemeinschaft schreiben will. Einen Titel dafür habe sie schon. Aber den verrät sie noch nicht. Gut möglich aber, dass nach der Veröffentlichung so manchem Zeitgenossen die Ohren klingen dürften. Denn ein Blatt hat Kathi noch nie vor den Mund genommen. Oder wie sie es ausdrückt: "Ich sage, was ich denke. Und wer das nicht hören will, soll sich gefälligst die Ohren zuhalten." Typisch Kathi halt.

(RP)
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