Geldern Innenstadt-Demo gegen den Überwachungsstaat

Geldern · Es war gegen 10 Uhr, da fingen die Sprechchöre an: "Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Daten klaut." Insgesamt gut 30 Demonstranten hatten sich auf der Issumer Straße versammelt, um "den Geheimdiensten klar Kante zu geben", erklärt Tim Reuter von der Piratenpartei, die die Aktion im Bündnis mit der Grünen Jugend Kreis Kleve und dem Verein Freifunk Niederrhein ausgeführt hat.

 Der Protest gegen Datenklau und Spitzelei.

Der Protest gegen Datenklau und Spitzelei.

Foto: Heinz Spütz

Mit Schildern, die klarmachen, dass man gerade den Ort "Demokratie" verlässt und in das orwellsche Land von "1984" eintaucht, wollten die engagierten Bürger wortwörtlich Flagge zeigen. Auf dem Weg die Fußgänger-Zone entlang spornte das die Besucher der Cafés und Eisdielen zum Diskutieren an: "Es werden doch jeden Tag Daten geklaut. Google und Co., alle wollen doch speichern, was man da macht", meinte Clemens Jünschke, der das Problem nicht als so groß ansieht: "Persönlich ist mir das aber egal. Die können alles von mir wissen, ich tu ja nichts."

Manche hatten andere Perspektiven: "Ich stimme den Demonstranten zu", erklärte ein Eisdielenbesucher. "Diese Spitzelei, besonders aus amerikanischer Sicht, geht einfach zu weit." Seinen Namen wollte der aufgebrachte Bürger aber lieber nicht nennen und fürchtete um eine Überwachung der etwas anderen Art: "Denn wenn meine Freunde das lesen, dann steht das Telefon bei mir nicht mehr still."

Zum Ende der Demonstration hielten Tim Reuter von den Piraten und David Krystof vom Bündnis 90/Die Grünen noch kurze Reden auf dem Marktplatz, die einige Leute sowohl zum Stand der Parteien, als auch zum Thema lockten. "Wir haben gesehen, dass hier in Geldern einige Leute erstmals mit Datenklau und Co. konfrontiert wurden", erklärte Krystof. "Gerade deshalb ist es wichtig, den Protest in die Allgemeinheit zu tragen, denn Überwachung findet überall statt." Und der Kampf gegen Datenspeicherung und die wachen Augen von "Big Brother" geht weiter: "Die Fortsetzung gibt es nächste Woche, am Samstag, 25. Juli, in Kleve am Fischmarkt", kündigte Reuter an. Er erklärte die Idee hinter den kleinen Innenstadt-Demos: "Da sitzen die Leute entspannt in ihren Cafés, und wenn wir dann vorbeilaufen, kommen sie ins Gespräch und denken über das Thema nach. Mehr können wir nicht verlangen." Und in Geldern habe genau das funktioniert.

(cnk)
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