Kerken Investment: Seltene Flaschen als Geldanlage

Tim Tünnermanns Leidenschaft ist Whisky. Genuss ist das eine, was ihn an dem Getränk reizt. Das andere ist ein finanzieller Aspekt: Single Malts - also Whiskys, die nur aus einer einzigen Destille stammen - eignen sich auch als Geldanlage.

 Tünnermann und White Horse Whisky von 1939.

Tünnermann und White Horse Whisky von 1939.

Foto: Markus van Offern

Zusammen mit seinem Partner Marco Jansen berät er in seiner Firma Whisky Investments Kunden, die ihr Geld in Whiskyflaschen anlegen wollen. "Die Nachfrage nach Whisky ist in den vergangenen 20 Jahren weltweit stark angestiegen. Der kann allerdings nicht beliebig nachproduziert werden, weil er mehrere Jahre in den Fässern lagern muss. Und daher steigt der Preis", erklärt der Whisky-Kenner.

Das mache Whisky eben auch für Anleger und Sparer interessant: Die EZB hat den Leitindex auf 0 Prozent gesenkt, klassische Sparanlagen werfen immer weniger Rendite ab. Der Leitindex für Scotch Whisky "APEX 1000" hingegen konnte im vergangenen Jahr ein Plus von 14 Prozent verbuchen.

Solche Gewinnsteigerungen kann Tünnermann bestätigen: "Es ist keine Seltenheit, dass eine Flasche, die wir neu reinbekommen, nach einer Woche wesentlich teurer ist. Das war zum Beispiel bei der limited Edition 'Highland Park Ice' so. Den haben wir an einem Montag für 260 Euro gekauft, am Freitag danach wurde er schon für bis zu 390 Euro gehandelt. Also eine Wertsteigerung von 130 Euro", beziehungsweise 50 Prozent.

Seine Firma behält diesen Markt im Blick, informiert sich über Preisentwicklungen und kommende Sammler-Editionen, kauft die ausgesuchten Flaschen für ihre Kunden und verkauft sie auf Wunsch auch wieder - gegen eine Beteiligung an der Rendite.

Von der Geldanlage Whisky ist Tünnermann überzeugt - im Vergleich zu Aktien und Fonds sei das Risiko gering: "Wenn bei Aktien das Unternehmen pleitegeht, ist das Geld weg. Bei Whisky ist es im Zweifel egal, was auf dem Markt passiert, denn ich behalte den Gegenwert des Produktes. Im schlimmsten Fall öffnet man die Flasche und hat einen schönen Abend", sagt der Whisky-Kenner.

Dabei ist die Anlage Whisky nicht nur was für Reiche: "Unser jüngster Kunde ist Schüler, 20 Jahre alt. Er investiert eben in Whisky statt in einen Bausparvertrag als Wertanlage für die Zukunft. Wir haben zwar auch Kunden, die hier sechsstellige Summen anlegen. Aber die meisten Anleger kommen aus dem Mittelstand, sind Familien oder Rentner."

Doch wo Geld lockt, bleiben Betrüger natürlich nicht aus: Viele Whiskys werden mittlerweile gefälscht - leere Flaschen von teuren Tropfen einfach wieder neu befüllt. Tünnermann: "Wir haben in der Whiskybotschaft regelmäßig Anfragen von Leuten, die unsere leeren Flaschen kaufen wollen - massenweise und am besten mit Verpackung."

Den Großteil der wertvollen Whiskys machen alte Single Malts aus den Jahren zwischen 1950 und 1990 aus. Besonders wertvoll seien aber Whiskys aus sogenannten "Lost Distilleries" - also Destillen, die es nicht mehr gibt, etwa, weil sie mittlerweile insolvent sind, von denen der gelagerte Whisky aber noch abgefüllt und verkauft wird.

(see)
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