Issum Issum eine Woche lang Zirkusdorf

Issum · Beide Grundschulen im Altbierdorf haben ein Projekt rund um Stars in der Manege. Die Brüder-Grimm-Schule setzt auf Lehrer und Eltern als Trainer, die Nikolausschule hat eine Zirkusfamilie engagiert. Heute starten die Aufführungen.

 Hoch hinaus ging es beim Zirkusprojekt der St. Nikolausschule.

Hoch hinaus ging es beim Zirkusprojekt der St. Nikolausschule.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Gleich zwei Zirkuszelte ragen in den blauen Himmel, der sich über das Altbierdorf erstreckt. Stars in der Manege sind Issums Grundschulkinder. Unterricht ist in dieser Woche ausgefallen. Wie es Sabine Ulpke, Schulleiterin der Brüder-Grimm-Schule ausdrückt: "Die Kinder gehen diese Woche auf eine besondere Schule, die Zirkusschule."

Dass beide Issumer Grundschulen gleichzeitig ein Zirkusprojekt durchführen, sei eher dem Zufall geschuldet, sagt die Schulleiterin der Nikolausschule, Gabriela Rittinghaus-Koppers. Ein bisschen ist es aber wegen der Kosten. Beide Schulen mussten jeweils 10 000 Euro aufbringen. "Es gibt keine Töpfe, aus denen es vom Land Geld gibt", erklärt Ulpke. Die Nikolausschule ist deswegen aus dem Tritt gekommen. Statt vier hat es fünf Jahre gedauert, bis das Geld zusammen war, damit wieder ein Zirkusprojekt stattfinden konnte. Dafür ist das nächste in drei Jahren, um wieder im alten Rhythmus zu sein. Die Erstklässler der Nikolausschule haben also Glück.

Finanziert haben die Schulen ihr jeweiliges Zirkusprojekt durch Spenden, Sponsorenläufe und Verkaufsaktionen auf diversen Basaren. "Damit wird den Schülern vermittelt, dass sie sich auch beteiligen müssen, wenn sie sich etwas Besonderes wünschen", sagt Rittinghaus-Koppers. Trotz zeitgleichem Termin haben sich die Schulen für unterschiedliche Zirkuskonzepte entschieden. In der Brüder-Grimm-Schule ist der Circus Soluna angereist. Bevor die Kinder zu Akrobaten und Feuerschluckern werden, haben die Lehrer der Brüder-Grimm-Schule und einige Eltern einen Workshop durchlaufen. Unschwer zu erkennen ist die Clowngruppe mit ihren bunten Perücken. "Einmal anders sein", sagt eine Lehrerin zu ihrer neuen Rolle als Clowntrainerin. Auch Eltern dafür zu gewinnen, Kindern beizubringen auf Glasscherben zu laufen oder einer riesigen Kugel, war kein Problem. "Die Eltern sind hier einfach genial. Wir haben eine extrem hohe Elternhilfe", sagt Ulpke, die als Schulleiterin seit Anfang des Jahres in Issum ist. Alle 260 Kinder sind im Projekt eingebunden, aber nicht gleichzeitig. Während die eine Gruppe für den Zirkusauftritt trainiert, wird eine zweite in der Klasse von Eltern unterrichtet. Es werden Aufsätze geschrieben, in denen sich alles, na, um Zirkus dreht.

 Viel Balance war gefragt beim Zirkusprojekt der Brüder-Grimm-Schule.

Viel Balance war gefragt beim Zirkusprojekt der Brüder-Grimm-Schule.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Rittinghaus-Koppers von der Nikolausschule setzt auf die Erfahrung der Familie Jonny Casselly, die in der achten Generation ihr Leben dem Zirkus widmet. Sie hat tierische Verstärkung mitgebracht, zum Beispiel Lama Snickers. Die Zirkusprofis teilen die 160 Schüler der Nikolausschule in Gruppen ein. Sie sind auch ein bisschen Wunsch-Erfüller, wenn eine Mädchengruppe unbedingt Seiltänzerinnen werden möchte und eine andere nichts lieber will, als zu den Ponys. Clowns gibt es natürlich auch dort. Kritische Stimmen, dass die 10 000 Euro besser in Lehrmaterial angelegt werden könnten, hat keine der beiden Schulleiterinnen gehört. "Wir haben die volle Unterstützung der Eltern", sagt Rittinghaus-Koppers. Sie setzt auf die Stärkung des Selbstbewusstseins bei einem solchen Projekt. "Es gibt Kinder, die kommen in einer Gruppe, in der es um Leistung anhand von Noten geht, eher schlecht weg", ergänzt Ulpke. Gerade diese Kinder profitieren vom anderen, ganzheitlichen Lernen. Die Schulleiterin spricht von der Stärkung sozialer Kompetenzen, weil die Kinder sich fernab von Handy und Computer aufeinander verlassen müssen, sonst funktionieren keine Menschenpyramide und auch kein Zirkusprojekt.

"Dass sie mehr können als gedacht, erleben sie nur, wenn Hand in Hand zusammengearbeitet wird", betont Sozialpädagoge Birger Koch und ist von den Issumer Kindern begeistert. "Die machen das so fantastisch, da können wir noch einen draufsetzen."

(bimo)
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