Tiere krank Angst vor Gift in der Issumer Fleuth

Seitdem Regina und Peter Höhe in Issum an dem kleinen Fluss wohnen, war ihr Hund Egon oft krank und ist schließlich gestorben. Jetzt haben sie den Verdacht, dass Schadstoffe in dem Gewässer sind, und wollen, dass die Behörden Proben nehmen.

 Ein Foto und das Halsband sind alles, was Regina Höhe von ihrem Berner Sennenhund Egon noch geblieben ist. Sie vermutet, dass etwas in dem Wasser der Issumer Fleuth mit dem Tod des Tieres zu tun hat.

Ein Foto und das Halsband sind alles, was Regina Höhe von ihrem Berner Sennenhund Egon noch geblieben ist. Sie vermutet, dass etwas in dem Wasser der Issumer Fleuth mit dem Tod des Tieres zu tun hat.

Foto: gerhard Seybert

Für das Ehepaar Höhe aus Issum ist das, was im Moment passiert, nicht verständlich. Die Eheleute wohnen auf einem Grundstück nahe der Issumer Fleuth und vermuten, dass in dem kleinen Fluss Schadstoffe sein könnten, die ihren Hund Egon vergiftet haben. Doch die Untere Wasserbehörde im Kreis Kleve sieht keinen ausreichenden Verdacht, um das Wasser oder den Boden auf bestimmte Stoffe zu prüfen. Die Anwohner wollen aber Gewissheit, ob das Wasser belastet ist oder nicht.

Den Verdacht ausgelöst hat die Erkrankung ihres Berner Sennenhundes Egon. Mit ihm war es ein Hoffen und Bangen. Als Regina und Peter Höhe vor etwa zwei Jahren nach Issum ziehen, sind ihre beiden Hunde gesund. "Egon war ein echter Haudegen", sagt Regina Höhe. "Aber im Mai vorigen Jahres fing er plötzlich an, schlapp zu werden, hatte Magen- und Hautprobleme."

Blutwerte des Hundes deuteten auf Vergiftung hin

Die Hundebesitzer lassen bei einer Tierärztin ein Blutbild machen. Das zeigt, dass Egon unter Anämie - also einer Blutarmut - leidet. "Die Werte deuteten auf eine Vergiftung hin. Beweisen konnten wir das aber nicht. Für Anämie gibt es verschiedene Ursachen", sagt die Lehrerin. Nach mehreren Bluttransfusionen geht es dem Berner Sennenhund besser. Nachdem Egon aber ausbüxt und erneut in den Fluss springt, baut er wieder ab und schafft es trotz Aufenthalt in der Tierklinik nicht mehr.

Der Verdacht, dass ihr Hund durch das Wasser der Issumer Fleuth krank geworden sein könnte, kommt dem Ehepaar Höhe erst später. "Das Wasser war irgendwann die einzige Möglichkeit, die übrig geblieben ist. Egon war da oft drin, hat gespielt und das Wasser auch getrunken", sagt Regina Höhe. "Wenn ich ihn danach gebadet habe, hatte ich selber oft juckende Stellen an Armen und Händen." Bei der Tierärztin erfährt sie von einigen ähnlichen Fällen, auch diese Tiere sollen Kontakt zu dem Wasser gehabt haben.

Regina Höhe schaltet die Untere Wasserbehörde ein und erkundigt sich, ob die Behörde das Gewässer auf bestimmte Stoffe untersuchen kann. Die allerdings sieht keinen Handlungsbedarf. Für eine Überprüfung sei der Verdacht im Moment nicht konkret genug, heißt es vom Kreis Kleve. Vier Mal im Jahr würden standardmäßig vom Land NRW Proben genommen und auf Pflanzenschutzmittel, Medikamente, Nitrat und Phosphat untersucht. Hinweise auf ein Problem gebe es hier nicht.

Das wäre anders, wenn die Obduktion des Tieres eine Vergiftung bewiese oder wenn sich weitere Tierbesitzer meldeten, die ähnliche Erfahrungen mit dem Wasser gemacht haben. "Aus den geschilderten Symptomen ist keine eindeutige Vergiftungsdiagnose möglich. Hierfür wären Blutuntersuchungsbefunde oder sonstige Diagnoseergebnisse aus der behandelnden Tierarztpraxis erforderlich, die eventuell entsprechende Verdachtsmomente liefern könnten", sagt eine Sprecherin vom Kreis Kleve.

Auch Hermann-Josef Windeln vom Nabu Geldern-Issum sieht aktuell keinen Grund zur Besorgnis: "Die Issumer Fleuth ist eines der saubersten Fließgewässer überhaupt. Deswegen würde ich diese Vermutung als sehr unwahrscheinlich ansehen." Issums Bürgermeister Clemens Brüx weiß ebenso Bescheid und hatte zu den zuständigen Behörden in Kleve schon Kontakt. "Ich bin selbst ja Issumer, und natürlich liegt die Issumer Fleuth mir am Herzen. Aber der Kreis Kleve braucht einen ausreichenden Verdacht. Die Proben, die regelmäßig gezogen werden sind unauffällig, der Fischbestand soll gut sein. Es gibt also keine Anzeichen für abnormale Einleitungen", sagt der Rathaus-Chef.

Ein gemeinsamer Termin mit ihm, Peter und Regina Höhe sowie der Unteren Wasserbehörde soll weitervermitteln Trotzdem wollen Regina und Peter Höhe bei der Sache nicht lockerlassen und überlegen, selbst Proben nehmen zu lassen.

Denn auch die angrenzende Kamelfarm in Issum hat Probleme. "Meine Kamele hatten in den vergangenen Jahren diverse Erkrankungen, die sich keiner erklären konnte", sagt Anja Peters, die Besitzerin der Kamelfarm. Drei Tiere sind aktuell krank, sind dünn, haben ein auffälliges Blutbild und Probleme mit der Haut. Zwei Kamele seien schon 2011 aus ungeklärten Gründen gestorben.

Auch die Kamele kommen in Kontakt mit der Fleuth. Anja Peters will jetzt mit dem Tierarzt reden, ob er eine Vergiftung nachweisen kann. "Man könnte die Fettansammlung in den Höckern der Kamele punktieren".

An einer Stelle, am Pauenweg in Issum, gibt es eine Einleitungsstelle von einer Entwässerungsgesellschaft, der Lineg. Außerdem vermutet Regina Höhe einen Zusammenhang zum Niepkanal und Grubenwasser aus Kamp-Lintfort. "Für uns ist wichtig zu wissen, ob in der Fleuth was drin ist. Auf bestimmte Stoffe wird bei den Standarduntersuchungen nicht getestet - etwa PCB, Herbizide oder Pestizide."

(RP)
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