Issum Issums neues Konzept überzeugt

Issum · Erstmals gab es die weihnachtliche Hüttenstadt nur im Rathauspark. Bürgermeister Brüx stellte die Exklusivität heraus und mahnte, auch mal an andere zu denken.

 Zur Eröffnung des Issumer Weihnachtsmarktes trat der Nikolaus durch den Torbogen und lief querfeldein durch die Budenstadt.

Zur Eröffnung des Issumer Weihnachtsmarktes trat der Nikolaus durch den Torbogen und lief querfeldein durch die Budenstadt.

Foto: Seybert

Manchmal muss man im Leben Entscheidungen treffen: Glühwein oder Eierpunsch? Rostbratwurst oder Reibekuchen? Manche Entscheidungen werden einem aber auch abgenommen. Zum Beispiel, wo man seinen Standort auf dem Issumer Weihnachtsmarkt hat. Denn erstmals fand der Budenzauber einzig und allein im Rathauspark und nicht auch noch auf der Weseler Straße statt. Ein Rundgang.

Während die Musiker des Bläserkreises der evangelischen Kirchengemeinde Geldern noch ihre Instrumente sortieren und gemutmaßt wird, ob Bürgermeister Clemens Brüx wie James Bond aus dem Heißluftballon springen würde, der just zur Eröffnung über dem Rathaus schwebt, tritt der Nikolaus durch den Torbogen und läuft querfeldein durch die Budenstadt. "Unser Weihnachtsmarkt ist kein x-beliebiger Markt. Er hat noch den Reiz von früherer Zeit mit seinem Lichterglanz und seinen Düften", sagt ein besonders gut gelaunter Bürgermeister von der Bühne aus. Während er redet, bereiten sich die Musiker auf ihr nächstes Lied vor und die Kälte kriecht langsam an den Beinen der Zuhörer hoch. Wer nicht das Eröffnungsangebot eines kostenlosen Glühweins wahrnahm, tat gut daran, sich im Haus Issum aufzuwärmen. Der Duft von Tannengrün und Buchsbaum schlägt einem entgegen. Die Treppe hoch und am riesigen, von Issumer Kindern geschmückten Tannenbaum vorbei, geht es zu den gestrickten Socken der Frauen der evangelischen Kirchengemeinde. Gleich daneben gibt es eine Fülle von selbstgebastelten Grußkarten zu bestaunen. "Einfach um einen schönen Markt, ein schönes Ambiente zu haben und drinnen zu stehen", nennt Ingrid Schlei ihre Beweggründe, warum sie den Issumer Weihnachtsmarkt als Ausstellerin wählt. Die Bascetta-Sterne mit LED-Lampe, die seien der Renner. Ein Stern hat 180 Faltungen, erzählt die Dame, bevor sie wieder in das Verkaufsgetümmel abtaucht.

Aus Plastiktüten gehäkelte Taschen und eine, die an das plüschig-türkisfarbene Fell vom Krümelmonster erinnert, hat Welly Gossen dabei. Das neue Konzept des Marktes gefällt ihr mehr als gut. "Wir sind davon begeistert", sagt sie. Daran schließt sich auch Nicole Becker an. Mit ihrem Crêpesstand auf der Weseler Straße hätte sie sich einsam gefühlt. Jetzt ist sie mittendrin im Geschehen, im Rathauspark.

Und weiter geht's. Vorbei am meditativ vor sich hinkauenden Kamel der Issumer Kamelfarm trifft man auf Pfadfinder, die Marshmallows über dem Feuer rösten und heißen Chai anbieten. Nebenan gibt es syrische Falafeln und den Bücherstand der Christlichen Gemeinde. Ein bisschen verborgen führt eine Tür in das Märchenreich von Mechtild Cuypers. Das Licht in dem kleinen, mit rotem Tuch ausgeschlagenen Raum ist gedämpft. Auf dem Tisch steht ein Weihnachtsbaum und die Zuhörer gehen mit auf eine Reise, treffen auf den kleinen, klugen Kloß und Rapunzel und ihren Prinzen.

Gleich nebenan kann das Glücksrad bei den Ministranten von St. Anna gedreht werden. Als Preis erhält jedes Kind eine goldene Krone und das Prinzessinsein kann gleich vor Ort geübt werden. Der Erlös der Ministranten geht zum Teil an das Hilfsprojekt von Pater Johny Vettathu in Indien. Und auch Lambert Holtappels hat sich die Forderung des Bürgermeisters, an die zu denken, denen es nicht so gut geht, bereits auf die Fahne geschrieben. Der Erlös seiner Holzarbeiten, zum Beispiel der hell erleuchteten Tannenbäumchen, geht nach Tansania. Während er erzählt, senkt sich die Dunkelheit über Issum und der Weihnachtsmarkt bekommt seinen ganz besonderen Glanz. Noch einen Glühwein? Einen Eierpunsch? Vielleicht. Weil das Verweilen doch so schön ist. "Klein, gemütlich, schnuckelig, es ist halt anders als in der Großstadt", fasst Susanne Hemmert den Reiz zusammen, während sie auf eine Kerze mit Engelscherenschnitt am Stand von Christina Strack und Melanie Sander wartet.

(RP)
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