Geldern Ist das Kunst - oder muss das weg?

Geldern · Sie sollte vergänglich sein, ist aber hartnäckig: Straßenmalerei in Geldern. Dauerhaft eingefärbte Flächen bleiben zurück. Wie geht es damit weiter, wenn Bereiche in der Stadt neu gepflastert werden?

 Eine Erinnerung an glanzvollere Zeiten: Viele Werke sahen bei der Entstehung mal toll aus. Aber auch sie hinterlassen großflächig gefärbtes Pflaster.

Eine Erinnerung an glanzvollere Zeiten: Viele Werke sahen bei der Entstehung mal toll aus. Aber auch sie hinterlassen großflächig gefärbtes Pflaster.

Foto: seybert

Hinter dem Drachenbrunnen starren grüne Augen vom Boden der Issumer Straße aus ins Blaue. Zu wem oder was sie mal gehört haben - schwer zu sagen. Drum herum prangen auf dem Pflaster verwaschene Farbflächen und Linien; nur die Augen sind noch von diesem ehemaligen Straßenmaler-Gemälde erhalten. Ein paar Meter weiter verblasst ein Pirat.

Auch vor den Läden am Marktplatz reihen sich mehr oder weniger intensiv farbige Fragmente von dem, was mal Kunst war. Ab und an ist noch ein Motiv oder Schriftzug zu erkennen. Teilweise ist das Pflaster großflächig eingefärbt. Da ist die Aufforderung, Hunden ein Zuhause zu schenken, irgendwas mit "Hobbit", ein dunkler Hirschkopf auf hell ausgemalter Fläche. Das alles sah vermutlich mal toll aus, zumindest das meiste davon. Übrig geblieben sind aber nur noch unansehnliche Stellen.

"Dass sich Straßenkunst länger auf dem Pflaster hält als in früheren Jahren, liegt daran, dass viele Straßenmaler die Malflächen zunächst intensiv grundieren und anschließend pigmentstarken Kreidestaub verwenden, der die Farben wesentlich intensiver zur Geltung bringt", erklärt Herbert van Stephoudt von der Stadt Geldern das Phänomen. "Die Fixierung nach Fertigstellung der Werke durch die Stadt Geldern sorgt zudem dafür, dass die Kunst länger sichtbar bleibt."

Allerdings sind die Farbreste so verschieden beschaffen, dass es sich dabei um unterschiedliche Materialien handeln muss. "Die Vermutung liegt nahe, das teilweise Ölkreiden benutzt wurden und nicht normale Straßenmalkreide", analysiert Bürgermeister Sven Kaiser. "Wir werden in diesem Jahr noch mal ausdrücklich darauf hinweisen, dass ausschließlich Straßenmalkreide verwendet werden darf." Was aber nicht für alle Straßenmaler gilt, schränkt Kaiser ein. Manche arbeiteten auch mit Pinseln und flüssiger, zum Teil offensichtlich sehr haltbarer Farbe.

Der nächste Straßenmaler-Wettbewerb ist in etwa einem Monat: am Wochenende des 20. und 21. August. Er ist ein Höhepunkt im Jahreslauf der Gelderner - eine Attraktion, auf die die Stadt stolz ist. Beschwerden habe es über die zurückbleibenden Spuren im Stadtbild noch nicht gegeben, so Bürgermeister Kaiser. Und für die kommenden Veranstaltungen stellen sie nach Angaben der Stadt auch kein Problem dar. Was von den Werken des Vorjahres noch da ist, werde dann einfach übermalt, heißt es.

Allerdings werden Teile der Innenstadt in den nächsten Jahren neu gepflastert, die Fußgängerzone Issumer Straße zum Beispiel. Mit der Auswahl der richtigen Bodenplatten hat sich die Lokalpolitik intensiv befasst - mit Zuschnitt, Pflegeeigenschaften, und mit dem richtigen Farbton: Sollte es nicht doch eine Nuance heller oder dunkler sein?

Und angesichts dessen regt sich durchaus Sorge, etwa bei Hejo Eicker, dem Fraktionsvorsitzenden der SPD. "Das macht wenig Sinn, dass wir uns über hellgraue oder dunkelgraue Steine unterhalten, und dann werden sie durch die Pflasterbilder so geprägt, dass man sie gar nicht mehr erkennen kann", sagt er. "Im Prinzip ist es auf lange Sicht eine Verschmutzung." Es müsse zur Auflage gemacht und durchgesetzt werden, dass nur wasserlösliches Material zum Einsatz kommen dürfe. "Sonst schießen wir uns ins Knie."

Dass die Platten für Straßenmaler prinzipiell gut geeignet sein sollten, war für die Lokalpolitiker insgesamt ein wichtiges Kriterium.

(RP)
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