Jürgen Köpp Der Sternekoch vom Niederrhein

Obermörmter · Jürgen Köpp (57) aus Obermörmter ist der einzige Sternekoch am unteren Niederrhein. Vor wenigen Wochen erhielt er die begehrte Auszeichnung zum 26. Mal in Folge. Ein Gespräch über seine Lebensleistung und ein Weihnachtsmenü für unsere Leser.

 Jürgen Köpp ist 1991 nach Hause gekommen. Im November 1992 wurde bekannt, dass er einen Stern bekommt. Diesen hat er bis heute nicht abgegeben.

Jürgen Köpp ist 1991 nach Hause gekommen. Im November 1992 wurde bekannt, dass er einen Stern bekommt. Diesen hat er bis heute nicht abgegeben.

Foto: Christoph Reichwein

Das ist Niederrhein. Die Weite, der Deich am Horizont. Bauernhöfe. Stromleitungen, die oberirdisch verlaufen. Und eine Holzbank, die an einer Straße ohne Bürgersteig steht. Es ist die Ecke Schulstraße/Husenweg in Obermörmter. Neben der Bank steht dort ein Bushaltestellen- und Campingplatzschild. Und ein Wegweiser zum Landhaus Köpp.

Das Hinweisschild hat seine besten Zeiten hinter sich. Die grüne Farbe bröckelt mehr und mehr ab. Das Restaurant unter der Leitung von Jürgen Köpp hingegen ist immer noch äußerst erfolgreich. Seit 26 Jahren in Folge trägt er einen Michelin-Stern - und führt damit das einzige Sterne-Restaurant am unteren Niederrhein. Sein Erfolgsrezept? "Ich bin bodenständig geblieben. Das will der Niederrheiner so."

 Von innen ist das Landhaus ein Spitzenrestaurant mit fein gedeckter Tafel.

Von innen ist das Landhaus ein Spitzenrestaurant mit fein gedeckter Tafel.

Foto: Christoph Reichwein

Jürgen Köpp ist ein bescheidener, ein zurückhaltender, aber auch anspruchsvoller Mann. Obermörmter, das zwar verwaltungstechnisch zur Stadt Xanten gehört, aber irgendwie ganz nah an Niedermörmter liegt und somit zu Kalkar im Kreis Kleve, ist seine Heimat. 1991 kehrte er nach Stationen in den Sterne-Restaurants "Residence" in Essen (seit 2016 geschlossen), "Zur Mühlenhelle" in Gummersbach und "Zur Traube" in Grevenbroich (seit 2014 geschlossen) sowie in den gehobenen Betrieben Schloss Hugenpoet und Wasserburg Anholt dorthin zurück. "Ich bin nach Hause gekommen, das gibt mir Kraft", sagt Köpp. Sein Blick schweift umher. In das Restaurant, das früher einmal ein Dorfgasthof war und das er vor fast 30 Jahren neu eingerichtet hat. Dunkle Stühle und heller Teppich, weiße Damasttischdecken und Silberbesteck. Köpp sieht glücklich aus. Zurecht.

Entdeckung des Jahres 1992

Denn er hat es, wie man so schön sagt, geschafft. Er hat aus dem elterlichen Dorfgasthof ein Spitzenrestaurant samt Campingplatz gemacht. 1991 schrieb er noch einen Brief an die bekanntesten Restaurantführer in der Republik. Einfach, um auf sich aufmerksam zu machen. "Das ist wichtig, nur so kommen die Gäste auch nach Obermörmter", sagt Köpp. Die Folge: In der 1992er Ausgabe des Gault Millau und des Aral-Schlemmeratlasses wurde er jeweils als "Entdeckung des Jahres" ausgezeichnet. Ende November desselben Jahres wurde bekannt, dass das Landhaus zum ersten Mal einen Michelin-Stern erhalten wird. Aktuell hat Köpp einen Stern, 17 Punkte im Gault Millau, 3F beim Feinschmecker, 3,5 Löffel im Schlemmer-Atlas und drei Diamanten im Varta. Auch das Hornstein Ranking zählt das Landhaus in Obermörmter zu den 100 besten Restaurants in Deutschland. Das Einzige, was Köpp dazu sagt, ist: "Wir sind sehr dankbar."

 Wer zum Landhaus Köpp möchte, der erlebt den Niederrhein in seiner ursprünglichen Art.

Wer zum Landhaus Köpp möchte, der erlebt den Niederrhein in seiner ursprünglichen Art.

Foto: Julia Lörcks

Wir, das sind drei weitere Köche, zwei Kräfte für den Service und seine Mutter Charlotte (94). Zusammen bieten sie von dienstags bis sonntagnachmittags (auch in der Mittagszeit) moderne, französische Küche an. Der Guide Michelin sagt dazu: "Patron Jürgen Köpp kocht auf klassisch-französischer Basis und ganz ohne Chichi, seine Gerichte leben von sehr guten Produkten und vollmundigem Geschmack. Der Gault Millau bringt es so auf den Punkt: "Der Chef folgt nicht der gängigen Mode. Weder multikulti noch exotische Applikationen, keine Stäubchen und Kleckse auf dem Teller. Stattdessen hochkonzentrierte Fonds, aromenstarke Emulsionen und Saucen, die noch Reduktionen in Ehren halten. Köpp selbst beschreibt seine Kochkunst so: "geschmacksintensiv und heimatverbunden. Unsere Gäste sollen die Produkte auf ihrem Teller schon wiedererkennen." Besser noch: Sie sollen sie auch nachkochen. So hat Köpp nicht nur ein Weihnachtsmenü für die RP-Leser zusammengestellt, er bietet jeden Samstagnachmittag auch Kochkurse in seinem Landhaus an. "Das ist der Renner", sagt Köpp, der den Teilnehmern dabei auf unkomplizierte Art und Weise die Techniken seines Kochens vermittelt.

 Von außen ist das Landhaus Köpp ein klassisches Backsteinhaus.

Von außen ist das Landhaus Köpp ein klassisches Backsteinhaus.

Foto: Julia Lörcks

Und das ist vielleicht auch der einzige Trend, den Köpp mitmacht: Essen als Kultur, Kochen als Kommunikation. So möchte er 2018 seine Küche vergrößern. Nicht nur, um mehr Platz für seine Kochkurse zu haben, sondern auch, um neue Formate wie Küchenpartys auszuprobieren. "Warum nicht Geburtstag feiern und das Essen selbst aus der Küche holen", so Köpp.

(RP)
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