Jennifer Strücker Junge Chefin und Mutter zieht Bilanz

Geldern · Seit gut 100 Tagen ist die 38-jährige Chefin der Stadtwerke Geldern im Amt. Im Gespräch gibt sie auch Einblicke ins Private.

Jennifer Strücker: Junge Chefin und Mutter zieht Bilanz
Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Die klassische 100-Tage-Eingewöhnungsphase liegt nun hinter Ihnen: Hatten Sie sich die neue berufliche Herausforderung in Geldern so vorgestellt?

Jennifer Strücker Ehrlich gesagt gefällt es mir noch viel besser als ich es erwartet hätte. Das ist ein tolles, kleines, aber dafür flexibles und wendiges Unternehmen, mit dem wir unsere Ziele umsetzen wollen.

 Sie ist jung und ehrgeizig, Mutter und Geschäftsführerin zugleich: Jennifer Strücker, 38 Jahre alt und seit 100 Tagen im Amt bei den Stadtwerken Geldern.

Sie ist jung und ehrgeizig, Mutter und Geschäftsführerin zugleich: Jennifer Strücker, 38 Jahre alt und seit 100 Tagen im Amt bei den Stadtwerken Geldern.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Die da lauten?

Strücker Verkürzt gesagt: Wir wollen unsere Kunden behalten, neue hinzugewinnen und ein insgesamt noch besserer Dienstleister für gute Lebensqualität in Geldern werden.

Das Feld scheint dank der Arbeit Ihres Vorgängers Hejo Freitag und der Mitarbeiter nicht schlecht bestellt zu sein.

Strücker Das kann ich zu 100 Prozent unterschreiben. In der Vergangenheit hat nicht nur Herr Freitag, sondern das ganze Management die richtigen Entscheidungen getroffen. Außerdem spüre ich hier eine Unternehmenskultur, die mir sehr gefällt: Hier packt jeder mit an, bis wir fertig sind. Dazu kommt eine familiäre Atmosphäre, die in größeren Unternehmen eher nicht so aufkommt wie hier in Geldern.

Wäre ein berufliches Engagement bei einer größeren Firma denn eine Alternative zum Chefsessel bei den Stadtwerken gewesen?

Strücker Vielleicht. Aber die Entscheidung für Geldern war eine Familienentscheidung, mein Mann war natürlich miteinbezogen. (lacht) Okay, ein ganz klein wenig habe ich ihn vielleicht auch überrumpelt mit dem Wunsch, nach Geldern zu ziehen.

Sie wohnen mit ihrer kleinen Familie, zu der auch ein gut einjähriger Sohn gehört, in Geldern. Sind Sie gekommen, um zu bleiben?

Strücker Ich habe einen Fünf-Jahres-Vertrag erhalten, der uns als kleine Familie derzeit natürlich wirtschaftliche Sicherheit gibt. Mein Mann als gelernter KFZ-Meister ist aktuell in Elternzeit. Davor bin ich ein Jahr zuhause geblieben und habe mich hauptsächlich um den Kleinen gekümmert. Mal schauen, wie es mit ihm und uns weitergeht. Wie gesagt: Es gefällt uns hier schon sehr gut. Alles andere ist Zukunftsmusik.

Sie machen einen motivierten, aber auch ehrgeizigen Eindruck.

Strücker Ehrgeizig bin ich wohl auch. Man könnte aber auch sagen, dass ich gerne arbeite. Und manchmal auch gerne Recht habe (lacht).

Spielt es in der heutigen Zeit überhaupt noch eine Rolle, dass jetzt eine junge Frau Chefin der Stadtwerke ist?

Strücker Das lässt mich zumindest niemand spüren. Mir ist von Anfang an viel Respekt entgegengebracht worden, was mich gefreut hat. Das versuche ich zurückzugeben. Und zwar an ein hochmotiviertes Team, das nicht nur aus jungen, sondern auch aus Kollegen in den besten Jahren besteht. Das passt einfach.

Hilft ein gutes Miteinander, die Herausforderungen der Energiewende unbeschadet zu überstehen?

Strücker Uneingeschränkt ja. Wir arbeiten in einer der zurzeit spannendsten Branchen. Bildlich gesprochen: Der Sturm am Horizont ist erkennbar.

Das müssen Sie erklären.

Strücker Neue Gesetze und Anforderungen halten uns ständig auf Trab - ob es um die Einführung von intelligenter Zähler- und Messtechnik oder die geforderte Einrichtung von neuen Abteilungen wie der für die Marktkommunikation geht. Die Digitalisierung der Stromnetze ist eine große Aufgabe: Schließlich soll Energie künftig zu dem Zeitpunkt nutzbar sein, wo sie entsteht.

Gleichzeitig erwartet die Stadt gute Betriebsergebnisse, die in den Haushalt abgeführt werden.

Strücker Diese Erwartung ist in etwa gleichbleibend. Wir gleichen beispielsweise mit unserem Gewinn das normale Defizit für den Bäderbetrieb aus, der ja allen Geldernern zu Gute kommt, die gerne allein oder mit ihrer Familie schwimmen gehen. Außerdem wollen wir die Eigenkapitalquote dauerhaft wieder auf 30 Prozent verstärken, damit Luft für Investitionen vorhanden ist.

Reden wir gerade von Windkraft?

Strücker Zum Beispiel. Da derzeit der Flächennutzungsplan noch nicht in der Offenlage ist, befinden wir uns in der Wartestellung. Ob es sich dann um ein schlüsselfertiges Projekt handelt oder wir selbst eines entwickeln, wird sich zeigen. Entscheidend ist, dass wir die Wertschöpfung in Geldern halten. Grundsätzlich können wir uns aber auch Investitionen in andere Formen von erneuerbaren Energien vorstellen, wenn sie rentabel sind.

L. KÜPPERS / G. SEYBERT (FOTOS)

(RP)
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