Geldern Kabarett erntet Beifall auf der Boeckelt

Geldern · Florian Schröder gastierte mit seinem Programm "Entscheidet euch" im Festzelt der St.-Maria-Magdalena-Bruderschaft. Messerscharfe Beobachtungsgabe des Komikers mit der analytischen Schärfe des Philosophen kombiniert.

 Viel zu lachen hatten die Zuschauer im Festzelt auf der Boeckelt.

Viel zu lachen hatten die Zuschauer im Festzelt auf der Boeckelt.

Foto: Evers

Es hat Tradition, dass sich zum Auftakt der Festivitäten der St.- Maria-Magdalena-Bruderschaft der Kunstverein Gelderland im Festzelt auf der Boeckelt einbringt. Vorsitzende Inge Ruhs gratulierte dem Schützenkönig Jürgen "Männlein" Giesen. Sie kam mit dem Bruderschafts-Vorsitzenden Emil Kempkens zu der Erkenntnis, dass die Veranstaltung "Kabarett im Zelt" bereits zum zwölften Mal stattfand, davon zum zweiten Mal mit Florian Schröder. Der kombinierte die messerscharfe Beobachtungsgabe des Komikers mit der analytischen Schärfe des Philosophen und begeisterte sein Publikum im voll besetzten Zelt mit dem zum letzten Mal gespielten Programm "Entscheidet euch!".

"Wir haben zu viele Optionen", meinte Schröder und führte als Beispiel Mineralwasser und Shampoo-Sorten auf. Dabei möchte er nur ein Shampoo, das die Haare saubermacht. Das Internet gehört für diejenigen verboten, die weder Rechtschreibung noch Grammatik beherrschen und ohne Sachkenntnis alles kommentieren: "So ist Meinungsfreiheit nicht gemeint."

Noch schlimmer als viele Optionen sind in seinen Augen Vergleiche als Vorhölle der Entscheidungen. Vehement plädierte er fürs Offline-Kaufen: "Unterstützt den Einzelhandel, ein Fossil der Gegenwart, und bevölkert die Fußgängerzone." Florian Schröder hat festgestellt, dass SPD-Kanzlerkandidaten seit 1994 nur noch mit "S" beginnen dürfen: Scharping, Schröder, Steinmeier, Steinbrück und jetzt Schulz. Im zweiten Teil der fast dreistündigen Veranstaltung ging es um Helikoptereltern, die den Lehrern das Leben schwermachen, sowie um Ein- und Zwei-Matratzen-Paare. Das Publikum lachte dann am meisten, wenn Schröder parodierte, was er vor allem bei Angela Merkel mit herunterhängenden Mundwinkeln und schulterzuckend genial umsetzte. Aber auch der hektische Mario Barth kam mit "Weeste watt" in gebückter Haltung gut rüber.

Beim beliebten Final-Parodie-Potpourri sprach Markus Lanz mit den Gästen Wilfried Kretschmann, Joachim Gauck und Marcel Reich-Ranicki über ein Leben nach dem Tod. Als Zugabe erzählte der Badener, der neben Germanistik auch Philosophie studiert hat, Anekdoten von einem Treffen mit Ottfried Fischer, Jochen Busse und Günther Oettinger, natürlich mit deren Stimmen, Redeweisen und Dialekten. Mit Warren Buffett gab Schröder noch eine Weisheit mit auf den Weg: "Besser scheitern." Am schlimmsten seien doch die Entscheidungen, die nie getroffen werden.

An diesem Abend auf die Boeckelt zu gehen, das war für jeden Besucher die richtige Entscheidung. Dafür applaudierten sie sogar im Stehen.

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