Geldern Kaiser startet Wahlkampf - Janssen müsste Parteibuch abgeben

Geldern · Nach der Wahlversammlung mit steifem Gegenwind war der frisch gekürte CDU-Bürgermeisterkandidat Sven Kaiser gestern erst einmal damit beschäftigt, sich zu berappeln. "Dass nicht alles einmütig läuft, war ja klar", sagte er. Dass ihm Fragen gestellt würden, auch kritische, hätte er erwartet. Ein Kreuzverhör allerdings nicht. "Ich finde es für die Partei schade, was wir abgeliefert haben", urteilte Kaiser.

Am Dienstagabend wurde er wie berichtet mit 71 Ja-Stimmen, 45 Gegenstimmen und vier Enthaltungen von der Basis als CDU-Kandidat bestätigt. Dabei hatten Anhänger des amtierenden Bürgermeisters Ulrich Janssen deutlich Stimmung gegen ihn gemacht. Nun sehen viele Bürger Janssen und Kaiser in direkter Konkurrenz um die Sympathien der CDU-nahen Wählerschaft bei der Wahl im September.

Allerdings müsste Ulrich Janssen seine Parteizugehörigkeit aufgeben, wenn er "aus dem Amt" wieder kandidiert. "Es wäre glasklar ein Fall von parteischädigendem Verhalten, wenn er als CDU-Mitglied gegen einen offiziell von der CDU-Versammlung nominierten Bewerber antritt", erläutert Manfred Lorenz, Geschäftsführer der CDU im Kreis Kleve. Die Partei-Satzung lässt daran keinen Zweifel. Sollte Janssen es dennoch tun, droht ein Parteiausschlussverfahren.

Lorenz betont allerdings auch: "Das ist kein Automatismus." Ein solches Verfahren käme nur zustande, wenn es beantragt wird. Aller Erfahrung nach müsste der Anstoß dazu aus den Reihen der Gelderner CDU kommen: "So ist das in der Lebenspraxis", so Lorenz. Fazit: Janssen sollte sein Parteibuch abgeben, aber wo kein Kläger, da kein Richter.

So oder so fürchtet Herausforderer Sven Kaiser die Spaltung der Wählerschaft aber nicht. "Die Bürger müssen sich doch fragen: Wähle ich lieber den CDU-Kandidaten, oder den, der vorher da war?", sagt er. Nach der allgemeinen Stimmung in der Bevölkerung würden sicher viele zu einem Menschen tendieren, "der versucht, alle an einen Tisch zu bringen und alle ins Boot zu holen - und da steht Uli Janssen vielleicht weniger für". Er selbst hingegen sei bereit, sich auf unterschiedliche Strömungen einzulassen, verspricht Kaiser. Auch innerhalb der CDU: "Mir ist wichtig, dass wir Geschlossenheit in die Partei bekommen. Der Bürger will das Palaver nicht hören. Der will, dass wir uns mit seinen Problemen beschäftigen, und nicht mit uns selbst."

Im Wahlkampf wolle er nun schnellstens so viele direkte Kontakte suchen wie möglich, um um Sympathien zu werben. "Die Leute wollen die Person kennenlernen", meint er. Angedacht sind Dinge wie Frühstücks-Aktionen mit Bürgern und dergleichen. "Und ich bin natürlich bei allen Veranstaltungen, die so in Geldern sind", stellt er in Aussicht - von Kneipen-Konzerten über Schützenfeste bis zum klassischen Info-Marktstand.

(szf)
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