Geldern Kandidaten geben noch mal Vollgas

Geldern · Amtsinhaber Ulrich Janssen und Herausforderer Sven Kaiser gehen in die Zielgerade auf dem Weg zur Stichwahl. Janssen veranstaltet einen Abend mit Weggenossen im Seehotel, während Kaiser einen 100-Tage-Plan vorlegt.

 Bürgermeister Ulrich Janssen mit dem Ex-NRW-Finanzminister Helmut Linssen auf dem Podium des Janssen-Abends.

Bürgermeister Ulrich Janssen mit dem Ex-NRW-Finanzminister Helmut Linssen auf dem Podium des Janssen-Abends.

Foto: Seybert

Janssen: Abend auf Podium

Am Sonntag ist Stichwahl, Zeit für die Kandidaten, noch einmal alle Register zu ziehen. "Am 22. September lernen Sie mich richtig kennen", hatte der amtierende Bürgermeister Ulrich Janssen den Bürgern von Geldern auf seiner Internetseite versprochen. Ein innovatives Format sollte dafür her - und mit "Mensch Janssen" schien genau das gefunden. Der Kandidat sitzt in gemütlicher Runde mit Weggefährten auf der Bühne, die den Gästen dann etwas über den Menschen hinter dem Namen und dem Amt erzählen.

Und weil bekannte Namen mehr Besucher anziehen, hatte Janssen neben dem ehemaligen Landesfinanzminister Helmut Linssen, dem Bürgermeister und "Vesuv" der Stadt Neuss, Herbert Napp, dem ehemaligen Bürgermeister von Straelen, Johannes Giesen, und dem Kreisbeauftragen des THW, Gregor Bieker, auch Bedburg-Haus Bürgermeister Peter Driessen in die Halle Gelderland am SeePark eingeladen. Weil Giesen und Napp aber nicht kommen konnten, holte Janssen mehr oder weniger spontan zwei Gäste aus dem Publikum aufs Podium.

Was folgte, war ein Wohlfühlabend mit Bürgermeister. Wie fünf Freunde, die mit einem Cognac am Kaminfeuer sitzen und über alte Zeiten plaudern. Nur ohne Cognac und Kaminfeuer, dafür mit etwa 120 interessierten Zuschauern. "Das war eine schöne Zeit", "Das war eine wunderschöne Zeit" und "Das war eine aufregende Zeit" war da zu hören. Dabei bekam man zuweilen das Gefühl, Beobachter bei einem Polit-Klassentreffen zu sein.

Da wurden Anekdoten ausgetauscht, etwa wie Peter Driessen und Ulrich Janssen dem Landrat bei einem Cognac näher kamen. Wie Gregor Dieker für den THW eine Liegenschaft besetzte oder wie Helmut Linssen die Entscheidung bei der Wahl zwischen Landtagspräsident und Finanzminister traf. Da wurde immer wieder eingestreut, warum Ulrich Janssen zur richtigen Zeit der richtige Mann für den Job gewesen sei. "Ich habe Ulrich Janssen beim THW gesagt: Wir haben 100 Indianer, aber wir brauchen auch Häuptlinge. Und er konnte die Menschen anleiten", wusste Gregor Dieker zu berichten. Oder Helmut Linssen: "Ulrich Janssen ist genau so ein harter Knochen wie sein Alter. Nicht einfach, aber tüchtig." Und schließlich sogar der Kandidat selbst: "Auch mal eine neun gerade sein lassen und den Papierkram später machen."

Geradezu rührend wurde es, als ein Mitarbeiter des Bauhofs schilderte, warum er Janssen unterstütze. "Es ist immer für uns da gewesen. Also wollen wir jetzt auch für ihn da sein", sagte er. Einer der Gründe, warum er wieder antritt, betonte daraufhin Janssen. Ob er dafür mit dem Wahlsieg belohnt wird, zeigt sich am Sonntag.

Kaiser: 100-Tage-Programm

Der CDU-Bürgermeisterkandidat Sven Kaiser hat jetzt ein "100-Tage-Programm" vorgelegt: Ziele, die er binnen der ersten drei Monate im Amt verwirklicht haben will, wenn er gewählt wird. Die Bürger sollen das als Wahlversprechen verstehen, sagt Kaiser: "Da kann man nachher sehen: Hat er's geschafft?" Die RP zeigt einen Ausschnitt.

Freies W-Lan in der Stadt Er will die Einführung des freien Internets "zwischen den Wällen". Zuletzt waren die Geschäftsleute von der Idee zwar nicht gerade begeistert, Kaiser glaubt aber, sie überzeugen zu können. "Bei den letzen Diskussionen gab es noch rechtliche Vorbehalte", die seien jetzt ausgeräumt, sagt er. "Das Land arbeitet mit Freifunk, der Kreis arbeitet mit Freifunk - warum sollte Geldern das nicht tun?"

Lärmschutzkonzept für Stadtkerntangente (B 58 n) Von der Idee für einen Lärmschutzwall in der Nähe des Krankenhauses seien die Politik und die Bürger überrumpelt worden, viele Anwohner der Tangente seien verunsichert oder fühlten sich vertröstet. Er werde ein umfassendes Lärmschutzkonzept auf den Weg bringen, mit dem man 2016 in die Umsetzung gehen könne, und dabei die Bürger und die Politik "mitnehmen". "Es ist mein Ziel, nicht eine Fraktion hinter mich zu bekommen, sondern mehrere."

Monatlicher Unternehmertag "Jeden Monat ist ein Tag reserviert, und da bin ich draußen bei den Unternehmern", kündigt Kaiser an. Die Besuche sollen gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung abgesprochen und realisiert werden.

Konzept für die Kapuziner-Kirche "Viele glauben ja nicht, dass das überhaupt was werden kann", sagt Kaiser. Er will der Öffentlichkeit ein konkretes Konzept mit einer detaillierten, abgestimmten Planung für die Nutzung vorstellen.

Vereine in den Ortschaften stärken Projekte mit dauerhaftem Charakter, die Mitgliederzuwachs bringen, Generationen ansprechen und den Ortschaften guttun, sollen gefördert werden. Für finanzielle Hilfen der Stadt werde er Mehrheiten suchen.

Bürgerbeteiligung bei der Aufstellung des Haushalts 2016 Grundidee ist es, die städtische Finanzplanung in einer Bürgerversammlung zu erklären und Anregungen zu sammeln, bevor der Haushalt eingebracht wird. "Dieses Jahr ist es schon ein bisschen spät", sagt Kaiser. Eine verständliche Präsentation sei vor der Verabschiedung des Haushalts aber noch möglich.

Bürgermeistersprechstunde Mindestens einmal im Monat wird ein Zeitraum reserviert, in dem Bürger ohne Anmeldung mit ihren Anliegen vorbeikommen können, mal im Rathaus, mal in den Ortschaften.

(RP)
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