Ernst Peter Warnke "Kann nicht dem Kindeswohl dienen"

Geldern · Vor rund zehn Monaten hat das Kreisjugendamt der Straelenerin Katja Warnke die beiden Söhne weggenommen. Einer kam kurz darauf zu ihr zurück. Ihr Vater über den Kampf um die Familie. Weiterhin Vorwürfe gegen Jugendamt und Gerichte.

 Die Großeltern Professor Ernst Peter Warnke mit Ehefrau Gudrun und Tochter Katja. Das Kinderbettchen wartet auf den anderthalbjährigen Enkel.

Die Großeltern Professor Ernst Peter Warnke mit Ehefrau Gudrun und Tochter Katja. Das Kinderbettchen wartet auf den anderthalbjährigen Enkel.

Foto: Stoffel (Archiv, oben), Klatt

Wie geht es Ihrem älteren Enkel?

Ernst Peter Warnke Er ist jetzt fünfeinhalb Jahre und lebt seit dem 31. Mai bei seiner Mama. Wenn diese arbeiten muss, wird er bestens von uns Großeltern versorgt. Er war nach der Wegnahme durch das Jugendamt zwölf Tage bei seinem leiblichen Vater, der ihn gar nicht kannte, aber schon ein Kinderzimmer eingerichtet hatte. Das zeigt, dass die Inobhutnahme von langer Hand geplant war. Dem Jungen geht es mittlerweile gut, weil wir ihn mit liebevoller Energie umsorgen, damit er die dunkle Zeit der zwölf Tage überwinden kann, denn er kam mit zahlreichen Hämatomen zurück.

Geht er in den Kindergarten?

Warnke Nein, dort würde er nur geklaut. Denn der Beschluss des Amtsgerichts Geldern ist nicht aufgehoben, dass er wieder mit Polizeigewalt aus unserer Familie genommen werden sollte.

Was ist mit dem anderthalbjährigen Enkel?

Warnke Der ist seit dem 19. Mai, dem Überfall durch Jugendamt und Polizei auf uns, bei einer Pflegestelle, mittlerweile schon bei der zweiten, was eine Gefährdung für ein Kleinkind ist.

Haben Sie Kontakt?

Warnke Nach langen Bemühungen gab es einen Beschluss vom Amtsgericht, dass unsere Tochter zwei Stunden pro Woche begleiteten Umgang haben darf. Nach acht Monaten durfte sie ihr Kind erstmals sehen.

Wie geht es dem Jungen?

Warnke Er war seiner Mutter total entwöhnt. Sein fröhliches Gesicht gibt es nicht mehr. Er bekommt Milch und Joghurt trotz seiner Milchunverträglichkeit, obwohl wir das Jugendamt schon bei der Inobhutnahme am 19. Mai darauf hingewiesen haben. Nach mehreren Umgängen erkennt er seine Mutter wieder. Es ist jedes Mal ein trauriges Hin und Her, wenn sie ihn wieder abgeben muss. Es gibt da gar kein Gerichtsverfahren, er wurde einfach geschnappt.

Wie geht es Ihrer Tochter Katja Warnke?

Warnke Sie ist sehr stark und tapfer, weil sie die Lage bis zur Lösung der Probleme durchstehen muss. Sie ist voll berufstätig als Dozentin in der Erwachsenenbildung. Ihr Hauptarbeitgeber ist die Justizvollzugsanstalt Willich. Wir sind sehr stolz auf sie.

Sind Sie dem Ziel der Familienzusammenführung näher gekommen?

Warnke Nein. Das Jugendamt sagte am 17. Juni vor Gericht, es sei das Ziel, die Familie schnell wieder zusammenzuführen. Voraussetzung war aber, dass ein Gerichtsgutachter Katja untersuchen sollte. Der Gutachter hat die Vermutung einer paranoiden Erkrankung geäußert, ohne Beweise anzuführen. Auch die örtliche Vertreterin des Kreisjugendamts argumentiert mit einem Krankheitszustand, ohne Belege dafür zu haben und ohne für ein derartig schwerwiegendes Urteil ausgebildet zu sein. Der gleiche Gutachter hat unsere Tochter übrigens schon 2013 begutachtet. Damals war alles in Ordnung. Und die Stellungnahme eines Psychiaters und Neurologen aus Hamburg, der unsere Tochter als normal und liebevolle Mutter bezeichnet, akzeptiert das Gericht in Geldern nicht, sondern übergeht sie einfach.

Welche juristischen Schritte haben Sie ergriffen?

Warnke Ein Rechtsanwalt aus Frankfurt hat Beschwerden eingelegt und die Verfahren top begleitet. Die Beschwerden wurden vom Amtsgericht Geldern und vom Oberlandesgericht Düsseldorf zurückgewiesen. So war der Weg zu einer Verfassungsbeschwerde frei. Der Rechtsanwalt verfasste 40 Seiten über die Fehler in den ganzen Instanzen, zeigte alles auf. Die Beschwerde wurde aber Anfang Januar in Karlsruhe wegen Überlastung nicht angenommen.

Was geschah dann?

Warnke Die Enttäuschung darüber war groß bei uns. Der Rechtsanwalt beendete daraufhin seine Tätigkeiten.

Wie geht es weiter?

Warnke Beim Verwaltungsgericht Düsseldorf hat meine Tochter, mit Erlaubnis, Einsicht in die Akten des Amtsgerichts Geldern genommen und wichtige Seiten aus dem Verfahren kopiert. Die Seiten dokumentieren das Verhalten und Vorgehen des Jugendamtes nach eigenen Maßstäben und reiner Willkür. So wurde dreimal der Versuch der Inobhutnahme ohne Gerichtsbeschluss unternommen, immer mit massivem Polizeieinsatz. Passagen aus behördeninternen Schriftwechseln belegen, dass es die Kinder auch aus dem Gerichtssaal geholt hätte.

Was machen Sie mit diesem Schriftverkehr?

Warnke Den Inhalt veröffentlichen wir in Briefen an den Landrat und an Politiker. Wir bleiben kämpferisch und versuchen, die Angelegenheit bei noch höheren Stellen zur Sprache zu bringen.

Haben Sie sich neuen Rechtsbeistand geholt?

Warnke Wir lassen uns von einem anderen Rechtsanwalt aus Coesfeld weiter vertreten.

Wie lange wollen Sie Ihren engagierten Kampf noch fortsetzen?

Warnke Natürlich kämpfen wir weiter. Wir wollen wieder eine glückliche Familie sein. Es ist nicht einzusehen, nur aufgrund von Vermutungen einem derartigen Überfall zum Opfer zu fallen. Ein Martyrium und die Entwöhnung von der Mutter können nicht dem Kindeswohl dienen.

MICHAEL KLATT STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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