Gelderland Katzensteuer: Kontrolle als Problem

Gelderland · Freilaufende Katzen sind in vielen Kommunen ein Problem, auch in Geldern und Kevelaer. Der Rheinische Landwirtschaftsverband hat jetzt eine Abgabe für die Tiere gefordert. Jäger sind für eine Kastrationspflicht.

Gelderland: Katzensteuer: Kontrolle als Problem
Foto: dpa

Eine Pflicht zur Sterilisation von Katzen, die frei herumlaufen dürfen? Eine Besteuerung, ähnlich wie die Hundesteuer? Kristina Scholz, Leiterin des Gelderner Tierheims, kann ihre Meinung dazu in vier Worten auf den Punkt bringen: "Idee: super. Ausführung: problematisch."

"Ich sehe das Problem in den Kontrollen", führt sie aus. "Wie soll die Stadt kontrollieren, wenn es sogar Hunde gibt, die nicht angemeldet werden?" Immerhin sind Hunde schließlich in aller Regel eindeutig einem Haushalt zuzuordnen. Bei Freigänger-Katzen, die wild durch die Natur streifen, ist das nicht unbedingt der Fall. Wie sollte also nachgehalten werden, von welchem Halter, aus welchem Garten oder von welchem Bauernhof sie stammen? Diese Schwierigkeit sieht man auch bei der Stadt Geldern. Dort hat man die Idee einer Katzensteuer zuletzt im Jahr 2011 nach verwaltungsinterner Diskussion wieder verworfen. Vor allem, weil man damit gerade die Falschen treffen würde: nämlich diejenigen Halter, die sich um ihre Tiere kümmern und sie vorwiegend im Haus und auf dem Grundstück halten. Diese Tiere sind jedoch - so auch die Erfahrung des Gelderner Tierheims mit entlaufenen "Fundkatzen" - häufig ohnehin sterilisiert und mit einem Microchip mit den Daten ihres Halters versehen.

Diejenigen Katzenbesitzer aber, die sich nicht um eine Kastration oder Sterilisation scheren, die die Tiere nicht als ihr Eigentum kennzeichnen und sie einfach laufen lassen, würde man damit überhaupt nicht erfassen. "Frei laufende Katzen können nicht eindeutig einem Eigentümer zugeordnet werden", stellt die Stadt fest.

Die Sache wäre also aus Sicht der Stadt weder gerecht noch zielführend: "Auf die zunehmende Zahl wild lebender Katzen hätte diese Maßnahme keine Wirkung. Unter Umständen müsste man sogar befürchten, dass einige Katzenhalter ihre Tiere in die Natur entlassen, um der Katzensteuer zu entgehen." Finanziell lohnend wäre eine Steuer für die Stadt ohnehin nicht. Der Verwaltungsaufwand für die Erfassung der Tiere und für spätere Kontrollen wäre viel zu groß. Dennoch beobachte man in Geldern die Entwicklung der Diskussion aber mit Interesse, heißt es. Auch, wenn man derzeit weder Kastrationspflicht noch Steuer plane.

Ein Kastrationspflicht ist in Kevelaer derzeit kein Thema. "Obwohl es hier durchaus ein Katzenproblem gibt. Die Schwierigkeit ist allerdings, so etwas umzusetzen", sagt Ordnungsamtsleiter Ludger Holla. Kontrollen seien kaum möglich, Katzen seien schließlich Freigänger und die jeweiligen Besitzer kaum zu ermitteln. Bei Fundkatzen sei es in Kevelaer generell so, dass sie ans Tierheim in Alpen gehen und dort entwurmt, geimpft und auch kastriert werden.

Wie groß die Problematik mit verwilderten Katzen ist, die sich ungehindert vermehren, zeigen Zahlen, die der Tierschutzverein "Katzenhilfe Gelderland" auf seiner Internetseite veröffentlicht: Der Verein hat im vergangenen Jahr 251 Kastrationen durchführen lassen.

Für das Gelderner Tierheim ist das Sterilisieren frei lebender Katzen eher "Beiwerk" neben seiner Hauptaufgabe, der Rückführung und Vermittlung von Fundtieren. Dennoch organisiert die Einrichtung pro Jahr für sein gesamtes Einsatzgebiet - das umfasst neben Geldern auch Issum, Straelen, Wachtendonk, Kerken und Rheinberg - etwa 70 bis 90 Sterilisationen.

S. ZEHRFELD UND S. LATZEL

(RP)
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