Issum Kein Flüchtlingsheim an den Vorster Heidweg

Issum · Beifall brandete im Issumer Ratssaal auf. Soeben hatte der Bauausschuss einen Vorschlag der Verwaltung einstimmig abgeändert. Die hatte in ihrer Vorlage angeregt, ein Grundstück am Vorster Heidweg in Sevelen zum Bau einer Flüchtlingsunterkunft für etwa 60 Personen zu nutzen. Die Politiker fügten ein "nicht" ein und lehnten damit den Standort ab.

Der Applaus kam von rund 30 Anwohnern, die zuvor die Fragestunde ausgiebig in Anspruch genommen hatten, um massive Kritik an dem Vorhaben zu üben. Warum denn die Unterkunft nicht an die Schanzstraße komme, wollte ein Bürger wissen. Am Vorster Heidweg seien die Menschen weit draußen untergebracht, wandte eine Bürgerin ein. Die Gebäudegröße wurde moniert, die mit zwei Geschossen an die zurzeit an der Lindenau entstehende Unterkunft angelehnt ist. "Wir durften damals nur eingeschossig bauen", bemängelte ein Fragesteller.

Ein weiteres Argument: Es werde eine Grünfläche überbaut und damit eine Möglichkeit für Gewerbebetriebe zur Erweiterung genommen. Expansionsgedanken hatte ein Firmeninhaber in einer Mail an die Verwaltung geäußert, die Bürgermeister Clemens Brüx in der Ausschuss-Sitzung vorlas.

Im übrigen verwahrte sich der Rathaus-Chef gegen Behauptungen aus dem Publikum, der Bau des Heims am Vorster Heidweg sei bereits beschlossene Sache. "Es liegt ein großes Missverständnis vor", sagte Brüx. Die Verwaltung habe lediglich einen Auftrag des Rates abgearbeitet, nach einem Standort für eine Flüchtlingsunterkunft zu suchen, und da sei als einzig geeignetes Grundstück eben diese Fläche übrig geblieben. Entschieden sei aber noch überhaupt nichts. Und die Anwohner würden auch mitgenommen und informiert, wenn es so weit sei. Brüx: "Wir machen uns Sorgen um ungelegte Eier."

Sprecher von CDU und SPD stützten den Bürgermeister. Jetzt sei die Lage wegen gesunkener Zuweisungszahlen zwar komfortabel, erklärte Günter Beier (CDU), aber er erinnerte an den Unterbringungsdruck vor rund einem Jahr. "Keiner ist scharf darauf, ein Flüchtlingsheim zu errichten", versicherte Stefan Sablowski (CDU). "Doch wir dürfen auch die Augen vor dem Chaos in der Welt nicht verschließen und sind zur Vorsorge verpflichtet."

Bürgermeister Brüx sprach sich dafür aus, das Thema "Flüchtlingsheim" derzeit nicht weiter zu verfolgen, da momentan kein Handlungsbedarf herrsche. Dem widersprach jedoch der Ausschuss und beschloss, die Verwaltung mit der Suche nach weiteren Standorten zu beauftragen. Von CDU und SPD wurden zwei mögliche Flächen in Sevelen genannt: eine RAG-Brache am Sportplatz Koetherdyck und der ehemalige Schulgarten der Hauptschule.

(RP)
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