Geldern Kein Geld für die Kyffhäuser

Geldern · Die Kameradschaft kümmert sich um das Ehrenmal auf dem Veerter Friedhof. Sie hat um einen städtischen Zuschuss gebeten, um Gedenktafeln für gefallene Soldaten zu erneuern. Bis auf die CDU lehnen alle Parteien das ab.

 Das Ehrenmal auf dem katholischen Friedhof an der Brigittenstraße. Die Gedenkplatten links sind schon neu, die rechts überwiegend verwittert.

Das Ehrenmal auf dem katholischen Friedhof an der Brigittenstraße. Die Gedenkplatten links sind schon neu, die rechts überwiegend verwittert.

Foto: Seybert

Die Erneuerung von Gedenktafeln am Ehrenmal auf dem katholischen Friedhof in Veert ist "nicht förderfähig". Das ist das mehrheitliche Votum der Parteien im Gelderner Bauausschuss, der darüber beraten hat. Aus zwei Gründen: Erstens handele es sich um einen Friedhof der Kirchengemeinde, also sei diese dafür zuständig, nicht die Stadt. Zweitens: Man hält die Art des Gedenkens für fragwürdig.

"Es starben den Heldentod fürs Vaterland die Söhne unserer Pfarrgemeinde", steht da am Ehrenmal auf der Bronzetafel, die dem Ersten Weltkrieg gewidmet ist. Für das Andenken an den Zweiten Weltkrieg liegen am Boden rund 75 helle Steintafeln, beschriftet mit blutroten Lettern: Grenadier, Soldat, Matrose oder Gefreiter; "gefallen" in Russland, Rumänien, Italien, Polen. Die meisten waren in ihren Zwanzigern, als sie starben.

Eine Verklärung des Schlachtens und Sterbens zum Heldentod, finden die Kritiker. Und das ganz exklusiv, nämlich bezogen allein auf die Männer der katholischen Gemeinde. Und bei den militärischen Dienstgraden geht es auch noch um militärische Werte. Das zu unterstützen "finde ich nicht angemessen für die Stadt Geldern", fasst der SPD-Fraktionschef Hejo Eicker die Ablehnung zusammen.

Der Vorsitzende der Kyffhäuser-Kameradschaft, Heinz Staudt, hat dafür kein Verständnis. "Diese Gedenkstätten, die hält man doch heute aufrecht, um darauf hinzuweisen: Leute, das darf nie mehr passieren", sagt er auf RP-Anfrage. Gerade derzeit, da es so viele weltpolitische Probleme gebe, sei das wichtig. Eine Warnung für den Betrachter: "So ist die Wirklichkeit." Staudt betont, dass die Kyffhäuser-Kameradschaft Veert sich historisch in der Gegnerschaft zu Adolf Hitler befunden habe. Im Übrigen sei die Kirchengemeinde traditionell nicht zuständig für die Pflege des Ehrenmals. Sie habe den Standort im Jahr 1950 vielmehr der Gemeinde zur Verfügung gestellt: "Das ist eine Angelegenheit der Stadt Geldern, nicht der Kirche", meint Staudt.

Die Veerter Kameradschaft kümmert sich mit großem Einsatz um die Anlage an der Brigittenstraße. Schon in die Unterhaltung der Bepflanzung steckt sie ungezählte Stunden Arbeit. Über die Hälfte der hellen Gedenktafeln hat sie im Laufe der vergangenen Jahre bereits erneuern lassen, mit Eigenmitteln und Spenden: "Nach und nach, so, wie wir unsere Kasse belasten konnten", erklärt Staudt. Zehn waren es allein im Jahr 2015; damals gab die Volksbank 1000 Euro dazu.

Die übrigen Platten aber sind teils so sehr verwittert, dass man die Schrift darauf kaum noch erkennen kann. Der Austausch würde rund 6600 Euro kosten: "Das kann man als Verein nicht so einfach leisten." Deshalb hatte die Kameradschaft um finanzielle Unterstützung durch die Stadt Geldern gebeten.

Auf offene Ohren stieß sie mit ihrem Ansinnen aber allein bei der CDU. "Wir messen dem Gedenken Wert bei", begründete der CDU-Fraktionschef Karl-Heinz Lorenz. Die übrigen Parteien blieben beim "Nein".

Wolle man das Mahnmal würdigen, dann müsste man sich mit seiner Aussage auseinandersetzen, meint SPD-Vertreter Hejo Eicker. Sein Vorschlag: "Ich sehe eine Lösung darin, dass man es so, wie es gewachsen ist, als historisches Zeugnis zeigt, aber sich inhaltlich davon distanziert." Bislang geschehe das in Veert nicht.

(RP)
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