Wachtendonk Klappern ersetzen die Glocken von Wankum

Wachtendonk · Der Geschichtskreis hat im Dorf vor zehn Jahren den Brauch des Karklapperns wiederbelebt. Am Karfreitag und Karsamstag erinnert der Lärm der hölzernen Instrumente an Kirchgang und Gebet.

 In sechs Etappen, drei an jedem der beiden Tage, sollen alle Bezirke in der Dorfmitte "wachgerüttelt" werden.

In sechs Etappen, drei an jedem der beiden Tage, sollen alle Bezirke in der Dorfmitte "wachgerüttelt" werden.

Foto: Olaf Ostermann

Es ist nicht einfach, einmal "eingeschlafene" Traditionen wieder aufleben zu lassen. Wankum liefert den Gegenbeweis. Dort gehört das Karklappern zu den Bräuchen in den Tagen vor dem Osterfest. Seit zehn Jahren bereits, dank einer Initiative des Geschichtskreises.

Einer aus dem Verein, Heinz-Josef Naus, hörte vor zehn Jahren von hölzernen Utensilien namens Karklappern, als seine Frau, damals Katechetin an St. Martin Wankum, auf der Suche nach Erinnerungskreuzen für Erstkommunionkinder in einem Katalog auf solche Klappern stieß. Naus recherchierte und erfuhr, dass in Wankum der Brauch des Karklapperns bis Ende der 1960er Jahre ausgeübt wurde. Und da 2005 das Kirchengebäude von St. Martin 100 Jahre bestand, startete der Geschichtskreis das Karklappern erneut.

Mit diesen Lärminstrumenten sollen die Menschen an Karfreitag und Karsamstag an Kirchgang und Gebet erinnert werden. Denn am Gründonnerstag verstummen die Kirchenglocken. "Früher hieß das, die Glocken seien in Rom ,Poapp äete', also Brei essen", erinnert sich Naus. Die Aufgabe der großen Bronzeexemplare im Kirchturm übernehmen morgen und übermorgen deshalb die kleinen Holzratschen und -klappern.

Um 7, 12 und 18 Uhr wird geklappert. Waren vor zehn Jahren noch drei Messdiener und vier angehende Ministranten in Begleitung Erwachsener unterwegs, ist die Gruppe mittlerweile angewachsen. Alles in allem 30 Aktive haben sich während der vergangenen zehn Jahre in den Dienst des alten Brauchs gestellt. Die Altersspannweite reicht von sieben bis 20 Jahre.

Die Uhrzeit der ersten Tour schreckt offenbar niemanden ab. "Ich stehe immer so früh auf", versichert die zehnjährige Sophie Peters. Und ihr zwei Jahre älterer Bruder Maik winkt ab: "Sind ja nur zwei Tage." Schlimmer wäre schlechtes Wetter. "Einmal haben wir uns vor lauter Schneegestöber in die Dorfstube gerettet", berichtet Heinz-Josef Naus, der ebenso wie die Geschichtskreis-Mitglieder Ingrid Hörnig und Heinz-Peter Keuck immer als Erwachsenen-Eskorte dabei ist.

Ebenso wie die Zahl der Gänger ist die Menge der Instrumente gewachsen. Zu den alten Klappern und Ratschen aus Eiche, die damals im Keller des alten Wankumer Pfarrheims gefunden wurden, sind einige entdeckte und geschenkte Krachschläger gekommen. In sechs Etappen, drei an jedem der beiden Tage, sollen alle Bezirke in der Dorfmitte "wachgerüttelt" werden. "Es wäre schön, wenn einige Leute an die Türe kämen", wünscht sich Naus. Am Karsamstag bekommen alle Klapperer in Wachtendonk ein Eis spendiert.

Die Chancen stehen gut, dass es in Wankum das wiederbelebte Karklappern auf viele Jahre bringt. Längst ist diese Aktion über den Messdienerkreis und die Kommunionkinder hinausgewachsen. Viele der Kinder, die sich auf Tour begeben, sind miteinander befreundet oder Nachbarn. Und die Wankumer wissen auch Bescheid, bevor sie die ersten Klappern hören. "Die Kirche kündigt uns immer an", freut sich Keuck.

(RP)
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