Issum Klein, flauschig, Gotlandschaf

Issum · Auf dem Kleinhaeverhof in Großholthuysen züchten Sandra Breuers und Mario Smeyts die aus Schweden stammende Rasse. Gefragt sind vor allem die Locken des Gotlandschafes. Damit wird kunstvoll gefilzt oder Wollgarn produziert.

 Sandra Breuers aus Großholthuysen mit einem ihrer Tiere. Die Gotlandschafe sind klein und robust, sie haben weiche Wolle und, wenn es nach ihrer Halterin geht, auch einen freundlichen Charakter.

Sandra Breuers aus Großholthuysen mit einem ihrer Tiere. Die Gotlandschafe sind klein und robust, sie haben weiche Wolle und, wenn es nach ihrer Halterin geht, auch einen freundlichen Charakter.

Foto: Markus van offern

Der Blick von oben. Sandra Breuers bezieht ihren Lieblingsplatz am Wohnzimmerfenster in der oberen Etage des alten Bauernhauses. Unentdeckt bleibt sie nicht. Von unten klingt ein lautes "Bääh" in ihre Richtung.

 Die Wolle wird zu weichem Garn in hübschen Grau-Tönen.

Die Wolle wird zu weichem Garn in hübschen Grau-Tönen.

Foto: Seybert Gerhard

"Von hier aus kann ich genau in die gute Stube der Schafe blicken", sagt die Großholthuysenerin. Das ist auch gut so. Vor allem wenn "ihre Mädels" lammen, möchte sie die genau im Blick haben.

Geburtshilfe, Klauenpflege, das macht die Hobbyzüchterin alles selber. Auf Haus Riswick hat sie den Sachkundenachweis gemacht. Lebensgefährte Mario Smeyts ist mit im Boot und vor allem für die Futterversorgung zuständig. Das Heu wird selber produziert.

Erst waren Angoraziegen die erste Wahl für die hauseigene Wollgewinnung auf dem Kleinhaeverhof. "Aber die waren nicht so ganz einfach", sagt Sandra Breuers und nennt als nicht so erwünschte Eigenschaften: "eigen", und: "Die hatten Hörner."

Ganz anders sieht es mit den jetzigen Bewohnern des Stalles aus. Die werden mit Komplimenten überschüttet. "Die Schafe gefallen uns. Sie haben keine Hörner, sind weich und flauschig", nennt die Züchterin die Vorzüge ihrer Gotlandschafe. Auf dünnen, schwarzen Beinen staken sie durch die Welt, um Bauch und Rücken kringeln sich die braun-grauen Woll-Locken. "Damit kann man spinnen und filzen", zählt Sandra Breuers den Nutzen auf und holt eine eigens gefilzte Sitzunterlage hervor. Ans Spinnrad hat sie sich auch schon gesetzt. "Um das alte Handwerk zu erhalten. Das soll nicht aussterben", sagt sie. Wenn sie mal mehr Zeit habe, werde sie sich dem mehr widmen. Aber tagsüber arbeitet sie im Büro, die Schafe sind Hobby.

Ein entspannendes dazu. "Wenn die Lämmer da sind, dann stellen wir Stühlchen in die Wiese und beobachten einfach den Lämmerkindergarten", beschreibt sie das idyllische Zusammenleben mit den Tieren. Von anfangs fünf ist die Herde auf mittlerweile 21 Schafen angewachsen. "Und alle 21 kann ich noch auseinanderhalten", sagt sie und zählt die Besonderheiten der einzelnen Tiere auf. Bock Visby, nach der Stadt auf Gotland benannt, war schon als Jungschaf ein starker Kämpfer. Chantalle und Jacqueline haben besonders schöne Locken. "Die bleiben", sagt die Hobbyzüchterin.

Andere gehen. Auch wenn die Schafe Namen haben, werden sie geschlachtet. Damit hat die Familie aus Großholthuysen ihr eigenes Fleisch. "Die Nachbarn haben schon probiert und waren ganz begeistert vom Gotlandschaf-Fleisch und dem Schinken", sagt die Züchterin. Es sei besonderes Fleisch, gehe mehr in die Wildrichtung und schmecke weniger nach Schaf.

Es gibt auch die Zwillinge Schnitzel und Wurst. Diese Namen stammen aus der Zeit, als Sandra Breuers sich noch dagegen wehrte, den pelzigen Mitbewohnern einen Namen zu geben. Dann gab es aber doch so wohlklingende Namen wie Ilse, Elsbeth, Heidi, Sternchen und Alois, der Bock.

Aber das Gotlandschaf ist kein Fleischschaf. Zweimal im Jahr werden sie geschoren. Auch das macht die tatkräftige Großholthuysenerin selber. Die Wolle ist gefragt bei Handarbeiterinnen und wird zu opulenten Filzkragen oder anderen Kunstwerken verarbeitet. In einer kleinen Fabrik in Ostdeutschland hat Sandra Breuers erstmals Garn aus der Wolle produzieren lassen. Ein Knäuel von 100 Gramm kostet 14,50 Euro. "Weich und kratzt nicht", nennt sie das tolle an der Wolle. Außerdem mag sie die verschiedenen Grautöne. "Es ist ein schönes Naturprodukt", stellt sie klar. Beliebt sind auch Schafffelle. "Für den Kinderwagen, für Fotografen, die Babyfotos machen, für die Couch oder vor dem Kamin", zählt sie auf.

Gerne würde sie sich noch weiterbilden. "Wenn ich könnte, würde ich gerne mit einem Schäfer mitlaufen, um noch mehr zu lernen." Aber erst einmal ist sie im eigenen Stall umzingelt von Bock Herr Lustig und seinem kleinen Schafharem. Im Frühling, da wird bereits Nachwuchs erwartet. Und sicher wird Sandra Breuers dann wieder auf Position an ihrem Lieblingsplatz gehen.

(RP)
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