Geldern Kopfüber durch das Gelderland

Geldern · Aber hallo! Der Veerter Mirko Hanßen ist der erste Handstand-Skater Deutschlands. Wir wollten wissen: Wie kommt der denn auf sowas?

Handstand-Skater Mirko Hanßen zeigt seine Tricks
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So spektakulär ist Handstand-Skating

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Wer so was auf die Straße bringt, der hat keine Gewichtsprobleme. Wer kopfüber im Handstand auf Inline-Skates durch das Gelderland unterwegs ist, der beherrscht seinen Körper. Der strotz vor Kraft. Muskeln in Reinkultur. Wer so positiv verrückt ist? Die Rede ist von Mirko Hanßen, einem Veerter, der einen Traum wahr werden lassen will. Das 20-Jährige Kraftpaket versucht in den nächsten Jahren, von der von ihm erfundenen Sportart, dem Handstand-Skating, zu leben. "Wenn es nicht klappt, gehe ich halt in ein paar Jahren studieren", so Hanßen, der seinen persönlichen Zeitrahmen für die nächste Zeit somit klar abgesteckt hat. Ehrgeizig wirkt er, aber nicht überzogen. Und sympathisch.

 Den Blick für die grünen Wiesen des Gelderlandes hat Mirko Hanßen gerade nicht, wenn er auf den Händen skatet. Bevor er ins Rollen kommt, zurrt er mit den Zähnen noch die Verschnürung seines Boots (Stiefel) fest.

Den Blick für die grünen Wiesen des Gelderlandes hat Mirko Hanßen gerade nicht, wenn er auf den Händen skatet. Bevor er ins Rollen kommt, zurrt er mit den Zähnen noch die Verschnürung seines Boots (Stiefel) fest.

Foto: Seybert

Zum Nachmachen ist diese Sportart sicher nicht geeignet, die sich so ein bisschen auch zufällig entwickelt hat. Beim Abendessen im Kreise der Eltern und fünf Geschwister kam die Idee auf, seine Vorliebe für Handstände doch mit seinem anderen Faible, dem Inline-Skaten, zu kombinieren. "Mein erster Versuch landete in meinem Zimmer in der Musikanlage, die ich danach wieder aufbauen konnte", erinnert sich der Athlet schmunzelnd. Denn kaum war er mit den Händen in die Inliner gesteigen, rollte er auch schon Richtung Erdboden.

Doch Mirko Hanßen ließ sich von dem einen Fehlversuch nicht ins Boxhorn jagen. Anfangs übte er an der B 9 bei Veert auf dem Radweg, was aber zu größeren Ablenkungsmanövern bei den vorbeibrausenden Autofahrern führte. Er verlegte sein Trainingsgelände in eine Seitenstraße im Ortskern. "Dabei habe ich stets darauf geachtet, dass mich niemand mit seinem Smartphone filmt und das Video ins Netz stellt", sagt der junge Mann, der so bisher erfolgreich verhindern konnte, dass jemand "seine" Sportart kopierte.

Was gelang. Bis vor wenigen Tagen. Denn da hat Mirko Hanßen, der sich als perfektionistisch bezeichnet, beschlossen, sowohl ein älteres Video, bei dem seine Schwester Carina die Kamera übernahm, als auch einen brandneuen Film beim Internetkanal Youtube hochzuladen. RP-Fotograf Gerhard Seybert und der Kevelaerer Spezialist Jürgen Zellmann ließen den filigranen Kraftprotz dafür im Düsseldorfer Medienhafen und auf abgelegenen Straßen im Kreis Kleve skaten. "Das Ergebnis kann sich sehen lassen", findet der 20-Jährige, der nie Vereinssport betrieben hat, vollkommen zurecht. Für ihn ist es eine Investition in die Zukunft. Soll ja noch etwas dauern, bis er ein Studium beginnen muss.

Denn momentan tut Hanßen alles, um mit dem Handstand-Skaten populär zu werden. Vor wenigen Tagen war er bei Stefan Raab in "TV total" zu Gast. "Mein erster TV-Auftritt - und das, obwohl ich noch nie auf einer Bühne gestanden habe." Doch alles klappte. Mit Inlinern an Händen und Füßen präsentierte er Überschläge im Studio. Applaus gab es satt. Überhaupt arbeitet der junge Kerl permanent an weiteren Kunststücken. Denn Rampen, die übersprungen werden müssen, oder Flic-Flacs reichen schon längst nicht mehr. Zurzeit tüftelt er an Kombinationen mit anderen Sportarten. Von Fußball ist da die Rede. Und von Fallschirmspringen.

Für die Fitness trainiert Hanßen drei bis vier Stunden täglich. Dabei arbeitet er mit dem eigenen Körpergewicht. Eisenbiegen im Studio kommt für ihn nicht in Frage. Sport im Abitur hilft ihm beim Erstellen der Trainingspläne. Was zu ihm passt: Der Perfektionist, der ein Selfmademan ist. Der vieles selbst in die Hand nimmt. Dass er damit erfolgreich werden könnte, nimmt man ihm bei so viel Professionalität in jungen Jahren durchaus ab.

(RP)
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